Menden. Das Ordnungsamt in Menden lehnt das geforderte Taubenhaus ab. Es gebe keine Taubenplage. Der Erfolg sei auch sehr fraglich. Aber stimmt das auch?
Das Ordnungsamt in Menden lehnt nach langer Prüfung ein Taubenhaus für Menden ab. Die SPD hatte den Antrag gestellt. Nach einem WP-Bericht über die explosionsartige Vermehrung von Tauben im Bereich Nordwall hatten Tierschützer eine solche Einrichtung gefordert. Es wurden zahlreiche Positivbeispiele angeführt.
Ordnungsamtsleiterin Bettina Renfordt hält jetzt Negativbeispiele dagegen: „So wurde 2012 in Berlin ein Taubenhaus für 70 Taubenpaare errichtet. In dem Haus selber brüteten jedoch nur drei Paare. Durch diese geringe Zahl an brütenden Paaren konnte keine Populationsreduktion durch das Austauschen der Gelege gegen Gipseier erreicht werden“, sagt Renfordt in einer Vorlage für die Politik. „Die Stadt Fulda baute im Jahr 2015 ein Taubenhaus für bis zu 100 Tiere – bewohnt und genutzt wurde es in der Spitze von 15 Tieren.“
Laut Stadt 45.000 Euro Anschaffungskosten für ein Taubenhaus
Die Stadtverwaltung kalkuliert mit 45.000 Euro Anschaffungs- und Baukosten für ein Taubenhaus. Bei einer unterstellten Nutzungsdauer von zehn Jahren entstünden so Abschreibungen in Höhe von 4500 Euro pro Jahr. Hinzu kämen „Unterhaltungskosten wie Futter und Wasser, Tierarztkosten, Reinigungsmittel, Eierattrappen, Schutzausrüstungen (Einweghandschuhe und FFP2-Masken).“ Dafür müsse man etwa 350 Euro pro Monat einrechnen. Für den Unterhalt durch Ehrenamtliche rechnet die Stadt 250 Euro monatlich, in der Summe etwa 11.700 Euro im Jahr. +++ So werden die Tauben am Nordwall gefüttert +++
„Um eine erfolgreiche Populationskontrolle der Stadttauben anzustreben, sind andere Mittel gegeben, die weit weniger Aufwand mit sich bringen“, sagt Bettina Renfordt. Sie argumentiert auch damit, dass die Mendener Tierhilfe eine Betreuung der Anlage abgelehnt habe, weil ihr nicht ausreichend Ehrenamtliche als Helfer zur Verfügung stünden.
Ordnungsamtsleiterin hält Bedenken für übertrieben
Aus Renfordts Sicht sind auch die Bedenken übertrieben. Die Stadtverwaltung teile nicht „die Problematik, die zur Beantragung eines Taubenhauses führt“. Es gebe „keine explosionsartige Vermehrung von Stadttauben und verwilderten Haustauben im Bereich Nordwall oder an anderen Stellen im Stadtgebiet Menden“. Es gebe auch keine „generell übermäßige Population“.
Tierärztin Sabine Roeb hatte im April die Zunahme des Taubenbestands bestätigt. Sie forderte die Stadt Menden auf, sich des Problems anzunehmen. Im Taubenhaus komme es „zur Verringerung der Taubenzahl durch natürliche Todesursachen“. Auch Michael Siethoff von der Tierschutzpartei empfahl ein Taubenhaus.
Stadtverwaltung will stattdessen Fütterungsverbot konsequent durchsetzen
Für Bettina Renfordt ist das „konsequente Einhalten des Fütterungsverbotes von Stadttauben der maßgebliche Faktor zur Populationskontrolle“. Gebe es weniger Futter reduziere sich der Bestand automatisch. Man müsse auch Nist- und Brutmöglichkeiten entfernen oder Kunst-Uhus oder Rabenvögel aufstellen, um die Tauben zu vergrämen. Von Letzteren lassen sich die Tauben am Sinn-Gebäude nicht abhalten. Sie nutzen die Plastik-Tiere sogar als Sitzplatz.
Tierschützer erklären das Fütterungsverbot gegenüber der Redaktion für Humbug. Selbst wenn man die Vögel verhungern lasse, sorge das wegen der enormen Fruchtbarkeit für eine noch stärkere Vermehrung. Seit dem WP-Bericht im April hatte sich der Bestand am Nordwall auch noch weiter vergrößert. „Nur ein integriertes Konzept kann eine tiergerechte Lösung zum Zusammenleben von Tauben und Menschen in den Städten sein“, forderte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Mirko Kruschinski in einem Bürgerantrag.