Menden. Der Mendener Mediziner Jens Feigel öffnet am Mittwoch seine Hausarztpraxis am Papenbusch. Die Praxis hat auch einen Gebets- und Andachtsraum.
Diese Nachricht wird in Zeiten von Ärztemangel viele freuen: Der Mendener Jens Feigel eröffnet am Mittwoch, 1. September, eine neue Hausarztpraxis am Papenbusch in Menden. Der 55-Jährige will dort auch spezielle Sprechstunden für Menschen ohne Krankenversicherung anbieten.
Der Weg aus der Depression
Eigentlich wollte sich Jens Feigel nie als Arzt selbstständig machen. „Ich bin kein Kaufmann“, sagt der Mediziner. Dass es nun doch so kommt, liegt an – Gott. „Gott hat mir im Gebet gesagt, dass ich eine Praxis am Papenbusch eröffnen soll“, erklärt Jens Feigel. Um das nachvollziehen zu können, muss man etwas tiefer eintauchen in Jens Feigels Lebensgeschichte.
Als junger Mann, so erzählt er, sei er an einer schweren Depression erkrankt. Durch den Kontakt zu einer Baptistengemeinde in Bochum habe er den Weg zu einem tiefen Glauben und zum Gespräch mit Gott gefunden. Durch seinen erwachenden Glauben habe er sich von seiner Depression, von „Traurigkeit und Verwirrung“ befreien können.
„Ich komme aus keinem frommen Elternhaus“, erzählt er. „Ich hatte eine Tante, die war sehr gläubig.“ Bei der Baptistengemeinde habe er damals gespürt: „Gott ist lebendig, Gott redet. Und ich wünsche mir, dass alle Menschen dies spüren.“ Das Problem indes sei, „dass wir Menschen oft nicht zuhören“. Durch seine Arbeit als Mediziner wolle er „den Menschen dienen, so dass sie heil werden“.
In den vergangenen Jahren war Jens Feigel in der Hausarztpraxis Dr. Leyendecker/Kösters in Menden, im St.-Vincenz-Krankenhaus Menden und als Arzt für Wohnungslose in Dortmund tätig. Die Arbeit in Dortmund sei nach sieben Jahren sehr kräftezehrend gewesen, erzählt Jens Feigel. Viele traurige Schicksale, Menschen, die oft auf der Schattenseite des Lebens standen. „Und ich habe dann gespürt, dass der Papenbusch Gott wichtig ist.“ Gott habe ihm diesen Hinweis gegeben, „und ich war gehorsam“.
Tiefer Glaube und Verbundenheit zu den Menschen
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Schließlich habe er vor dem Haus gegenüber des Markant-Marktes gestanden. „Ich habe gesagt, ,Herr, hier möchte ich gerne mit meiner Praxis rein’“, blickt Jens Feigel zurück. Erst später habe er erfahren, dass die Räume tatsächlich zu vermieten waren.
Ähnlich sei es gewesen, als er medizinisches Personal für seine Praxis brauchte: „Ich habe gesagt: ,Jesus, ich brauche medizinische Fachangestellte’. Und am siebten Tag rief mich eine Kollegin an.“ Diese habe ihm einen entsprechenden Hinweis auf zwei medizinische Fachangestellte gegeben.
Feigel: „Gott trägt mich, Gott kümmert sich, Gott liebt mich“
Wer Jens Feigel zuhört, spürt seinen tiefen Glauben, aber auch seine Verbundenheit zu den Menschen. „Ich bin ein bisschen verrückt“, sagt der verheiratete Vater dreier erwachsener Kinder. Dabei sei Gott kein märchenhafter Wunscherfüller, sondern es gelte, von der Gewissheit getragen zu sein, dass Gott ihn in schweren Zeiten und bei Schicksalsschlägen auffange: „Gott trägt mich, Gott kümmert sich, Gott liebt mich“, weiß Jens Feigel. „Ich habe gelernt, dass Gott auch seelische Wunden heilt.“ Auch wenn er manchmal Gott loslasse, „hat Gott mich immer festgehalten“.
Handwerker auf der Zielgeraden
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Die neue Praxis befindet sich am Papenbusch 19. Auf gut 215 Quadratmetern – einst der kleine Tanzsaal eines Catering-Services – verteilen sich die verschiedenen Untersuchungs- und Behandlungsräume. Am Montag werkeln hier noch fleißige Handwerker. Wartebereich, EKG-Raum, Diagnostik, Ultraschall – vieles ist wie in unzähligen anderen Praxen. Doch dann öffnet Jens Feigel die Tür zu einem ganz besonderen Raum: „Das ist der Gebets- und Andachtsraum“, erklärt der Allgemeinmediziner. An der Wand hängt ein farbenfrohes Bild mit einer aus einem Herz ragenden Hand, die Stacheldraht überwinden kann, daneben die Worte „Wen der Sohn Gottes frei macht, ist real frei“. Ein paar Stühle, viel mehr braucht es hier nicht. Der Raum ist für das Praxisteam gedacht, darf aber auf Wunsch auch von Patienten genutzt werden, erläutert Jens Feigel.
Hausarzt und Theologe
Jens Feigel, der auch Theologie studiert hat, sieht sich in erster Linie als Hausarzt, der aber nicht nur medizinisch behandelt, sondern auch mal mit oder für seine Patientinnen und Patienten betet. Wichtig ist ihm, dass er seinen Glauben niemandem „überstülpen“ will, wie er betont.
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Der 55-Jährige sagt, er sei zwar kein Psychologe oder Psychiater, doch habe er bei seiner Arbeit mit Wohnungslosen oft auch Hilfe für die Seele geleistet: „Das war meine psychiatrische Weiterbildung“, schmunzelt er.
Soziales Engagement ist für Jens Feigel Herzenssache
Das soziale Engagement liegt ihm seit vielen Jahren am Herzen. „Der Papenbusch ist nun mal ein sozialer Brennpunkt“, sagt Jens Feigel. Der Allgemeinmediziner will deshalb auch Menschen kostenlos behandeln, die keine Krankenversicherung haben und somit oft durchs Raster im Gesundheitswesen fallen: „Ich habe bei meiner Arbeit in Dortmund viele Menschen kennen gelernt, die nicht krankenversichert sind.“
Jens Feigel plant, an einem Nachmittag pro Woche – voraussichtlich donnerstags – eine spezielle soziale Sprechstunde für Nichtkrankenversicherte anzubieten. Angedacht ist, diese Sprechstunde zu kombinieren mit Angeboten wie etwa der Schuldnerberatung. Hier laufen entsprechende Gespräche, berichtet Jens Feigel.
Hilfe und Rat im Gespräch mit Gott
In etlichen Hausarztpraxen in Menden gibt es seit längerer Zeit Aufnahmestopps. Wie geht Jens Feigel damit um, falls er in den ersten Tagen und Wochen nach der Praxisöffnung von Patienten schier überrannt wird? Dann, das steht für ihn fest, will er Hilfe und Rat suchen im Gespräch mit Gott: „Herr, es war deine Idee.“
Sprechzeiten (ab 1. September): Montag bis Freitag 8 bis 12 Uhr; Montag, Dienstag und Donnerstag 15 bis 17 Uhr. Vorherige telefonische Terminvereinbarung unter 02373-9230490.