Fröndenberg/Dellwig. In Fröndenberg laufen die Vorbereitungen auf eine mögliche neue Flüchtlingswelle aus der Ukraine. Lob gibt’s vor allem für privates Engagement.
Die Mehrzweckhalle Dellwig wird zu einer Übergangs- oder Reserveunterkunft umgestaltet. Gleichzeitig kommt der überwiegende Teil der Geflüchteten aus der Ukraine allerdings privat unter. Der Freundeskreis Fröndenberg-Snowsk lobt das Engagement in Fröndenberg in höchsten Tönen. In der ukrainischen Partnerstadt wird derweil das Bargeld knapp. Und auch erste psychische Auswirkungen des Krieges machen sich bemerkbar. +++ Auch interessant: Notfallseelsorge in Fröndenberg: Hilfen für Ukraine-Helfer +++
Bei Flugzeuglärm sofort in den Keller
Um auf weitere Zuweisungen durch die Bezirksregierung Arnsberg reagieren zu können, hat auch die Stadt Fröndenberg erste Vorkehrungen getroffen. „Die Mehrzweckhalle Dellwig wird aktuell als Reserve-Unterkunft vorbereitet. Das bedeutet, dass in einem abgetrennten Teil der Halle Ausstattung bereitgehalten wird“, erklärt Stadtsprecherin Ulrike Linnenkamp auf WP-Anfrage. Die ersten Zuweisungen vonseiten der Bezirksregierung seien bereits eingetroffen. „Die Mehrzahl konnte privat unterkommen, es wurden aber auch schon städtische Unterkünfte belegt. Die Halle wird als Notunterkunft genutzt werden, solange es notwendig ist“, so Linnenkamp weiter. Aktuell ist im freibleibenden Hallenteil noch Vereinssport möglich. „Wenn die Unterkunft in Betrieb genommen wird, müssen Vereine auf umliegende Hallen ausweichen“, erklärt Linnenkamp.
1500 Euro von der Stadt
Unterstützung kommt derweil auch von der Stadt selbst. Auf Antrag der SPD-Fraktion sind im Rat zuletzt 1500 Euro bereitgestellt worden. „Diese Mittel sollen allen interessierten Personen und Organisationen in Fröndenberg zur Verfügung stehen. Der besondere Blickpunkt der Förderkulisse soll auf der Stadt Snowsk liegen, zu der man langjährige zivilgesellschaftliche Beziehungen pflegt“, heißt es dazu.
Mitglieder des Freundeskreises Fröndenberg-Snowsk stehen weiterhin in Kontakt mit Freunden und Bekannten in der ukrainischen Stadt Snowsk im Norden des Landes. „Die Stadt ist nicht angegriffen worden, aber es gibt mittlerweile Schwierigkeiten, an Lebensmittel zu kommen“, schildert Edgar Boes, Vorsitzender des Freundeskreises. Schon kurz nach Kriegsbeginn zeichnete sich ab, dass eine Bäckerei einer der letzten Orte der Stadt ist, in der es noch Lebensmittel gibt. Die Laiber wandern direkt aus dem Ofen über die Theke – inzwischen aber nicht gegen Geld, sondern oftmals im Tausch gegen Dinge des täglichen Gebrauchs. „Den Menschen in Snowsk geht es daher soweit ganz gut. Sie hoffen natürlich, dass die Ukraine gewinnt“, sagt Boes. Allerdings machten sich die ersten psychischen Auswirkungen des Krieges bemerkbar. „Wenn sie ein Flugzeug hören, dann rennen sie sofort in den Keller“, beschreibt Edgar Boes die Lage. +++ Auch lesenswert: Erste Kinder aus der Ukraine gehen in Fröndenberg zur Schule +++
Mitglieder des Freundeskreises halten vor allem über Whatsapp-Nachrichten Kontakt. Solange das Internet zumindest hält. Denn das falle zwischendurch immer mal wieder aus. Gerne auch für mehrere Tage. Angegriffen wurde die Stadt bisher nicht, die russische Armee zog am ersten Kriegstag lediglich auf dem Weg nach Kiew durch Snowsk. Gleichwohl wurden Grenzposten eingerichtet, Einwohner durften ihre Häuser zeitweise nicht verlassen.
In Ostbüren und Frömern rund 60 Geflüchtete privat untergekommen
Alleine in Ostbüren und Frömern sind rund 60 Geflüchtete im privaten Rahmen untergekommen, Landwirte stellen dafür kostenfrei Wohnraum zur Verfügung. Dass die Unterstützung in Fröndenberg – vor allem auch im Privaten – so groß ist, freut die Mitglieder des Freundeskreises entsprechend. „Wir haben viele Spenden erhalten“, sagt Edgar Boes. Davon ist unter anderem ein kleines Begrüßungsgeld an die Geflüchteten gezahlt worden. Die Menschen in der Ukraine aktiv dazu auffordern, nach Fröndenberg zu kommen, wolle man aber nicht. „Die Reise ist gefährlich“, sagt Boes. Inzwischen hat der Freundeskreis auch seine Satzung angepasst, um nicht nur Bekannten und Freunden in Snowsk, sondern allen Ukrainerinnen und Ukrainern zu helfen, die nach Fröndenberg kommen.