Menden. Für Händler im Real-Markt Menden ist die Schließung eine Hiobsbotschaft. Doch den Kopf in den Sand stecken, will keiner von ihnen.
Am Tag nach der Meldung über die Schließung des Real-Marktes an der Fröndenberger Straße deutet nichts auf die Hiobsbotschaft hin. Erst recht nicht in den angeschlossenen Geschäften. Händlerinnen und Händler reagieren mit einer Mischung aus Hoffnung und Unverständnis. Auch die WSG bedauert die Schließung.
Schließungsnachricht in Menden über Flurfunk erhalten
Düstere Wolken hängen über dem Mendener Real-Markt – und das liegt nicht nur am Wetter selbst. Denn nach einer monatelangen Hängepartie ist inzwischen klar, dass der Markt geschlossen und renoviert wird. 72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten zum 31. Mai 2022 ihre Kündigung. Auch die angeschlossenen Händler werden ihre Ladenlokale räumen müssen.
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„Das ist natürlich beschissen“, sagt eine Friseurin, die seit über 20 Jahren an der Fröndenberger Straße mit ihren Kolleginnen arbeitet. Einige von ihnen haben nahezu ihr gesamtes Berufsleben dort verbracht, immerhin gut 30 Jahre. „Wir haben über die Jahre alles mitgemacht“, sagen sie. Erfahren habe man die Nachricht der Schließung nur von anderen Händlern. Eine Mitteilung des Eigentümers oder der Marktleitung habe es bislang nicht gegeben. Doch einfach resignieren wollen auch die Friseurinnen nicht. „Wir möchten weitermachen, ganz klar. Nur wie und wo können wir nicht sagen.“
Ähnlich sieht es ein paar Meter weiter aus. Seit 2007 betreibt Ismail Genc einen Schuh- und Schlüsseldienst im Eingangsbereich des Marktes. „Es ist schon ein Schlag. Aber man muss es auch positiv sehen“, sagt er. Über einen neuen Standort mache er sich bisher noch keine Gedanken. Denn sein Geschäft könne er zur Not in „ein bis zwei Tagen“ leerräumen. Nichtsdestotrotz hat auch er bereits vorgesorgt, Kommissionsware über den Mai hinaus storniert. Eine offizielle Mitteilung zur Schließung habe auch er bislang nicht erhalten, lediglich über den Flurfunk und die Medien davon erfahren. „Ohne etwas Schriftliches gibt es erstmal keine Planung.“ Doch Genc sieht es auch mit einer Prise Galgenhumor. Denn seit Jahren stehe er von 9 bis 19 Uhr in seinem Laden. Wenn die Renovierung ein paar Monate dauern sollte, könne er so immerhin mal Urlaub machen. „Ich bin mir sicher, dass es weiterlaufen wird“, sagt Genc. Auch eine Rückkehr in einen renovierten Markt unter neuer Leitung sei für ihn vorstellbar.
Blumenhof Menden zeigt sich kämpferisch
Am anderen Ende des Eingangs hat der Blumenhof Menden seit gut 30 Jahren sein Zuhause. „Man hängt schon ein wenig in der Luft“, sagt Floristin Saskia Kemper. Zusammen mit ihrer Kollegin Birgit Klahold schmeißt sie den Laden seit Jahren. „Offiziell wissen wir noch gar nix“, so Kemper. Auch ihr Chef, ein Unternehmer aus den Niederlanden, sei „aus allen Wolken gefallen“. Dennoch machen Kemper und Klahold deutlich: Der Blumenladen werde weiter existieren. „Wir halten als Team zusammen“, betont Saskia Kemper. Dass es in den kommenden Monaten auch mal schwierig werden könnte, ist ihr jedoch klar. Doch auch die Floristinnen geben die Hoffnung nicht auf. „Wenn renoviert wird, bekommen wir vielleicht auch wieder eine neue Tür“, scherzen sie.
Bedauern bei Mendener Wirtschaftsförderung
Mit Blick auf den Stellenabbau zeigt sich die heimische Wirtschaftsförderung betrübt: „Das sind Arbeitsplätze, die wir natürlich gerne in Menden gehalten hätten“, sagt WSG-Geschäftsführer Tim Behrendt auf WP-Anfrage. Er hoffe nun, dass sich ein geeigneter Betreiber für den Markt findet, der womöglich das Personal übernehmen könnte. Und selbst wenn die Wirtschaftsförderung nicht direkt in den Vermarktungsprozess eingebunden ist, so wolle man – falls nötig – gerne vermitteln. Behrendt geht jedoch nicht davon aus, dass sich dabei eine Hängepartie entwickelt.
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Der Standort sei durchaus attraktiv und gut frequentiert. Erfahrungsgemäß pendeln zahlreiche Kunden auch aus Fröndenberg über die Ruhr, um dort einzukaufen. „Als Gewerbeimmobilie für den Einzelhandel ist es ein guter Standort“, ist sich Behrendt sicher. Erste, lose Anfragen zum Thema gibt es bereits bei der WSG, doch dazu hält sich der Geschäftsführer noch bedeckt. „Sollte es trotzdem zu einem Leerstand kommen, hilft die Wirtschaftsförderung. Aber das sollte nur der zweite Schritt sein.“