Menden. Nach viel Ärger und Kritik: Das Mendener Ordnungsamt hat eine neue Führungsspitze. Manuela Schmidt und Sabrina Hünnies geben den Ton an.

Freundlich, gut gelaunt und resolut: So präsentiert sich die neue Führungsspitze des Ordnungsamtes Menden. Manuela Schmidt ist die neue Abteilungsleiterin „Bürgerdienste, Sicherheit und Ordnung“ und seit Anfang März im Amt. An ihrer Seite steht ab sofort Sabrina Hünnies. Sie ist die neue Teamleiterin des Ordnungsamtes. Das Frauen-Duo hat sich einiges vorgenommen. Im Interview erzählen sie gemeinsam mit Bürgermeister und Dezernent Roland Schröder, was sie bewegt und was die Bürger von ihnen erwarten können.
Roland Schröder: Vorab möchte ich eins sagen: Ich bin sehr froh, dass wir diese beiden Frauen für die Stellen gewinnen konnten. Es geht um Schlüsselpositionen im Rathaus. Das Team des Ordnungsamtes ist am Rande des Belastbaren angekommen, nach zwei Jahren Corona. Jetzt geht es darum, das Team genau anzugucken und auf einen guten Weg zu bringen. Manuela Schmidt hat sich in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit eingearbeitet. Respekt. Und Sabrina Hünnies und ich kennen uns viele Jahre. Sie macht eine hervorragende Arbeit. Das sind zwei kompetente Kolleginnen. Ich bin mir sicher, dass eure Chemie stimmt.
So viel Lob zum Start. Das geht doch runter wie Öl. Oder?
Schmidt: Ja. Vielen Dank!


Ist es ein Zufall, dass nun zwei Frauen die Spitze bilden?

Schröder: Ich habe mir vorgenommen, mehr Frauen in Führungspositionen einzusetzen. Doch an dieser Stelle ist es tatsächlich Zufall. Die Kolleginnen haben mit ihrer Leistung überzeugt.
Und ich dachte, Frauen seien schlichtweg ordentlicher...
(lachen)

Frau Schmidt, Ihre Vita ist lang und vielfältig. Sie haben Jura studiert, als Rechtsanwältin gearbeitet, waren Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule (FH) Südwestfalen und haben sowohl an der FH als auch bei der Stadt Iserlohn in der Verwaltung gearbeitet. Ihre letzte Station hat Sie zur Südwestfalen-IT geführt. Und jetzt geht’s in die Verwaltung nach Menden? Ist das nicht ein bisschen trocken?
Schmidt: Das ist ein Vorurteil. Die Arbeit in der Verwaltung hat mich schon immer gereizt. Man kann hier sehr viel bewegen und gestalten. Es entspricht meinem Temperament, Neues zu erschaffen. Ich möchte Prozesse, die jetzt anstehen, auf den Weg bringen.

Welche zum Beispiel?

Schmidt: Die Digitalisierung. Bei der Südwestfalen-IT habe ich in diesem Bereich viel Know How erlangt, das ich hoffentlich jetzt auch in Menden nutzen kann.
Schröder: Es geht auch darum, bestimmte Prozesse zu hinterfragen und neu zu strukturieren.
Schmidt: Ich habe meine ersten vier Wochen im Dienst genutzt, um zu priorisieren und eine Bestandsaufnahme zu machen. Ich habe mir einen Überblick verschafft und möchte stärker mit Schnittstellen wie der Polizei, dem Stadtmarketing oder dem Baubetriebshof zusammenarbeiten. Außerdem möchte ich künftig auch mit eigenen Themen, Ideen und Vorschlägen in politische Sitzungen gehen.
Schröder: Was viele nicht wissen, ist: Zu dem Aufgabenbereich von Frau Schmidt zählt nicht nur das Ordnungsamt. Sie ist auch zuständig für das Bürgerbüro und das Standesamt. Besonders die Digitalisierung im Bürgerbüro ist eine große Herausforderung.
Hünnies: Alles zu digitalisieren, was in den Aktenschränken steht: Das ist viel Arbeit.
Schmidt: Ich bin stark serviceorientiert, möchte Verwaltungsvorgänge vereinfachen und allen gerecht werden. Analog und digital.

Die letzten zwei Jahre waren nicht einfach für das Ordnungsamt. Es gab viel Kritik und Ärger von außen. Wo sehen Sie weitere Herausforderungen in Ihrem neuen Job?
Hünnies: Ich bin seit Freitag mit der Teamleitung beauftragt und generell immer für Neues offen. Ich gucke immer nach vorne. Es kommt einiges auf uns zu – darauf freue ich mich aber. Die Ordnungsbehörde soll künftig als Hilfesteller und Berater wahrgenommen werden. Daran möchten wir arbeiten. Auch das Sicherheitsgefühl möchte ich herausarbeiten – die Menschen sollen sich in unserer Innenstadt sicher fühlen.
Schmidt: Die Stadt ist durch die Pandemie sehr gebeutelt. Als nächstes steht erst einmal die erste Großveranstaltung seit zwei Jahren an – die Kirmes. Ich möchte eine Kirmes der Zukunft entwickeln. Auch das Thema Sicherheit ist mir wichtig und nach außen darzustellen, was speziell das Ordnungsamt alles macht. Es gibt eine große Bandbreite – wir verteilen nicht nur Knöllchen.


Apropos Knöllchen. So richtig beliebt sind Mitarbeiter des Ordnungsamtes nicht, oder?
Hünnies: Tief im Herzen gehöre ich zum Ordnungsamt, aber dafür muss man geboren sein. Die Nähe zu den Bürgern macht Spaß. Es geht darum zu beraten – aber natürlich muss man auch mal etwas durchsetzen. Wichtig ist dabei immer der gegenseitige Respekt.

Würden Sie sagen, dass sie ein dickes Fell haben?
Hünnies und Schmidt: Ja.


Halten Sie sich denn auch selbst immer an alle Regeln?
Hünnies: Ich achte schon drauf, privat alle Regeln einzuhalten.

Schmidt: Rechtschaffen zu sein ist mein Grundprinzip.


Wenn ich Sie beide betrachte, muss ich Roland Schröder recht geben: Ihre Chemie scheint zu stimmen.
Schmidt: Mir war schnell klar: Das passt einfach. Wir sind beide zupackende Menschen und ergänzen uns gut.
Hünnies: Das sehe ich auch so. Die Kommunikation läuft super.
Schröder: Ihr strahlt beide eine große Ruhe aus. Das ist in diesem Bereich wichtig.


Vielen Dank für das Gespräch. Wir sehen uns dann spätestens auf der Kirmes wieder.

Schmidt (lacht): Ja, da werden wir vermutlich solange wohnen...Zu den Personen:

Manuela Schmidt ist 47 Jahre alt und wohnt seit 20 Jahren in Menden. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter. In ihrer Freizeit geht sie gerne laufen. Ihr Traum: ein Halbmarathon.

Sabrina Hünnies ist 51 Jahre alt und in Menden geboren und aufgewachsen. Sie ist ebenfalls verheiratet. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit ihren Hunden. Sie betreibt leidenschaftlich gern Agility, eine Hundesportart. Hünnies ist seit ihrer Ausbildung der Stadt Menden treu geblieben und nun bereits zum zweiten Mal im Ordnungsamt tätig.

Beide Frauen haben eine Schwäche für gute Krimis. „Es darf auch gerne mal blutig werden“, sagt Manuela Schmidt und lacht.