Menden. Der Düsseldorfer Investor ITG scheiterte in Menden mit dem Nordwallcenter. Das Kapitel ist mit jetzt beendet. Wer waren die Investoren wirklich?

Man muss an der Düsseldorfer Immermannstraße etwas suchen. Der Eingang zum Firmensitz der ITG versteckt sich hinter dicken Rolltoren. Das Haus unweit der Prachtmeile Kö versprüht Nüchternheit. Auf den Briefkästen stehen Firmennamen, die woanders nur selten auftauchen. Nebenan werden Steinway-Flügel verkauft. „Who’s perfect?“ steht am Laden im Erdgeschoss – wer ist schon perfekt?

Die Firmenzentrale der ITG an der Düsseldorfer Immermannstraße. Das Unternehmen wollte in Menden das Nordwallcenter bauen, zog sich jetzt zurück.
Die Firmenzentrale der ITG an der Düsseldorfer Immermannstraße. Das Unternehmen wollte in Menden das Nordwallcenter bauen, zog sich jetzt zurück. © Westfalenpost | Arne Poll

Die ITG war vor mehr als zehn Jahren aus Düsseldorf angetreten, den Einzelhandel in Menden zu revolutionieren. Das Nordwallcenter sollte neue Maßstäbe setzen, gut 10.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und 400 Parkplätze auf der Fläche des ehemaligen Kaufhauses Dieler und des maroden alten Parkhauses schaffen. Die ITG warb mit Saturn, dem Drogeriemarkt „dm“ (später Rossmann) und C&A als Mieter, dazu Gastronomie. Die Expansionsabteilungen der Firmen gaben sich auf WP-Nachfrage oft ahnungslos. +++ So war das Aus für das Nordwallcenter in Menden +++

Geschäftsleute von Mendenern als „ITG-Opas“ verspottet

Geschäftsführer Horst Jütte im Jahr 2013 bei der Vorstellung der Planung. Später wurde er in Menden verspottet.
Geschäftsführer Horst Jütte im Jahr 2013 bei der Vorstellung der Planung. Später wurde er in Menden verspottet. © WP | Martina Dinslage

Die Zeit für Einkaufszentren dieser Art (zuhauf im Jahrzehnt zuvor entstanden) galt damals schon als abgelaufen. Dazu kam, dass bei der ITG mit den Geschäftsführern Horst Jütte und Albert Roelen zwei für Projektentwickler-Maßstäbe eher betagte Herren am Ruder waren, die nach altem Schlag Geschäfte machen wollten. Viele Ankündigungen der als „ITG-Opas“ verspotteten Geschäftsmänner stellten sich auf WP-Nachfrage als falsch heraus. +++ Hintergrund: So groß war die Hoffnung noch im Jahr 2017: Mit Historie des Nordwallcenters in Menden +++

Es schaffte wenig Vertrauen, dass die ITG auch in anderen Städten negativ auffiel. Es gab reichlich Berichte über ähnliche Konstellationen. Oft bereuten es die Städte, Kooperationen mit den Düsseldorfern eingegangen zu sein. +++ Neustart am Nordwall: Deal soll Neubauten möglich machen +++

Undurchsichtiges Firmengeflecht stößt Politik übel auf

Das undurchsichtige Firmengeflecht der ITG („Geschäftshaus in Menden Wolf GmbH“ mit Sitz in Bad Wildungen) stieß auch in der Politik übel auf. Die ITG gab sich intransparent, verkündete schlechte Nachrichten, von denen es viele gab, nie persönlich. Das Projekt scheiterte. Die ITG schob der Stadt die Schuld zu. Es ging um Geld und Grundstücke. Dieser Stillstand ist jetzt mit dem Verkauf des Dieler-Areals an die Mendener Investorenfamilie Siepmann beendet.