Menden. . In wohl kaum einer anderen Mendener Familie ist die Kreuztracht so sehr verwurzelt wie in dieser: Bereits in dritter Generation kümmert sich Kreuzmeister Markus Ellert (50) um die jahrhundertealte Tradition.

In wohl kaum einer anderen Mendener Familie ist die Kreuztracht so sehr verwurzelt wie in dieser: Bereits in dritter Generation kümmert sich Kreuzmeister Markus Ellert (50) um die jahrhundertealte Tradition.

Der Mendener Theodor Huckschlag hat in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg damit angefangen, die Kreuztracht intensiv zu betreuen. Ab 1961 unterstützte ihn sein späterer Schwiegersohn Hermann Ellert dabei. Der heute 78-Jährige hat sich insgesamt mehr als 50 Jahre um den Ablauf der Kreuztracht gekümmert. Vor drei Jahren übergab er das Amt des Kreuzmeisters an seinen Sohn Markus.

Der Mendener Theodor Huckschlag
Der Mendener Theodor Huckschlag

Hauptaufgabe des Kreuzmeisters ist es, dafür zu sorgen, dass die Prozessionen stattfinden und reibungslos ablaufen. Dazu gehören Equipment, Beleuchtung, Perücken, Krone, Gewänder und die Auslosung. Dabei wird er unterstützt von einem eingespielten Helfer-Team. In früheren Jahren gab es noch einen Kreuzvikar. „Der hatte quasi die Oberaufsicht“, weiß Hermann Ellert. „Vikar Böhmer war der letzte Kreuzvikar in Menden.“

Einen Kreuzvikar gibt es schon lange nicht mehr, dafür eben den „Kreuzmeister“. Den Begriff habe vor knapp 30 Jahren Pastor Müller zu Hermann Ellerts 50. Geburtstag geprägt. „Das war eigentlich ein Spaß zum Geburtstag“, blickt Hermann Ellert zurück. „Aber die Bezeichnung hat man beibehalten.“

Die Große Kreuztracht am Karfreitagmorgen.
Die Große Kreuztracht am Karfreitagmorgen. © Martina Dinslage

Die Kreuztracht, erzählt Hermann Ellert, habe ihn seit jeher fasziniert. Dabei ist er gar kein gebürtiger Mendener, sondern stammt aus Vechta. Als junger Mann besuchte er seinen Bruder, der als Tischler auf Wanderschaft war und dabei in Menden Station machte. „Und ich habe mich hier gleich sehr wohl gefühlt.“ 1957 zog er nach Menden, 1961 verlobte er sich hier, zwei Jahre später folgte die Hochzeit.

Hermann Ellerts Sohn Markus kennt die Kreuztracht von Kindesbeinen an. Genau wie dessen elfjähriger Sohn Jakob. Wächst hier bereits die vierte Generation der Kreuzmeister heran? „Das weiß man in dem Alter natürlich noch gar nicht“, sagt Markus Ellert. „Da kann sich so viel ändern.“

Nachts den Wecker gestellt

Interesse an der Kreuztracht hat der Walburgisschüler auf jeden Fall. So hat sich Jakob im vergangenen Jahr mitten in der Nacht den Wecker gestellt, um beim Gewandanlegen und dem Vorbereiten der Kreuzträger dabeisein zu können. Und schon als kleiner Junge habe er vor Ostern ein Kreuz, das sein Großvater Hermann Ellert für ihn aus zwei Dachlatten erstellt hatte, in den Kindergarten mitgenommen. „Da hat er dann mit den Kindern Kreuztracht gespielt“, erinnern sich seine Eltern. „Die Kreuztracht war schon immer was Besonderes bei uns zu Hause“, sagt Jakob.

Und es wird nicht mehr lange dauern, da ist sich Markus Ellert sicher, bis sein Sohn Jakob als „Simon“ einen Kreuzträger unterstützen wird: „Wenn jemand ausfallen würde, könnte er das jetzt schon.“

>> KREUZTRÄGER GESUCHT

Auch bei der Kreuztracht ist der demografische Wandel zu spüren. Während früher 10 000 bis 15 000 Menschen an der großen Kreuztracht am Freitagmorgen teilnahmen, „ist das heute nur noch ein Zehntel“, sagt Hermann Ellert. Dafür sei die Jugendprozession am Donnerstagabend stärker gewachsen: „Das ist mittlerweile eine richtige Familienprozession“, weiß Markus Ellert. „Da gehen 3000 bis 3500 Leute mit. Darunter sicher auch viele, die sonst mit der Kirche nicht viel zu tun haben.“

Oft die selben Menschen

Es werde zunehmend schwieriger, Kreuzträger zu finden. Früher wurde nicht nur der Kreuzträger, sondern auch der Simon – also derjenige, der hinten das Kreuz trägt – ausgelost. Heute ist dies nur bei der großen, zweistündigen Kreuztracht am Freitagmorgen der Fall. Bei den anderen Stundenprozessionen wird nur noch der Kreuzträger ausgelost, der dann in der Regel den „Simon“ mitbringt. Oft seien es ohnehin die selben Menschen, die sich Jahr für Jahr wieder als Kreuzträger zur Verfügung stellen. „Wenn das so weiter geht, dann fehlen uns in zehn bis 15 Jahren Kreuzträger“, erklärt Markus Ellert. Dann wäre es nicht mehr möglich, die Prozessionen im Stundenrhythmus durchzuführen.