Fröndenberg. Die Seniorenkreise Fröndenberg wissen, dass ältere Menschen ihre Not aus Scham oft nicht mitteilen. Neue Angebote sollen das in Zukunft ändern.

Corona-Einsamkeit, Preissteigerungen, Hilflosigkeit: die Fröndenberger Seniorenkreise möchten alten Menschen helfen im Alltag. Dafür sind sie aber auf Hinweise angewiesen.

„Wir sind angewiesen auf die Hinweise von Nachbarn oder Bekannten", betont Cornelia Büse. Denn alte Menschen, die im Alltag Hilfe brauchen, und sei es auch noch so dringend, teilten ihre Bedürfnisse oftmals niemandem mit. Aus Scham zum Beispiel. „Oder sie wollen ihre Kinder nicht mit den Problemen behelligen", weiß Silke Habekost. Büse und Habekost sind die beiden neuen Vorsitzenden der Fröndenberger Seniorenkreise, die sich kürzlich personell neu aufgestellt haben. Sie übernehmen die Nachfolge von Jürgen Wiechert.

Seniorin zahlt weiter für ihr Auto, weil sie nicht weiß, wie sie es abmelden kann

In den vergangenen zwei Jahren konnte aber auch in den Seniorenkreise in Fröndenberg zumindest an Veranstaltungen oder Zusammenkünften nicht viel passieren. Nun möchte der neue Vorstand Schwung aufnehmen. Cornelia Büse erzählt auch von ihrem eigenen privaten Engagement.

Dass sie zum Beispiel für eine ältere Frau die Einkäufe übernimmt. Schwierig sei es dabei oft vor allem, an die wirklich hilfsbedürftigen Menschen heranzukommen. Sie gibt ein weiteres Beispiel aus eigener Anschauung: eine Frau, die aus gesundheitlichen Gründen mittlerweile kein Auto mehr fahren könne. Aber weil sie nicht wisse, wie man ein Auto verkauft oder abmeldet, zahlt sie weiter Steuern oder Versicherungen, völlig unnötig. Jemand anders wiederum sei überfordert im Austausch mit der Pflegeversicherung, wisse gar nicht, welche Leistungen ihm eigentlich zustehen. „Andere Senioren können gar nicht mehr die eigene Wohnung verlassen", führt sie weiter aus. Weil das der Körper nicht mehr mitmache oder sie sich weder Taxi noch Bus leisten können. Kinder und Enkel, wenn es sie denn gibt, leben oft weit entfernt, Freundschaften gibt es keine mehr. +++ Auch lesenswert: Fröndenberger Witwentreff will sich weiter vernetzen +++

Motto der Seniorenkreise: „Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden“

Aber über allem stehe das große Schweigen. Deshalb nennt Cornelia Büse ihr Motto sowie das für die Arbeit der Seniorenkreise: „Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden." Sie fordert alle Betroffenen auf, sich bei den Fröndenberger Seniorenkreisen zu melden. „Wir können helfen, wir haben die Netzwerke." Und weil sie wie auch die anderen Engagierten genau wissen, dass sich eben viele aus eigenem Antrieb nicht melden, fordern sie Nachbarn oder Bekannte auf: „Nennen Sie uns Menschen, die Hilfe brauchen.“ Zum Beispiel wird hier ein Fahrdienst angeboten, zum Einkaufen etwa oder zum Arzt. Oder ins Allee-Café in der Fröndenberger Innenstadt. Dort soll weiterhin eine Zentrale der Hilfsangebote sein. +++ Lesen Sie auch: Organisierte Nachbarschaftshilfe in Fröndenberg +++

Allee-Café Fröndenberg: Zahl der Besuche nimmt langsam wieder zu

Auch die Leiterin des Cafés, Sabine Banaczak, unterstreicht im Gespräch, wie sie hier tagtäglich vermittelt, berät, hilft. Jeder ältere Mensch könne sich bei ihr mit Nöten melden. Der Treffpunkt war freilich auch vom Corona-Lockdown betroffen. Und hier geht es ja auch um die gemeinhin am höchsten durch das Virus gefährdete Gruppe. Und dennoch, so Banaczaks Erfahrung: „Der Besuch im Café wird jetzt wieder mehr. Das ist auch die Gruppe mit dem höchsten Anteil Geimpfter. Diese Menschen machen alles, um ihre Freiheit wieder zu bekommen."

Kontakte

Das neue Beratungsangebot Problemlöser gibt es nun jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr im Allee-Café. Wer Hilfsangebot für sich oder andere nachfragen möchte, soll sich an Cornelia Büse wenden (02373 - 6887919 oder 01590 - 6373207 oder ) oder im Allee-Café bei Sabine Banaczak (02373 - 974331 montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr). Seniorenkreis und Bündnis für Familie haben in Fröndenberg auch schon viele andere soziale Projekte auf die Beine gestellt, ob gesellige Veranstaltungen, Demenzberatung, das Fröndenberger Kochbuch oder die Taschengeldbörse.

Wichtig: Hilfe und Beratung jeder Art kann es auch anonym geben. Cornelia Büse deutet auf einen kleinen, privaten Raum im Allee-Café. Ab sofort ist Cornelia Büse jeden Donnerstagvormittag hier, abgestimmt auf den Termin des Wochenmarktes. „Problemlöser" nennt sich dieses neue Angebot, und dementsprechend kann diese Beratung in jegliche Richtung gehen. Sabine Banaczak weist die Besucher des Treffpunktes, gerade die in finanziellen Nöten ganz, besonders darauf hin: „Man muss dann auch nichts verzehren im Café. Unsere Stammgäste wissen das schon.“ +++ Das könnte Sie auch interessieren: Ein Netzwerk für Demenz in Fröndenberg +++

Seniorenkreise Fröndenberg wollen an Vernetzung mit anderen Akteuren arbeiten

Als mittelfristige Aufgabe wollen die Seniorenkreise an der Vernetzung mit anderen Akteuren arbeiten. Silke Habekost ist schließlich auch im Bündnis für Familie aktiv. Ihre Einschätzung: „Bei Kindern wird man von der Geburt an besser informiert über Hilfe und Angebote. Das sollte für Senioren auch standardmäßig angeboten werden." Die Engagierten der Seniorenkreise wissen, dass ihre Angebote auch in Zukunft wohl nicht weniger dringend nötig sein werden.