Menden. Die extrem steigenden Energiekosten sind für manche Menschen existenzbedrohend. Die Wohnungslosenhilfe berät und hilft in Menden.

Angesichts der extrem steigenden Energiepreise rechnet Ulf Wegmann mit zusätzlichen Haushalten, die in eine finanzielle Schieflage geraten könnten. Allerdings schlägt sich dies nicht unmittelbar in den Beratungen der Wohnungslosenhilfe nieder, sondern erst zeitverzögert, vermutet der Leiter der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr.

Einmal im Monat Beratungsstelle vor Ort in Menden

Seit kurzem ist die Wohnungslosenhilfe in Menden mit einer Beratungsstelle vor Ort. In der ersten Sprechstunde war zwar nur ein einziger Hilfesuchender, aber Ulf Wegmann ist sich sicher, dass sich das Angebot erst mal herumsprechen müsse. Deshalb setze er auch auf das Praxispersonal von Hausarzt Jens Feigel, das im Fall der Fälle Patienten einen Hinweis auf das Beratungsangebot – das in den Praxisräumen stattfindet – geben könnte: „Es geht ja auch darum, eine Hemmschwelle zu überwinden und das Ganze über Mund-zu-Mund-Propaganda bekannter zu machen.“

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Ulf Wegmann vermutet, dass die steigenden Kosten fürs Heizen bei manchen erst im nächsten Jahr für knappe Haushaltskassen sorgen werden, nämlich wenn die Nachzahlungen anstehen: „Das kommt dann oft erst mit zeitlicher Verzögerung in unseren Beratungen an.“

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Möglichkeit von staatlichen Leistungen

Schneller merken diejenigen die steigenden Kosten, die mit dem Auto besonders weit zur Arbeit fahren müssen. „Hier muss man dann erst mal schauen, ob denjenigen nicht eine Leistung vom Amt zusteht“, erläutert Ulf Wegmann. Das könne beispielsweise Wohngeld sein.

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Gleiches gelte auch für Menschen, die Kurzarbeitergeld beziehen: „Wenn es da finanziell knapp wird, kann man einen Leistungsanspruch beim Jobcenter überprüfen.“

Heizen oder Essen?

Unbedingt zu vermeiden sei eine Situation, in der Menschen zwischen Heizen oder Essen entscheiden müssten: „Oder manche bezahlen vielleicht ihren Kredit nicht mehr, und dann fliegt ihnen das später um die Ohren“, weiß Ulf Wegmann.

Sprechstunde

Die Wohnungslosenhilfe Iserlohn – eine Einrichtung der Diakonie Ruhr-Mark – bietet an jedem dritten Donnerstag im Monat eine Sprechstunde in den Räumen von Hausarzt Jens Feigel (Am Papenbusch 19) an.

Die nächste Sprechstunde der Wohnungslosenhilfe findet statt am Donnerstag, 17. März, von 15 bis 16.30 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Auch Menschen mit geringem Einkommen und schmalem Haushaltsbudget, denen eine staatliche Unterstützung zusteht, nehmen diese nicht in jedem Fall an, berichtet Ulf Wegmann. Manche wissen schlichtweg nichts von dieser Möglichkeit, anderen wiederum ist ihre prekäre finanzielle Situation dermaßen unangenehm, dass sie keine Hilfe suchen: „Scham spielt bei Armut eine große Rolle.

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Irgendwann, so beobachtet Ulf Wegmann immer wieder, „geht es dann gar nicht mehr und erst dann stellt man fest, dass den Leuten schon lange 200 oder 400 Euro Unterstützung im Monat zugestanden hätte“. Doch die Scham und die Angst, sich anderen zu öffnen, habe diesen Menschen im Weg gestanden: „Es bedarf oft großer Überwindung, die komplette Verschuldungssituation aufzuzeigen.“

Die Wohnungslosenhilfe sei, so erklärt Ulf Wegmann, oft „das letzte Glied der Hilfe in der Kette“. Umso mehr freut er sich über jeden, der aktiv wird, um drohende Wohnungslosigkeit abzuwenden: „Und auch wenn es schon zur Wohnungslosigkeit gekommen ist, muss man nach vorne gucken und schauen, wie es weitergehen kann.“