Fröndenberg. Stadt Fröndenberg und die GWA machen Werbung für die Biotonne, weil zu viel Bioabfall im Restmüll landet. Eigenkompostierer bekommen jetzt Post.

Zu viel kompostierfähiger Bioabfall landet im Restmüll, in Fröndenberg und überall in Deutschland. Mit Folgen für die Umwelt und den Geldbeutel. Stadt und GWA starten deshalb eine Kampagne und wollen die Biotonne in mehr Haushalte bringen. Entsprechende Post kommt in den nächsten Tagen. Wer Eigenkompostierer bleiben möchte, muss das noch einmal neu beantragen.

Gesetz erlaubt nur eine Ausnahme

Die gesetzliche Grundlage regelt und erlaubt eigentlich nur eine Ausnahme. Aber wie das so ist mit Ausnahmen, bleiben sie dann auch gerne einfach weiter bestehen. Ohne, dass jemand prüft, ob sie überhaupt noch angebracht sind. Mitte der 1990er-Jahre wurde in Fröndenberg die Biotonne eingeführt. Prinzipiell verpflichtend für alle Haushalte. Ausgenommen wurde man dann, wenn man nachweisen konnte, sämtliche nativ-organischen Stoffe, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt, mittels eines Kompost auf dem eigenen Grundstück kompostieren zu können. +++ Lesen Sie auch: Komposthaufen liefert wertvollen Bio-Dünger +++

Mit Stand der letzten Erfassung vor einem Jahr gibt es in Fröndenberg 6705 Restmülltonnen. Biotonnen gibt es aber nur in 3658 Haushalten. Alle anderen sind dann die sogenannten Eigenkompostierer und müssen alle biologisch verwertbaren Abfälle alleine und vor allem komplett kompostieren. In der Theorie jedenfalls. Andreas Hellmich von der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft (GWA) im Kreis Unna: „In der Praxis wird dort wohl nur ein Teil kompostiert. Die wenigsten Haushalte werden das komplett schaffen."

Kosten

Die grüne Tonne gibt es in der oben genannten 60l-Version, aber auch in 80 Liter (68,51 pro Jahr), 120l (102,76 Euro) und 240l (205,53).

Über alles, was in den Kompost gehört und wie man richtig daraus Dünger erzeugt, informiert auch die GWA ebenso wie die Kompostfibel des Umweltbundesamtes (www.umweltbundesamt.de).

Hellmich weist nämlich darauf hin, dass die Eigenkompostierer verpflichtet sind, wirklich alle organischen Stoffe zu verwerten. Auch gekochte Lebensmittelreste, Obstschalen oder Unkraut und Grünschnitt müssen bei nicht vorhandener Biotonne komplett kompostiert werden. „Kompostieren ist anspruchsvoll, wenn man es richtig machen will", sagt Hellmich weiter. Kontrollen in den Gärten der Eigenkompostierer, ob das in diesen Haushalten auch fachgerecht gemacht wird, gibt es nicht. Aber die Erfahrungen sprächen für sich, so Hellmich. +++ Auch lesenswert: Kurios: Kürbis hängt in Menden in drei Metern Höhe im Baum +++

Konkrete Zahlen für den Kreis Unna oder gar speziell für Fröndenberg kann er nicht angeben, aber man dürfte ungefähr im Schnitt der gesamten Bundesrepublik liegen. Und hier landen in den Restmülltonnen im Schnitt 40 Prozent Abfälle, die eigentlich noch kompostierbar wären. Und dann aber mit dem übrigen Restmüll verbrannt werden.

Verbrennung nicht nachhaltig

Umgerechnet auf die Zahlen aus 2021 würde das bedeuten, dass allein aus Fröndenberg knapp über 1000 Tonnen Müll pro Jahr verbrannt worden wären, die eigentlich als Dünger noch eine nachhaltige Funktion hätten erfüllen können. Und selbst, so sagt die GWA dazu, wenn man aufgrund der guten Informationspolitik von einem erhöhten Bewusstsein der Bürger in dieser Stadt ausgehe und einer besseren Quote, wäre diese Zahl immer noch deutlich zu hoch. +++ Lesen Sie auch: Biotonne gehört an einen schattigen Platz +++

Andreas Hellmich und Fröndenbergs Beigeordneter Günter Freck unterstreichen, dass das nicht nur Folgen für die Umwelt hat, weil Potenzial verschenkt und zusätzliche weil vermeidbare Belastungen durch die Müllverbrennung erzeugt werden. „Das wirkt sich auch auf den Gebührenhaushalt aus", betont Freck. Denn Müllverbrennung sei deutlich teuerer, müsse aber dann auf alle Beteiligten umgelegt werden. Zulasten der Haushalte, die so gut wie möglich ordentlich sortieren. +++ Das könnte Sie auch interessieren: Fröndenberg zückt bei Müll-Fouls die gelbe Karte +++

„Es besteht Handlungsbedarf", unterstreicht Hellmich. Das Ziel von Stadt und GWA: die Anschlussquote erhöhen, mehr Haushalte sollen eine Biotonne bestellen. Die betroffenen gut 2400 Haushalte Eigenkompostierer werden deshalb am heutigen Samstag oder in den nächsten Tagen Post von der GWA erhalten. Das Abbauen des eigenen Kompostbehälters im Garten soll aber nicht das Ziel sein, so Hellmich. Die Biotonne soll das lediglich ergänzen. Hellmich verweist darauf, dass das Umweltbundesamt in dieser Frage eigentlich noch deutlich strengere Vorgaben mache. „Das UBA sieht die Eigenkompostierung nicht als Alternative zur Getrenntsammlung an, sondern als sinnvolle Ergänzung", heißt es dazu in der Kompostfibel (siehe Infobox).

Antrag muss neu gestellt werden

Also: Komposter im Garten, Biotonne für schwer kompostierbares Material daneben. Der Wunsch von Stadt und GWA ist es, das sich die betroffenen Haushalte demnächst eine Biotonne zusätzlich bestellen. Wer weiterhin komplett Eigenkompostierer bleiben möchte, muss den Antrag dazu noch einmal neu stellen. Dann gibt es ein verbindliches Beratungsgespräch mit der GWA. Kontrollen auf dem Grundstück soll es aber höchstens stichprobenartig geben. Für diese Umstellung nimmt man sich das restliche Jahr 2022 Zeit. Ab 2023 würde dann die Biotonne in den andere Haushalten neu aufgestellt.

In anderen Städten im Kreis Unna, so Andreas Hellmichs Erfahrung, habe man 50 bis 60 Prozent der Haushalte dazu bewegen können, neu die Biotonne anzuschaffen. Auf diese Quote hofft man auch für Fröndenberg. Hellmich verweist darauf, dass die kleinste Biotonne über 60 Liter mit 51,83 Euro Gebühren pro Jahr auch nicht so teuer sei wie vielleicht manche denken. Er unterstreicht den Beitrag für die Umwelt, den man leiste wenn alles richtig sortiert an seinem Platz lande und nicht Biomüll verbrannt werden müsse. „Das ist viel Komfort für wenig Geld. Und ein Beitrag zur Gebührengerechtigkeit. Die Zeit die man gewinnt weil man nicht mehr alles kompostieren muss, die kann im Garten auch für andere Dinge einsetzen."