Menden. Ein stiller Protest des Einzelhandels in Menden ist nicht so einfach. Derweil marschieren AfD-Stadträte mit Reichsbürgern durch die Stadt.

In Menden regt sich Widerstand gegen die „Montagsspaziergänger“, die inzwischen mit über 200 Leuten regelmäßig durch die Innenstadt ziehen. Doch der Einzelhandel hält sich – anders als etwa in Haltern – noch zurück. Werbegemeinschaftsvorsitzender Falk Steidel erklärt, warum es nicht so einfach ist, den „Spaziergängern“ das Licht abzudrehen.

Zeitschaltuhren ein Hindernis

Die Kulisse in der Mendener Innenstadt wird von Woche zu Woche gespenstischer. Gut 230 Menschen versammelten sich am Montagabend zum vierten Mal am alten Rathaus, um anschließend durch die Stadt zu ziehen. Ein lauter Pfiff markierte das Startzeichen für den Mob. Kurz zuvor verteilte ein Fröndenberger, dessen Geschäft am Neumarkt sitzt und laut Verfassungsschutz der Reichsbürgerszene zugeordnet wird, munter Flyer unter den „Spaziergängern“. Auch die gesamte Ratsfraktion der Mendener AfD marschierte wieder bestens gelaunt mit.

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Zuvor war in sozialen Medien bereits diskutiert worden, wie man sich in der Mendener Innenstadt zumindest als Zeichen des stillen Protestes wehren kann. Der Einzelhandel könne ja wie in anderen Städten den „Spaziergängern“ einfach das Licht ausschalten, schlugen einige vor. Doch das ist leichter gesagt als getan, erklärt Falk Steidel, Vorsitzender der Werbegemeinschaft. Man wolle weder in Aktionismus verfallen, noch sich für eine eigentlich „politische Diskussion vor den Karren spannen lassen“. Doch es gibt auch einen viel simpleren Grund dafür: Zeitschaltuhren. Die seien in vielen Geschäften nicht so einfach programmierbar wie bisweilen zuhause. Einige Einzelhändler müssten dafür extra einen Elektriker bestellen, da auch mehrere solcher Uhren verbaut sind. In Zeiten, da der Einzelhandel coronabedingt ohnehin arg gebeutelt ist, würde das bisweilen eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellen. „Die Händler müssen sich sowieso schon anfeinden lassen, weil sie Impfpässe am Eingang kontrollieren müssen“, sagt Steidel.

Polizei im Märkischen Kreis zum Zuschauen verdammt

Hinzu kämen aber noch weitere Faktoren. Die Zahl der Einzelhändler, die nach 18 Uhr in der Innenstadt noch geöffnet hätten, sei überschaubar. Noch dazu müssten diejenigen, die sich am stillen Licht-aus-Protest beteiligen, früher schließen. Aber rein praktisch würde es – zumindest derzeit – laut Steidel ohnehin nicht viel bringen. „Wir haben ja auch noch immer etwas Weihnachtsbeleuchtung in der Fußgängerzone.“ Der gewünschte Effekt würde schlichtweg verpuffen.

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Die Polizei begleitet die über Telegram organisierte Zusammenkunft weiterhin mit mehreren Einsatzkräften, sie positionierten sich an der Ecke Hauptstraße/Turmstraße sowie auf dem Platz vor dem alten Rathaus. Zwischenfälle blieben aus. Dass die Polizei im Märkischen Kreis zum Zuschauen verdammt ist, hatte Landrat Marco Voge zuletzt verteidigt. Das Versammlungsrecht sei demnach ein schützenswertes Grundrecht – ungeachtet der Tatsache, dass die Treffen im Vorfeld allesamt abgesprochen sind. Die Ermittlungen gegen mögliche Rädelsführer laufen derweil weiter.