Menden. Nach zwei Corona-Jahren findet dieses Jahr am Karfreitag wieder die Kreuztracht in Menden statt – aber mit mehreren grundlegenden Änderungen.

Ein Stein für den Weg

In den vergangenen beiden Jahren konnten Gläubige ein kleines Kreuz aus einem Korb vor der Mendener St.-Vincenz-Kirche mit auf den Berg und anschließend mit nach Hause nehmen. In diesem Jahr liegen dort Steine zur Mitnahme: „Als Erinnerung an die eigenen Stolpersteine im Leben und an die eigenen Lasten, die jeder zu tragen hat“, erklärt Pfarrer Jürgen Senkbeil. Die Steine können entweder oben auf dem Kapellenberg abgelegt oder auch mit nach Hause genommen werden.

Zwei Jahre gab es coronabedingt keine Kreuztracht in Menden. In diesem Jahr hat der Pastoralverbund Menden eine ganz neue Form des Kreuzwegs entwickelt – ohne die traditionellen Stundenprozessionen, die sonst zwischen Gründonnerstagabend und Karsamstagmorgen durchgeführt wurden.

Über all den Überlegungen, wie im dritten Jahr der Pandemie eine Kreuztracht in Menden aussehen kann, habe das Wort „behutsam“ gestanden, erklärt Pfarrer Jürgen Senkbeil, Leiter des Pastoralverbundes, auf Nachfrage der Westfalenpost. Fest steht deshalb, dass auf die beiden großen Kreuztrachten, an der vor Corona jeweils tausende Menschen teilnahmen – nämlich die Jugendprozession am Gründonnerstagabend und die große Kreuztracht am Freitagmorgen – verzichtet wird. Stattdessen wird es Karfreitag vier Prozessionen geben.

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Zwei Besonderheiten: Es wird pro Weg auf den Kapellenberg nicht zwangsläufig nur zwei Kreuzträger – in der Figur des Jesus und des Simon – geben, sondern es können auch mehrere Menschen sein, die sich das Tragen des Kreuzes teilen. „Das legen die jeweiligen Gemeinden fest“, erläutert Pfarrer Jürgen Senkbeil. „Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, von Fußfall zu Fußfall zu wechseln.“ Die einzelnen Pfarrgemeinderäte seien derzeit dabei, das zu organisieren: „Die haben das alle auf ihrer Tagesordnung“, sagt Pfarrer Senkbeil. Gläubige, die das Kreuz (ein Stück) tragen möchten, hätten also noch die Möglichkeit, sich bei ihrem Pfarrgemeinderat zu melden.

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Und es wird bewusst auf alle Formen von Kostümierung verzichtet, erklärt Pfarrer Senkbeil. Die Kreuzträger tragen das Kreuz also in ihrer ganz normalen Zivilkleidung auf den Berg. Auch die Perücke, die sonst – zusammen mit der Schminke – das Gesicht des Kreuzträgers unkenntlich gemacht hat, kommt aus Hygienegründen nicht zum Einsatz.

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Der Zeitplan für Karfreitag:

Am Karfreitag um 8 Uhr tragen die Gemeinden aus Menden-Mitte das Kreuz auf den Berg. Das Kreuz wird auf dem Kapellenberg unter dem Baldachin abgestellt und dort gelassen. Die Teilnehmer der Prozession gehen ohne Kreuz zurück zur St.-Vincenz-Kirche.

Die Zeit zwischen 9 und 13 Uhr kann genutzt werden für Kreuzwege in privater Tradition, erklärt Pfarrer Senkbeil, „zum Beispiel mit Freunden oder mit der Familie“.

Um 13 Uhr starten die Gemeinden aus dem Mendener Süden an der St.-Vincenz-Kirche. Sie gehen in Form einer Prozession auf den Berg und tragen das Kreuz von dort wieder hinab.

Bei der Karfreitags-Liturgie um 15 Uhr ist das Kreuz in der St.-Vincenz-Kirche. Hier bleibt es bis 17 Uhr.

Um 17 Uhr tragen die Gemeinden aus dem Mendener Westen das Kreuz auf den Berg und stellen es dort ab.

Zwischen 18 und 20 Uhr ist erneut Zeit für private Kreuzwege.

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Um 20 Uhr treffen sich die Gemeinden des Mendener Nordens an der St.-Vincenz-Kirche, gehen auf den Kapellenberg und tragen das Kreuz wieder herunter.

Wie die Kreuztracht in diesem Jahr abläuft, ist abgestimmt mit dem Pastoralverbundsrat, den 13 Pfarrgemeinderäten und Kreuzmeister Markus Ellert, betont Pfarrer Jürgen Senkbeil. Die Gebete an den einzelnen Stationen des Kreuzwegs werden von den Kirchengemeinden vorbereitet und gehalten.

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Dass es genügend Raum für private Wege über den Berg gibt, ist zum einen der Corona-Pandemie geschuldet. Zum anderen aber habe es in den vergangenen zwei Jahren auch zahlreiche positive Rückmeldungen gegeben, dass durch den Gang im Familien- oder Freundeskreis das „eigene Tempo“ beim Weg über den Berg gewählt werden kann, berichtet Pfarrer Senkbeil: „Der Wunsch wurde häufig geäußert. Das waren viele ältere Menschen, aber auch Familien mit Kinderwagen.“

In diesem Jahr keine Stundenprozessionen

Keine Stundenprozessionen mehr, keine Jugendkreuztracht und keine große Kreuztracht am Karfreitagmorgen sowie die Kreuzträger in Zivil – das sind die wohl größten Veränderungen zur Tradition, wie sie viele Mendenerinnen und Mendener kennen. „Die Form hat sich in über 300 Jahren immer mal wieder gewandelt“, sagt Pfarrer Jürgen Senkbeil. „Wir lassen uns überraschen, wie die Kreuztracht in diesem Jahr angenommen wird.“