Menden. Corona ist in den Hintergrund gerückt, fast alles geht wieder – passend zur Hochzeitssaison 2022. Welche Trends gibt es? Was ist überhol?

Wie wird der vermeintlich schönste Tag im Leben, wirklich der Schönste? Wie individuell darf eine Trauung sein? Kann das Paar zu „Highway to Hell“ einlaufen oder kippen die Gäste dann vom Stuhl? Ist überhaupt wichtig, was die Gäste denken? Das sind Fragen mit denen sich die Mendenerin Catrin Albert ständig auseinander setzt. Sie betreibt die Wortmanufaktur Menden und bietet Freie Trauungen an. Alles individuell und nach Maß. Im Interview erzählt sie, ob es den perfekten Ort für Hochzeiten in Menden gibt, welche Trends überholt und welche angesagt sind und wieso Schnaps nach dem Ja-Wort voll okay ist.

Der Corona-Stau

Corona hat vielen Paaren in den vergangenen Jahren einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Wille war da, die Umsetzung war schwierig. Viele Trauungen werden jetzt nachgeholt. Feiern waren entweder nicht erlaubt oder nur unter strengen Auflagen gestattet. Das hat auch Catrin Albrecht am eigenen Leib erfahren und ihre Trauung nur mit Mann, Kind und Fotografen durchgezogen. Und das obwohl sie vom Fach ist.

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Die gelernte Personalerin organisiert Freie Trauungen – überall da, wo Paare es sich wünschen. „Ich sage den Paaren immer: Es ist euer Tag und ihr könnt euch komplett ausleben“, sagt die 43-Jährige. Nicht allen falle es leicht, sich von der gängigen Praxis zu lösen und die eigenen Wünsche komplett in den Fokus zu setzen. Aber jene Paare, die am besten loslassen und delegieren können, würden meist den schönsten Tag erleben. Denn sie seien dann frei genug, den Moment wirklich zu genießen.

Die verrückteste Trauung

So ist ihr eine Hochzeit besonders im Gedächtnis geblieben: „Das Paar wollte nichts von der Trauung wissen. Sie haben mir komplett freie Hand gelassen“, sagt Albert. Catrin Albert hat alles in Absprache mit den engsten Freunden und der Familie des Paares abgestimmt. Die Braut kam im Boho-Kleid, der Bräutigam in Schützenuniform. Mit dem Preussischen Präsentiermarsch ging es los, auch das Lied Highwigh to Hell kam zum Einsatz, genauso wie die Lieblingshits aus dem Skiurlaub. „Während der Trauung hat das Paar in einem Ritual Veltins und Jägermeister aus einem speziellen Becher getrunken“, sagt Catrin Albert und grinst. Die Lieblingsgetränke der Beiden. Ob die Trauung ein bisschen verrückt war? Ja, definitiv. Aber sie passte perfekt zum Paar. Die Gäste hätten mitgefiebert.

Die Mendenerin Catrin Albert sammelt Andenken an schöne Trauungen an ihrer Pinnwand.
Die Mendenerin Catrin Albert sammelt Andenken an schöne Trauungen an ihrer Pinnwand. © WP | Jennifer Wirth

Ein weiteres Highlight unter ihren bisherigen Einsätzen? Eine romantische Abendtrauung mit einem Eröffnungstanz im Lichterherz und einer Star-Wars-Lichterschwert-Einlage von Bräutigam und Freunden. Aber das Motto ist immer: Möglich ist alles, nichts muss.

Die besten Plätze in Menden

Die Hochzeits-Hauptsaison geht von Mai bis Oktober. Jetzt geht es also in die heiße Phase. Wer möchte, dass Catrin Albrecht die eigene Trauung organisiert, muss sich frühzeitig melden – mindestens ein Jahr vorher. Welche Orte sind in Menden besonders beliebt?

Die Wahrheit sei: Die meisten Mendener Paare würden ausfliegen und sich für Plätze außerhalb Mendens entscheiden, so die Expertin. In den sieben Jahren, in denen sie aktiv ist, hatte sie erst wenige Trauungen in der Hönnestadt, einmal am Hexenteich und ansonsten im privaten Garten. „Menden hätte schöne Orte für Freie Trauungen“, sagt Catrin Albrecht. Spontan würde ihr die große Wiese auf der Wilhelmshöhe einfallen. Leider fehle das richtige Gesamtpaket. Nur ein schöner Ort reiche in der Regel nicht. Auch die Location und der entsprechende Dienstleister seien wichtig, da die Mehrzahl der Heiratswütigen gern alles an einem Ort hätten.

Die beliebtesten Orte in der Umgebung

Beliebt seien beispielsweise die umliegenden Seen mit ihren Booten, der Gutshof Wellenbad in Schwerte oder die Brennerei Bimberg in Iserlohn. Auch zur Wilden Wiese würde es viele Paare verschlagen. Sie heiraten dort auf einer Wiese mit Blick auf die Berge. „Das ist einfach richtig schön“, so Albrecht. Prinzipiell seien Freie Trauungen aber überall machbar – solange der Eigentümer sein Okay gibt. „Ich finde zum Beispiel Streuobstwiesen sehr schön. Ich habe einen Traubogen und bringe meine Anlage mit. Sie ist unabhängig vom Strom.“ Mit etwas Deko, der richtigen Bestuhlung und Musik werde aus jedem Ort, ein perfekter.

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Wichtig sei die gute Erreichbarkeit, ein Plan B, falls es beginnt zu regnen oder zu heiß ist und eine angenehme Lautstärke. Ein Negativbeispiel hat die Expertin auch parat: Das Gewächshaus im Sauerlandpark. Es sehe zwar hübsch aus und die Blumen seien toll. Doch im Haus sei es im Sommer heiß, nur wenige Gäste passen hinein und ein Kinderspielplatz liegt direkt daneben. Keine ideale Mischung.

Die Trends und was mittlerweile nicht mehr angesagt ist

Und was ist im Moment auf Hochzeiten angesagt? „Eine Zeit lang gab es unheimlich viele Bars“, sagt Catrin Albrecht. Also Ecken, in denen sich die Gäste mit Süßigkeiten, Salzigem, Zigarren oder alkoholischen Getränken selbst versorgen können. Das gebe es immer noch, der Trend sei aber auf dem Rückmarsch. Ähnliches gelte für Fotoboxen, die habe man mittlerweile auf vielen Hochzeiten gesehen. Trauungen und auch Kleider in den Stilen Vintage und Boho seien in den vergangenen Jahren extrem gefragt gewesen – und noch beliebt.

„Das bleibt auch noch so, aber alles wird ein bisschen cleaner. Paare machen sich auch immer mehr Gedanken um die Nachhaltigkeit. Muss es zwingend das Papiertaschentuch auf den Plätzen der Gäste sein? Oder die Seifenblasen? Oder Luftballons?“ Die Verliebten würden wieder vermehrt auf Qualität achten, Live-Gesang komme gut an und der Trend gehe – auch durch Corona – weg vom Buffet und hin zum klassischen Menü. „Einige entscheiden sich auch bewusst für Trockenblumen“, sagt die Expertin. Diese könnten hinterher weiterverarbeitet werden zu einem hübschen Andenken an den schönsten Tag im Leben.