Menden. Der Märkische Kreis räumte seine Impfzentren. Das rächt sich jetzt. Die Nachfrage überrollt den Impfbus in Menden. Andere Kreise sind weiter.

Während in einigen Nachbarkreisen schon wieder im Akkord durch die Gesundheitsbehörden geimpft wird, fehlen im Märkischen Kreis weiter Kapazitäten für die riesige Nachfrage nach Boosterimpfungen. Im Vorteil sind dabei Kreise, die ihre Impfzentren in Bereitschaft gehalten haben. Der Märkische Kreis räumte seine Zentren. Die Verantwortung dafür liege aber beim Land, heißt es.

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Kreis: Erlass des Landes verpflichtete zur Auflösung der Impfstellen

Die Impfstellen in Lüdenscheid und Iserlohn seien nach einem Erlass des Landes abgewickelt worden, erklärt Sprecher Alexander Bange. „Umso wichtiger ist es nun, mit dezentralen Angeboten so viele Menschen wie möglich zu erreichen.“ Der Impfbus sei aus Sicht des Kreises eine gute Lösung. „Die stetig steigenden Impfzahlen dort sprechen eine klare Sprache für die mobile und ortsnahe Einheit.“

Der Kreis übt seinerseits Kritik am Kommunikationschaos in Berlin: „Auch die unterschiedlichen Äußerungen auf Bundesebene haben zu einer Verunsicherung in der Bevölkerung geführt“, sagt Bange. Es sei zu einem plötzlichen „Run“ auf die „Boosterimpfung“ gekommen. Dadurch sei es auch am Impfbus im Märkischen Kreis plötzlich sehr voll geworden.

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Ein Vergleich: Ortsbesuche in Menden und im Impfzentrum Ennepetal

Ortsbesuch am Dienstag in Menden: 309 Menschen warten stundenlang in der Kälte vor dem Impfbus des Kreises auf dem Marktplatz, bibbern und stehen sich die Beine in den Bauch. Es werden noch nicht einmal alle Impfwilligen geimpft. Wer sich vor Ablauf der Sechs-Monats-Empfehlung den Booster abholen will, wird – nach der Wartezeit – wieder weggeschickt. Wann der Bus das nächste Mal kommt, ist nicht klar.

Ortsbesuch am Mittwoch in Ennepetal: Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat sein Impfzentrum wieder geöffnet. Auch hier stehen anfangs viele Menschen an. Dann geht’s auf vier Impfstraßen parallel zur Sache. Nach einer halben Stunde ist die Schlange abgearbeitet. 300 Impfungen sind nach zweieinhalb Stunden erreicht. Da ist der Impftag noch lange nicht vorbei. 522 sind es am Ende. Geimpft wird auch schon vor Ablauf der Sechs-Monats-Frist. Jeder Booster zählt. Wer geimpft wird, ist nach 35 Minuten wieder draußen. Geimpft wird mit und ohne Termin. Der Betrieb geht an sieben Tagen in der Woche so weiter.

Zielsetzung des Kreises: Dezentrale Impfeinrichtungen in den Städten

Der Märkische Kreis bedankt sich für die Geduld der Wartenden in Menden. Eine konkrete Lösung für die Entlastung gebe es noch nicht. Aber: „Wir als Kreis möchten gemeinsam mit den Städten und Gemeinden ein Netzwerk an stationären Einrichtungen schaffen. Dazu hat es bereits sehr konstruktive Gespräche mit der Bürgermeisterin und den Bürgermeistern der 15 Städte und Gemeinden im Märkischen Kreis gegeben.“ Der Kreis arbeite mit „Hochdruck an dem Ziel, gemeinsam mit der KVWL und der niedergelassenen Ärzteschaft, mit den Kommunen und Hilfsorganisationen möglichst viele Auffrischungsangebote anzubieten.

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Wie will man den zeitlichen Nachteil gegenüber anderen Kreisen aufholen? Sprecher Bange warnt davor, Kreise gegeneinander auszuspielen: „In einem kleinen Kreis kann ein Impfzentrum sinnvoll sein. Wir als großer Flächenkreis setzen in Zusammenspiel mit den Städten und Gemeinden, mit der KVWL und den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie mit Hilfsorganisationen vor Ort auf ein Zusammenspiel, um möglichst breit für die Auffrischungsimpfungen aufgestellt zu sein.“