Menden. Auf Gut Rödinghausen können Besucher in die 70er Jahre zurückkehren. Viele Ausstellungsstücke stammen von Mendenern – sogar ein Wohnwagen.

Ein grünes, orangefarbenes oder beiges Telefon hatte früher jeder zuhause. Aus den 70er Jahren sind diese Farben nicht wegzudenken. Eine Ausstellung auf Gut Rödinghausen in Menden blickt mit vielen tollen und einzigartigen Exponaten auf die Zeit von Plattenspielern, Kassettenrekordern, aber auch Demos zurück.

Die Ausstellung „70er Jahre in Westfalen“ ist am Donnerstagabend auf Gut Rödinghausen eröffnet worden. Rudolf Düppe ließ in seiner Ansprache seine eigenen 70er Jahre Revue passieren. Da diese Epoche auch die Zeit von Pop-Musik und Schlager war, liefen Lieder wie „Living Next Door To Alice“ von Smokie oder auch „Anita“ von Costa Cordalis. Diese Hits kamen wie vor 50 Jahren vom Plattenspieler mit einer Nadel. Museumsleiterin Jutta Törnig-Struckhatte für jeden Gast eine „Leckmuschel“ auf den Platz gelegt. „Die hat früher einfach jeder gegessen“, sagt sie.

Frank Oberkampf stellt einen Wohnwagen aus dem Jahr 1972 für die Ausstellung in Menden zur Verfügung – samt Campingstühlen und Geschirr in orange.
Frank Oberkampf stellt einen Wohnwagen aus dem Jahr 1972 für die Ausstellung in Menden zur Verfügung – samt Campingstühlen und Geschirr in orange. © WP | Thomas Nitsche

Schon zu Beginn kamen erste Erinnerungen an die Zeit bei vielen Gästen hoch. Doch das sollte sich im Lauf des Abends noch steigern. Beim anschließenden Rundgang schlugen so manche Herzen höher und viele wurden in ihre Kindheit und Jugend versetzt. „Das war teilweise auch sehr emotional, weil jeder seine bestimmten Erinnerungen an diese Zeit hat“, so Jutta Törnig-Struck. Dabei lobte sie ausdrücklich die Mendener, die bis kurz vor Beginn der Ausstellungseröffnung Exponate aus den 70er Jahren vorbei brachten. +++ Auch lesenswert: Ausstellung: So wurde früher in Menden Weihnachten gefeiert +++

Frank Oberkampf bringt Wohnwagen

So deponierte Frank Oberkampf am späten Donnerstagabend ein Bonanza-Rad und einen Wohnwagen von 1972. Er packte die Campingstühle und das Geschirr aus, alles in Orange gehalten. „Der Wohnwagen war so eingerichtet, wie wir es aus der Zeit kennen“, erzählt Jutta Törnig-Struck. Sie fand es einfach toll, dass die Mendener die Ausstellung mit gestaltet haben. „Das ist schon etwas Besonderes an den Mendenern, dass sie so voller Leben sind und sich tatkräftig beteiligen“, lobt sie ihre Heimatstadt.

Eintritt frei

Öffnungszeiten: mittwochs und donnerstags von 9 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr, feiertags geschlossen. Die Sonderausstellung „Demos, Discos, Denkanstöße – Die 70er in Westfalen“ läuft vom 10. März bis zum 2. Mai. Der Eintritt ist frei. Es wird um Beachtung der 3G-Regel sowie AHA-Regel gebeten.

Das Textilhaus Wortmann hatte mit dem ersten Hocker aus einer Umkleidekabine die Exponate bereichert. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist eine Discokugel der Tanzschule Grewe. „Dort haben alle Mendener Tanzen gelernt und unter dieser Discokugel ihre ersten Versuche auf dem Tanzparkett hingelegt“, sagt sie.

Von der Familie Schönherr aus Lendringsen existieren noch das Brautkleid und der Brautanzug sowie das Kleid der standesamtlichen Hochzeit. Auch diese besonderen Stücke hat die Familie dem Museum zur Verfügung gestellt. Der orangefarbene Plattenspieler von Wortmann kommt bei den Gästen gut an. Natürlich kommt jeder beim Rundgang auch an den Schlaghosen vorbei.

Party mit Bowle und Käsespießen

Die Kinder kamen in den 70er Jahren nicht zu kurz. Mit Pippi Langstrumpf und Hanni und Nanni sowie der Vielfalt an Spielzeug denken viele beim Rundgang an ihre Kindheit und den Geschenken zum Geburtstag und zu Weihnachten zurück. „In dieser Zeit wurden die Kinder als Konsumenten entdeckt“, verrät die Museumsleiterin. Das schwierige Thema der Gleichberechtigung und der Bürgerbewegungen unter der Ära von Willi Brandt sind noch vielen Bürgern in guter Erinnerung.

Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck inmitten der 70er-Jahre-Exponate. Links im Bild: die schwebende Trockenhaube.
Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck inmitten der 70er-Jahre-Exponate. Links im Bild: die schwebende Trockenhaube. © WP | Thomas Nitsche

Laut lachen mussten einige Gäste, als diese die aufblasbaren Trockenhauben sahen. Auch der alte Schwarz-Weiß-Fernseher von Nordmende durfte nicht fehlen. Ein Wohnzimmer ist als Schauplatz der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 hergerichtet. Ein Schlag auf die Tischglocke sollte die Frauen erinnern, dass die Getränke der Männer leer waren.

Die Frauen machten ihre Partys mit Bowle und Käsespießen. „Die Leute hatten beim Rundgang ihren Spaß“, erzählt Jutta Törnig-Struck zufrieden.