Menden. Einige Mendener Eltern sind frustriert über die Kita-Platzvergabe für das Kindergartenjahr 2022/23. Das sagt die Stadt zum Vorgehen.

Neues Jahr, neues Glück – zumindest für einige Eltern in Menden. Welches Kind ab August in welchen Kindergarten gehen darf, das entscheidet sich aktuell. Die meisten bekommen einen ihrer drei Favoriten. Doch einige Eltern melden sich über Facebook zu Wort und sind traurig, wütend oder frustriert: Alles was sie aktuell haben, sind Absagen. Ein Überblick.

Mechthild Hennecke ist mittendrin im Verwaltungszentrum: Sie ist eine der Frauen, die die Platzvergabe im Jugendamt koordinieren. „Es ist gerade eine Zeit, in der viel los ist“, sagt sie. Nicht nur die Kita-Plätze sind akut, auch Corona und Schulwechsel sorgen für Wirbel. Der Vergabeprozess, so Hennecke, laufe im Prinzip das ganze Jahr, da sich immer wieder Bewegungen ergeben würden. „Es ist ein lebendes Verfahren, da ist viel Bewegung drin.“ Doch die Hauptphase ist jetzt.

Plätze werden neu vergeben

Nach der Bewerbungsphase im Herbst haben sich die Kitas entschieden und im Dezember die Zusagen verschickt. „Im Anschluss mussten die Eltern die Verträge in den Kindergärten abgeben. Das ist erfolgt.“ Danach hat Mechthild Hennecke alle Kitas kontaktiert, um den aktuellen Stand abzufragen. Denn nicht jedes Kind, das angemeldet wird, nehme erfahrungsgemäß auch den Platz in Anspruch. „Es gibt auch Eltern, die sich umentscheiden und das Kind doch noch nicht in die Kita geben wollen“, erklärt die Fachfrau. Eltern, die eine Absage erhalten haben, mussten ihren Bedarf bei der Stadt melden. Die Plätze, die durch die Ablehnungen seitens der Eltern wieder frei geworden sind, kann das Jugendamt dann wieder neu vergeben. Das passiert aktuell. Bis Ende des Monats möchte Hennecke allen Eltern von Ü3-Kindern ein Angebot machen.

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Insgesamt geht es um rund 500 Kinder in dem Verfahren. Viel Arbeit und ein hoher koordinatorischer Aufwand. Aktuell seien rund 40 Ü3-Kinder nicht versorgt; bei den Kleineren (U3) habe sie noch keinen Überblick, sagt Hennecke – sie stehen erst einmal hinten an. Denn vorrangig beschäftigt sich das Jugendamt mit den Ü3-Kindern. Die Zielgruppe der über drei Jahre alten Kinder hat einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, wohingegen die Unter-Dreijährigen nur das Recht auf einen Betreuungsplatz haben. Sprich: Die U3-Kinder können auch bei einer Tagespflege untergebracht werden. Generell, so erklärt Mechthild Hennecke, sei der Rechtsanspruch erfüllt, wenn sie den Eltern einen freien Platz anbiete – egal wo im Stadtgebiet. Wenn dieser abgelehnt wird, haben die Eltern rechtlich gesehen schlichtweg Pech und können nur noch auf eine Alternative hoffen.

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„Wir sind in der glücklichen Lage, allen Ü3-Kindern ein Kindergartenplatz-Angebot zu machen in Menden“, sagt Mechthild Hennecke. Das sei nicht in allen Städten so. Doch das Ganze hat einen Haken: Nicht alle Familien bekommen den Erst-, Zweit- oder Drittwunsch. Sie müssen dann auf die noch offenen Stellen im Stadtgebiet verteilt werden. „Das finden die Familien natürlich nicht so toll und sie diskutieren dann auch“, so Hennecke. „Ich verstehe das auch.“ Aber es könnten eben nur die Stellen vergeben werden, die frei sind. „Das ist ein Wechselspiel wegen der Zahl der Einschulungskinder. Mal sind es an einem Ort mehr, mal weniger.“ In diesem Jahr ist es vor allem in Lendringsen und Menden Mitte eng. „In Nord und West sind alle versorgt. Dort sind sogar Plätze offen.“

