Menden. Für Gastronomen und Veranstalter sind immer mehr Absagen ein regelrechtes Déjà-vu.

Die vierte Coronawelle sorgt auch in Menden inzwischen für immer mehr Absagen von Veranstaltungen und Sorgen bei heimischen Gastronomen. Während die Veranstaltungsbranche auf stärkeren Kontrollen anstelle von generellen Absagen besteht, zieht Salsa-Chef Jozeh Ramazani bei der Almhütte sogar die Notbremse und blickt auf ungewisse Wintermonate.

Angst vor der Entwicklung

Mit der Absage der Almhütte hat das Stadtmarketing nun auf stetig steigende Corona-Infektionen reagiert; zuletzt stieg die Sieben-Tage-Inzidenz im Märkischen Kreis um 30 Punkte. „Wir haben uns besprochen und wollen verantwortungsvoll handeln“, erklärt Jenni Gröhlich vom Stadtmarketing. Denn eigentlich hätte die Holzhütte, in der bis zu 100 Personen Platz gehabt hätten, am Mittwoch auf dem Platz vor dem alten Rathaus aufgebaut werden sollen. An den Plänen fürs Winterdorf im Allgemeinen werde das aber nichts ändern. Am kommenden Montag, 16 Uhr, soll die Innenstadt dazu in weihnachtlichem Licht erstrahlen. Ob der Mendener Winter abgesagt wird, ist derzeit offen. „Stand heute findet der Mendener Winter statt“, so Gröhlich. Doch angesichts der Bund-Länder-Konferenz könnten die Pläne in der kommenden Woche angepasst werden.

„Es ist alles ungewiss“, so Salsa-Chef Jozeh Ramazani, der die Almhütte zusammen mit dem Stadtmarketing umsetzen wollte. Dass dem Gastronomen die Absage nicht leicht fällt, macht er anhand der Organisation deutlich: „Wir arbeiten seit einem Monat an der Almhütte, selbst die Speisekarten hatten wir schon vorbereitet. Es wäre ein Highlight für Menden gewesen.“ Doch das Risiko sei einfach zu hoch gewesen. Möglichen 2G-Regelungen für die Gastronomie sieht er hingegen gelassen entgegen. „Die meisten unserer Gäste sind ohnehin geimpft.“ Tests hält er dennoch für eine zusätzliche Sicherheit. Mit Blick auf die Wintermonate mache ihm die aktuelle Entwicklung allerdings „schon ein bisschen Angst“.

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Gleichzeitig bewirbt die Stadt über soziale Medien jedoch eine Pool-Party im Mendener Hallenbad für Kinder und Jugendliche am 27. November. Badbetriebsleiterin Anna-Lena Barfels hatte solche Veranstaltungen zuletzt wieder in Aussicht gestellt – allerdings auch vorbehaltlich der weiteren Corona-Entwicklung. „Darüber machen wir uns jetzt natürlich Gedanken“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich auf WP-Anfrage dazu. Allerdings schwebten über allem nach wie vor die Planungen der Bund-Länder-Konferenz. Diese Herausforderungen gelte es derzeit auch für das Kulturbüro zu meistern, „die mitten in der Saison sind. Vieles wird erst einmal weiter geplant und im Zweifel kurz vorher abgesagt“.

Diesen Kurs werde man bis zu konkreten Vorgaben auf Bundes- und Landesebene auch beibehalten. „Wir haben aus zwei Jahren Pandemie auch einiges gelernt“, betont Ehrlich. Das zeige sich etwa im Kulturbüro. Dort seien die Planungen für die laufende Saison bewusst zurückhaltend verlaufen. Für städtische Veranstaltungen im TAZ und auf der Wilhelmshöhe hat das Kulturbüro lediglich 45 Prozent des eigentlich möglichen Kartenkontingentes freigegeben.

Appell für Veranstaltungsbranche

Ein düsteres Bild für die kommenden Monate zeichnet auch Veranstaltungstechniker und Werbegemeinschaftsvorsitzender Falk Steidel. Seit rund zwei Wochen trudeln auch bei ihm wieder reihenweise Absagen ein. „Es ist wie vor einem Jahr. Es ist ein Déjà-vu.“ Gut 90 Prozent der Dezember-Aufträge sind inzwischen weggebrochen. „Das war absehbar, die Firmen wollen bei Weihnachtsfeiern nicht das Risiko eingehen, dass anschließend der Betrieb still steht“, sagt Steidel. Dabei – und hier kritisiert Steidel vor allem den Gesetzgeber – sind die Absagen derzeit allesamt Eigeninitiativen der Unternehmen. Eine Gesetzesgrundlage dafür gibt es nämlich nicht, theoretisch wären sie alle in ihrer derzeit geplanten Form möglich; wie auch die jüngste Ratssitzung, die die Fraktionen geschlossen auf die Wilhelmshöhe verlagern wollen. Dabei böten professionell organisierte Veranstaltungen mit festem Rahmen aus Steidels Sicht den bestmöglichen Schutz, die Branche habe sich schließlich stetig angepasst und war mit Hygienekonzepten bisweilen Vorbild.

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Dazu veröffentlichte das Phono-Forum über soziale Medien zu Wochenbeginn einen flammenden Appell für einen ganzen Berufszweig: „Wer bei unseren bisherigen Veranstaltungen war, weiß, dass wir die 2G/3G-Kontrollen sehr ernst nehmen und die Zertifikate immer in Verbindung mit dem Personalausweis kontrollieren.“ Zusätzlich betreibe man einen enormen Aufwand, um Gäste und Mitarbeiter zu schützen. „Das soll keine Selbstbeweihräucherung sein, sondern eine Selbstverständlichkeit.“ Jeder Betrieb – egal ob Veranstalter oder Gastronom – sollte sich „seiner Verantwortung bewusst sein, damit wir gemeinsam den Verlauf der Pandemie positiv beeinflussen können“.