Menden. Das gab es in der mehr als 300 Jahre langen Geschichte der Mendener Kreuztracht noch nie: Erstmals fällt die Kreuztracht aus - wegen Corona.
Selbst die beiden Weltkriege konnten die Mendener Kreuztracht nicht stoppen. Nun sorgt das Coronavirus dafür, dass es in diesem Jahr zum ersten Mal seit mehr als 300 Jahren keine Prozessionen geben wird.
Zwischen Gründonnerstagabend und Karsamstagmorgen ziehen traditionell tausende Menschen über den Kapellenberg. Und genau aus diesem Grund ist klar, dass die Kreuztracht nicht stattfinden darf, sagt Pfarrer Jürgen Senkbeil, Leiter des Pastoralverbundes Menden, auf Nachfrage der Westfalenpost. „Es sind Tausende, die zwar unter freiem Himmel, aber eben auch auf engstem Raum unterwegs sind“, erläutert Pfarrer Jürgen Senkbeil.
Anfänge reichen zurück ins Jahr 1685
Die Anfänge der Kreuztracht gehen zurück in das Jahr 1685. An der Jugendkreuztracht am Gründonnerstag und der Großen Kreuztracht am Karfreitag nehmen erfahrungsgemäß die meisten Menschen teil, „aber auch die einzelnen Stundenprozessionen und die Familienkreuztracht sind gut besucht“, weiß der Leiter des Pastoralverbundes. Deshalb müsse die Kreuztracht in diesem Jahr komplett abgesagt werden. „Alles andere wäre in einer Situation, wie wir sie im Moment haben, und mit Blick auf die aktuellen Vorgaben des Robert-Koch-Institutes absolut kontraproduktiv.“
Folgen der Pandemie
Vielen Gläubigen sei diese Folge der Corona-Pandemie sicher noch gar nicht bewusst, vermutet Pfarrer Senkbeil. Am Dienstag trafen sich Verantwortliche des Pastoralverbundes, um darüber zu sprechen, wie sich die Mendener Gemeinden angesichts der Pandemie aufstellen können. In diesem Zusammenhang war auch die Kreuztracht ein wichtiges Thema. Das Team überlegt derzeit, welche alternativen Angebote auf die Beine gestellt werden können – etwa digital. Fest steht, so Pfarrer Senkbeil, dass es eine kontaktlose Alternative sein müsse.
Alle Gottesdienste abgesagt
Nicht nur die öffentlichen Gottesdienste sind bis auf Weitere abgesagt, sondern ebenfalls die Feiern zu den Kar- und Ostertagen. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker werde „das österliche Triduum für das Erzbistum gemeinsam mit dem Domkapitel im Hohen Dom unter Ausschluss der Öffentlichkeit feiern“, so der Pastoralverbund Menden. Es sei vorgesehen, diese Gottesdienste im Livestream als besonderen Service für die Gläubigen zu übertragen.
Die Feiern der Erstkommunion sind zunächst bis in die zweite Jahreshälfte verschoben.
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