Mutter aus Lendringsen ist verzweifelt

Eine der Betroffenen ist Nicole Rosier (38) aus Lendringsen. Ihr Sohn Luke wird in diesem Jahr drei, geht aktuell zur Tagesmutter und soll im Idealfall im Ort in einen Kindergarten gehen. Doch jetzt steht die Mutter vor dem Nichts. Nach der Anmeldung sei der Absagebrief erst nicht bei ihr angekommen, später habe sie den Bedarf erneut gemeldet – im Januar sollte sie erneut Bescheid bekommen. „Sie haben sich dann auch bei mir gemeldet und mir einen Platz in Bösperde angeboten.“ Doch das sei für die Mutter nicht realisierbar.

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Wohnen in Lendringsen, arbeiten in Hemer, den großen Sohn zur Schule und das kleine Kind nach Bösperde in die Kita? „Das wäre jeden Morgen eine Stunde mehr Fahrtzeit für mich und ich würde sonst jeden Morgen fix und fertig auf der Arbeit angekommen.“ Deshalb hat sie den Platz schweren Herzens abgelehnt – und bleibt so auf der Warteliste der Stadt. Im schlimmsten Fall bekommt sie keinen Platz. „Ich bin verzweifelt und habe überlegt zu kündigen.“ Jetzt versuche sie alles, um doch noch einen Platz in der näheren Umgebung zu ergattern; auch in Hemer hat sie bereits angefragt. Abwarten. Die Vorgehensweise des Jugendamts könne sie nachvollziehen. Dennoch sagt sie: „Ich denke, es sollte eine andere Lösung geben als die Kinder am anderen Ende der Stadt unterzubringen.“

Und wie steht der Jugendamtselternbeirat Menden dazu?

Markus Schröer vom Jugendamtselternbeirat Menden ist froh, in Menden zu leben. Die Stadt sei attraktiv für junge Familien. Denn die Versorgungsquote, die die Politik beschlossen hat, liege bei 105 Prozent für die Ü3-Kinder. „Das heißt: Wir können jedem Ü3-Kind einen Platz anbieten – und das ist toll“, sagt er. Klar sei auch, dass die Plätze nicht „immer um die Ecke“ seien. Beispielsweise in Lendringsen würde bald mit dem Bau der neuen Kita begonnen – angepasst an die Bedarfe. „Wir sind froh über den Neubau.“

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Generell seien dem Beirat die Hände gebunden. Aber Schröer hat einen Tipp: Wer eine Absage bei allen drei Wunschkitas bekommen hat und den Bedarf erneut an das Jugendamt meldet, der soll am besten direkt hinterlegen, welche Stadtteile nicht infrage kommen. Wichtig dabei: Es müssen „triftige Gründe“ genannt werden. „Dann kann das Jugendamt besser damit arbeiten.“ Aktuell würden zwar die Pläne gemacht, doch auch im laufenden Jahr käme es meist zu Verschiebungen. Generell müssten sich Eltern in Menden keine Sorgen machen, keinen Platz zu bekommen – Kompromissbereitschaft vorausgesetzt.

Sobald die Vermittlung der Ü3-Plätze abgeschlossen ist, setzt sich Mechthild Hennecke an die U3-Kinder. Sie versuche allen, den Wunschplatz zu ermöglichen. Doch die Kindergartenplätze seien für diese Altersgruppe begrenzt vorhanden. Und sie weiß: Auch bei der Kindertagespflege, die in Menden von dem Katholischen Verein für soziale Dienste SKFM organisiert wird, sei aktuell viel los.

Laut Jugendamtselternbeirat liegt die Versorgungsquote der U3-Kinder in Kindergärten noch nicht ganz bei den angestrebten 50 Prozent. Man arbeite aber daran. Generell hätte es aber kein U3-Kind in den vergangenen Jahren gegeben, dass kein Betreuungsangebot erhalten hat.