Menden/Oesbern. Das erste Maiwandern nach zwei Jahren Corona-Pause in Menden. Vieles ist wie früher, aber auch vieles ganz anders. Eine Reportage aus Oesbern.

Schon wieder ein Achsbruch. Jan und seine Gruppe kommen ganz schön ins Schwitzen. Auf zweieinhalb Rollen und einer schleifenden Vorderachse kann so ein vollbepackter Bollerwagen ganz schön schwer werden. Mit vereinten Kräften geht es vom Rohaus am Haböcken bis nach Oesbern hoch. Hauptsache Spaß und etwas Sonne. Und die Vorräte sind auch gerettet. Das darf man beim Maiwandern nicht unterschätzen.

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Ricarda Müller (24) links, Frederick Struck (25) hinten und Leony Scholz (25) und Julia Dieckmann (25).  
Ricarda Müller (24) links, Frederick Struck (25) hinten und Leony Scholz (25) und Julia Dieckmann (25).   © Westfalenpost | Arne Poll

Maiwandern: Viele vermissen den gesperrten Sportplatz in Oesbern

Das sehen auch andere Gruppen genauso: „Endlich wieder Maiwandern“, sagt Frederick Struck (25). Er ergänzt: „Der Weg ist das Ziel.“ Seine gemischte Gruppe aus Unna und Menden ist sich bewusst, dass es heute wohl in Oesbern keine Erlaubnis geben wird, sich dort niederzulassen. „Wir schauen mal, wo wir am Ende landen“, sagt Ricarda Müller (24). Zumindest mal schauen wollen am Ende doch die meisten Maiwanderer, wie es so in Oesbern ist. Dort war sonst immer Party. Als der Sportplatz gesperrt wurde, traf man sich am Kreisel, zu Hunderten.

Bürgermeister Roland Schröder spricht die Partymeute gezielt an. Ansammlungen werden nicht geduldet.
Bürgermeister Roland Schröder spricht die Partymeute gezielt an. Ansammlungen werden nicht geduldet. © Westfalenpost | Arne Poll

Dort unten wartet in diesem Jahr der Bürgermeister höchstpersönlich. Roland Schröder steht nicht am Bierwagen, sondern in der Ordnungsamtsweste. Gemeinsam mit der neuen Abteilungsleiterin Ordnung Manuela Schmidt spricht Schröder die Maiwanderer an, schickt sie freundlich weiter. Er erklärt geduldig, warum man keine Party zulässt. Einige wollen diskutieren. „Alter, du musst den Sportplatz wieder aufmachen“, sagt einer.

Maiwandern in Menden: Einer von vielen Bollerwagen mit Achsbruch. 
Maiwandern in Menden: Einer von vielen Bollerwagen mit Achsbruch.  © Westfalenpost | Arne Poll

Die meisten finden es ziemlich „nice“ (O-Ton), dass der Bürgermeister den Einsatz selbst leitet. „Ey, du bist der Bürgermeister. Echt?“ Schröder punktet bei den jungen Leuten, obwohl er im Ordnungsamtsjeep von Ansammlung zu Ansammlung hin und her fährt, meist den Polizeibulli im Schlepptau. „Alter“, sagt auch der nächste Wanderer, „bitte nur eine kleine Pause“. Bis auf einige wenige Sturzbetrunkene bleibt die Stimmung so entspannt wie selten.

Das Foto vom 1. Mai 2022 zeigt das traditionelle Maiwandern in Menden. 
Das Foto vom 1. Mai 2022 zeigt das traditionelle Maiwandern in Menden.  © Westfalenpost | Arne Poll

Mehr Ruhe für die Anwohner am Loconer Weg

Thomas und Loraine Hennig können in diesem Jahr so entspannt wie wohl noch nie (außer in den Corona-Jahren 2020 und 2021) im Garten auf der Ecke Loconer Weg/Haböcken sitzen. „Bei uns haben sonst sogar immer die Leute geklingelt und wollten auf die Toilette gehen“, sagt Loraine Hennig. Wenn sie wenigstens klingelten… Andere gingen damals in den Garten. „Das war für die Kinder nicht schön.“

Thomas Schneider sammelt Flaschen: 2019 hat er bei der letzten Auflage vor Corona 150 Euro in zwei Stunden gemacht
Thomas Schneider sammelt Flaschen: 2019 hat er bei der letzten Auflage vor Corona 150 Euro in zwei Stunden gemacht © Westfalenpost | Arne Poll

Für Flaschensammler Thomas Schneider dagegen ist das Geschäft auf Vor-Corona-Niveau. „2019 hatte ich 150 Euro zusammen“, sagt Schneider, der eifrig Flaschen und Dosen in den Kofferraum wirft und damit sogar ein gutes Stück gegen die Vermüllung tut. „Das war letztes Mal in zwei Stunden.“ Die Dosen werden zuhause mit einem Extra-Gerät wieder in Form gebracht und gehen Montag bei Aldi in den Automaten. So läuft das Geschäft.

+++ Die schönsten Fotos aus den vergangenen Jahren: Maiwandern 2016 bis 2019 in Bildern +++

„Wir sind auch letztes Jahr gelaufen, als Corona war“, sagt Sarah Werner (32). „Aber so ist es noch viel schöner. Es müsste nur noch der Sportplatz wieder offen sein.“