Bösperde. Es geht um rund 1,6 Millionen Euro. Dabei wird nicht nur eine neue Mehrzweckhalle gebaut, sondern auch der Jugendtreff grundsaniert.

Von der Bahnhofstraße in Bösperde aus sind die ersten Veränderungen rund um den Jugendtreff bereits zu erkennen: Die Skateboard-Rampen haben ihren Umzug bereits hinter sich. Dabei ist das lediglich der Startschuss für groß angelegte Umbaumaßnahmen im Ortsteil. Der Treff bekommt einen Anbau – und Bösperde eine neue Mehrzweckhalle. Kostenpunkt: rund 1,6 Millionen Euro.

Treff stand auf der Kippe

Einrichtungsleiterin Nina Schreiber und Stellvertreter Julian Schäfer haben für die Kinder und Jugendlichen am Eingang einen Lageplan aufgehängt. 
Einrichtungsleiterin Nina Schreiber und Stellvertreter Julian Schäfer haben für die Kinder und Jugendlichen am Eingang einen Lageplan aufgehängt.  © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Wenn Einrichtungsleiterin Nina Schreiber über das Gelände des Jugendtreffs schlendert, kann man ihr die Begeisterung für die Veränderungen der kommenden Monate förmlich anmerken. Die ersten Vorboten sind die Skater-Rampen, die vom hinteren Teil jetzt direkt an die Bahnhofstraße verlegt wurden. Doch das ist nur ein kleiner Teil. Geplant war der Baustart eigentlich schon für Mai 2021, doch die länger anhaltende Schlechtwetterperiode zögerte die Arbeiten dann noch einige Wochen hinaus. „Wir freuen uns, dass man sieht, dass jetzt etwas passiert“, sagt Nina Schreiber. Ganz unbemerkt ist das auch bei den Bösperdern nicht geblieben. Vor allem nach dem Umzug des ersten Mobiliars. Damit Kinder und Jugendliche – aber auch andere interessierte Passanten – auch wissen, was an der Bahnhofstraße gerade vor sich geht, klebt eine kleine Skizze am Eingang des Treffs. Nina Schreiber hat die Lagepläne nachgezeichnet. Darauf zu sehen: die neue Skatefläche, aber auch der Anbau der Mehrzweckhalle an den Treff. Bis alles so steht wie auf dem Bild, wird wohl noch ein gutes Jahr vergehen, schätzt Nina Schreiber.

Die Vorfreude sei auch bei den Kindern und Jugendlichen entsprechend groß. Spontan kommt ein älterer Besucher vorbei, der auch schon von den Arbeiten gehört hat – und sich schon auf bunte Graffitis freut. 18 Meter lang werde die Wand des Anbaus, erklärt ihm Nina Schreiber. Eine Menge Platz, um sich künstlerisch ein wenig auszutoben.

Doch so weit wäre es fast nicht gekommen. Rückblick: Als Menden 2012 in die Haushaltssicherung rutschte und auch die Hauptschule geschlossen wurde, stand der Stadtteiltreff in Bösperde vor dem Aus. Dass nach dem Fast-Ende des Treffs jetzt im großen Stil investiert und modernisiert wird, freut Nina Schreiber daher umso mehr, schließlich sei der Treff samt Schule heutzutage ein absoluter Mehrwert für den Ort. +++ Auch interessant: Digital-Angebote der Stadt bei Kindern und Jugendlichen beliebt +++

Kids können und sollen mitgestalten

Neun Jahre nach dem großen Zittern, geht es nun um rund 1,6 Millionen Euro für Innen- und Außenbereiche sowie die neue Mehrzweckhalle. „Die Kinder sind schon ganz ungeduldig, auch wenn es für sie noch nicht wirklich greifbar ist“, sagt Schreiber. Außen vor waren die jungen Besucher auch bei den Planungen keineswegs. So griffen die Planer bei der Gestaltung der Skatefläche unter anderem auf das Know-How der Skater zurück, rückten die Hindernisse auf Wunsch noch ein wenig auseinander. „So haben sie noch mehr Fläche für mehr Schwung“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Es seien Planungen auf Augenhöhe gewesen – und das sei auch richtig so, denn die Kinder und Jugendlichen verbrächten schließlich viel Zeit in der Einrichtung.

Über der Theke im Jugendraum ist das Dach samt Dachrinne des Bestandsgebäudes aus dem Jahr 1990 zu erkennen. 
Über der Theke im Jugendraum ist das Dach samt Dachrinne des Bestandsgebäudes aus dem Jahr 1990 zu erkennen.  © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Was vor dem Treff noch wie ein Flickenteppich aussieht, soll bald wie aus einem Guss sein. Der kleine Höhenunterschied der Half-Pipe hin zum Skatepark werde noch ausgeglichen. Im Inneren zeigt sich aber, dass der Treff ein gemütlich eingerichteter Flickenteppich ist. In den 1980er-Jahren stand statt des Treffs ein einfacher Container unweit der Schützenhalle. Das Ursprungsgebäude stammt aus dem Jahr 1990; einen ersten Anbau gab es dann 1997. Zu sehen ist der ganz deutlich im Jugendraum, denn dort ragt über der kleinen Theke noch das Dach samt Dachrinne in den Raum hinein. Die Kinder und Jugendlichen haben die Räume über die Jahre mit gestaltet, fühlen sich pudelwohl.

Schließen werde der Treff im Rahmen der Bauarbeiten derweil nur kurz, so Nina Schreiber. Größtenteils werde der Betrieb weiter laufen, nur eben in den freien Bereichen. Einzige Ausnahme: „Wenn das Dach gemacht wird, werden wir wohl ein paar Wochen geschlossen haben“, erklärt Schreiber.

Konzept bleibt

Mit der angrenzenden Grundschule sitzt der Stadtteiltreff sprichwörtlich an der Quelle zu den Besuchern. Gut 15 bis 20 Kinder und Jugendliche verbringen ihre Nachmittage im Bösperder Treff im Schnitt. In Corona-Zeiten fehlte der direkte Kontakt allerdings zumeist. Übers Netz und die App Discord hatten die städtischen Jugendtreffs jedoch versucht zu halten.

Digitale Koch- oder Spieleabende hätten gerade während des ersten Lockdowns gut funktioniert, so Einrichtungsleiterin Nina Schreiber. „Jetzt ist Discord aber wieder in der Sommerpause“, sagt sie und grinst. Der Großteil der Kinder und Jugendlichen sei dem Treff nach den Lockerungen treu geblieben.

Am Konzept des Treffs werde sich nach dem Um- und Anbau derweil nichts ändern. Mehr noch: Die Kinder und Jugendlichen sollen weiter aktiv mitarbeiten können. So sei vorstellbar, die Außenfassade in kleinen Kursen mit Graffiti-Künstlern gemeinsam zu gestalten