Menden. Das Hotel Restaurant Menden (früher: Haus Slamic) ist nach einem Unfall schwer beschädigt. Gastronom Jasmin Tufekcic (34) zeigt sich fassungslos.

Überall liegen Trümmer verstreut. Im hohen Gras ist eine Bremsscheibe eingeschlagen. Der Briefkasten der Post hängt schief. Blumenkästen wurden niedergewalzt. Die Hauswand vom früheren Haus Slamic ist getränkt mit Motoröl, die Fenster sind eingedrückt. Das Auto, das in der Nacht zu Samstag in das „Hotel Restaurant Menden“ krachte, hat die sprichwörtliche Spur der Verwüstung hinterlassen. Gastronom Jasmin Tufekcic fegt den Schutt zur Seite. Der Schock bei dem 34-Jährigen sitzt tief. „Wäre das unter der Woche passiert, hätte es Tote geben können“, sagt er. Update von Sonntag: Die Ursache für den Unfall steht jetzt fest: Es handelt sich um ein illegales Autorennen

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Betonteile fliegen 50 Meter durch die Luft – Auto überschlägt sich mehrfach

Das Vordach am Hotel Restaurant Menden muss wohl abgerissen werden. Auch die Fassade ist beschädigt.
Das Vordach am Hotel Restaurant Menden muss wohl abgerissen werden. Auch die Fassade ist beschädigt. © Westfalenpost | Arne Poll

Die Spuren zeigen den schier unfassbaren Verlauf des Unfalls an. Der Fahrer des Wagens war in Fahrtrichtung Bösperde auf der Unnaer Landstraße unterwegs. Auf Höhe des Parkstreifens kommt das Auto von der Straße ab. Das Fahrzeug durchschlägt eine Wand von Betonkästen, die den Gehweg von der Straße trennen. Es rast wie durch ein Tor unter dem Vordach des Hotels durch. Dabei schlägt es in die Wand ein, reißt eine massive Gittertür ab. Das Auto wird dabei schon so schwer beschädigt, dass sich das Motoröl über das Gebäude ergießt. Die Scheiben des Restaurants zersplittern.

Gastronom Jasmin Tufekcic beim Aufräumen mit einem Autoscheinwerfer.
Gastronom Jasmin Tufekcic beim Aufräumen mit einem Autoscheinwerfer. © Westfalenpost | Arne Poll

Der Schwung des Wagens ist so groß, dass eine weitere Mauer zur Seite geschoben wird. Betonteile von einem Brunnen fliegen 50 Meter weiter durch die Luft. Das Auto überschlägt sich mehrfach. Es bleibt erst in der Böschung an der kleinen Stichstraße hinter dem Hotel liegen und beginnt zu brennen.

Zwei Personen schwer verletzt – Hotel mit Gästen belegt, auch Familie im Haus

Die Insassen, das meldet die Feuerwehr, werden nicht eingeklemmt. Sie werden durch Notarzt und Rettungsdienst an der Unfallstelle behandelt und dann ins Krankenhaus eingeliefert. Laut Feuerwehr ist neben dem Fahrer noch ein Beifahrer an Bord. Die weiteren Daten der Insassen sind noch unklar. Die Feuerwehr löscht den Brand im Motorraum des völlig zerstörten Fahrzeugs, während die Polizei sich um die Unfallaufnahme kümmert. Die Straße muss drei Stunden lang gesperrt bleiben. Update von Sonntag: Die Ursache für den Unfall steht jetzt fest: Es handelt sich um ein illegales Autorennen

Überall liegen Trümmer wie der Spiegel des Autos.
Überall liegen Trümmer wie der Spiegel des Autos. © Westfalenpost | Arne Poll

Für Familie Tufekcic ist es ein Schock. Vater Nihad lag oben im Bett als der Wagen in den frühen Morgenstunden einschlug. Er steht kopfschüttelnd vor den Trümmer. Im Hotel sind aktuell Gäste einquartiert. Jasmin Tufekcic hat die zerstörte Eingangstür des Hotels vorübergehend mit einer Holzplatte geflickt. „Was soll ich machen. Ich habe ja Leute im Haus.“

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Vordach muss auf jeden Fall weggerissen werden

Im Restaurant geht erst einmal nichts mehr. Die Wände haben Risse. Die Statik sei aber nicht gefährdet, habe man ihm versichert, sagt der Gastronom, der das Haus am 1. September 2018 von Familie Slamic übernahm. Der Restaurant-Betrieb liegt vorübergehend lahm. Die Tufekcics müssen nun erst einmal sehen, wie sie die Vorräte verarbeiten. Die Kühlschränke waren gut gefüllt. „Am Wochenende ist ja immer etwas los.“

Das Auto rast rechts unter dem Vordach durch, kracht in die Wand, überschlägt sich und kommt erst unterhalb der Bäume zum Liegen. Dort geht es in Flammen auf.
Das Auto rast rechts unter dem Vordach durch, kracht in die Wand, überschlägt sich und kommt erst unterhalb der Bäume zum Liegen. Dort geht es in Flammen auf. © Westfalenpost | Arne Poll

Man könne von Glück reden, dass keine Außenstehenden zu Schaden kamen, sagt der 35-Jährige. „In der Woche sind hier immer Monteure bei uns im Hotel. Die stehen oft nachts genau an der Stelle unter dem Vordach und rauchen.“ Er schluckt. „Die wären jetzt tot.“

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Gastronom kritisiert: Seit Jahren nichts gegen Raser unternommen

Für die Tufekcics geht jetzt das Aufräumen weiter. Es stehen Verhandlungen mit der Versicherung an. Das Vordach muss ganz sicher weggerissen werden. Möglich, dass auch der ölgetränkte Boden ausgetauscht werden muss. Jasmin Tufekcic ärgert sich, dass es zu dem Unfall kommen konnte: „Jeder fährt hier schneller als es erlaubt ist.“ Gleichzeitig sei der Gehweg kaum von der Straße getrennt, Markierungen sind nur schlecht erkennbar. „Die müssen hier jetzt was machen.“

Der überschlagene Wagen geht in Flammen auf.
Der überschlagene Wagen geht in Flammen auf. © Christopher Reimann | Feuerwehr Menden