Menden. Eltern leiden ähnlich wie Kinder und Jugendliche unterm Corona-Lockdown. In Menden spürt der Jugendamtselternbeirat immer wieder Verzweiflung.

Nicht nur Kinder und Jugendliche leiden unter dem anhaltenden Corona-Lockdown. Durch die geschlossenen Schulen und die Empfehlung, Kinder nicht in Kindergärten und Kitas zu bringen, kommen auch viele Eltern nach und nach an ihre Grenzen. Markus Werny und Markus Schröer sind beide Vorsitzende des Mendener Jugendamtselternbeirats und berichten im Gespräch mit der Westfalenpost über die Verzweiflung vieler Eltern.

„Es ist nicht so, dass sich die Eltern nicht freuen, ihr Kind um sich zu haben“, betont Markus Werny. Doch durch die massiven und vor allem andauernden Einschränkungen seien viele Kinder unausgelastet. „Ich kenne das ja von meinen eigenen, die tanzen einem irgendwann auf der Nase rum“, erzählt Markus Schröer. Eltern und insbesondere alleinerziehende Mütter geraten in dieser extremen Zeit an ihre Grenzen.

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„Manche Eltern rufen verzweifelt bei uns an und fangen nach zwei Sätzen an zu weinen“, sagt Werny. Es sei ein Problem, das in der Gesellschaft nur wenig zur Sprache komme und das mache es besonders schwierig. „Wer überfordert ist, soll sich melden. Manchmal hilft es schon, wenn man einfach darüber spricht.“ Während viele Eltern im ersten Lockdown noch die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr zum normalen Alltag hatten, sei diese mittlerweile verschwunden. „Insbesondere in den letzten acht Wochen beobachten wir immer wieder, dass die Eltern wirklich am Limit sind“, berichtet Markus Werny.

Häusliche Gewalt ist auch ein Thema

Neben verbalen Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kindern, in Form von Geschrei, komme es vereinzelt sogar zu körperlicher Gewalt. „Das habe ich jetzt in zwei Fällen mitbekommen.“ Kinder können nicht zur Schule gehen, zumindest nicht in den Präsenzunterricht. Alles findet digital und online von daheim statt. Insbesondere für Alleinerziehende, die berufstätig sind, eine Herausforderung, betonen beide Jugendamtselternbeiratsvorsitzenden. „Man kann die Kinder in diesen Zeiten auch nicht mehr so einfach zu Nachbarn oder Großeltern bringen“, fügt Markus Werny hinzu. Zudem habe sich das gesellschaftliche Bild, dass Mütter Zuhause bleiben und sich um Kinder und Haushalt kümmern, wieder weiter ausgeprägt. „Das ist dramatisch.“

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„Für Alleinerziehende ist es doppelt hart. Sie haben keinen Partner, der sie mal entlasten kann“, erzählt auch Markus Schröer, der sich immer mit seiner Frau in puncto Kinderbetreuung abwechselt. Natürlich hänge das Ganze auch immer vom Alter der Kinder ab. Aber egal, ob Kind oder Jugendlicher, alle jungen Menschen nehmen die schwierige Zeit mit den enormen Einschränkungen wahr, sagen beide. Markus Werny erzählt, dass er in zwei Fällen aus seinem Bekanntenkreis auch die Verzweiflung hinsichtlich finanzieller Mittel spürt: „Ich kenne zwei Mütter, die alleinerziehend sind und es sich einfach nicht erlauben können, in Teilzeit arbeiten zu gehen.“ Dazu komme, dass auch der staatliche finanzielle Zuschuss zwar teils eine Entlastung sei, doch auch das hebe nicht das Betreuungs-Problem auf. „Das Geld unterstützt ja dabei nicht.“ Daher fordern beide, dass Eltern mehr entlastet werden, beispielsweise durch verkürzte Sommerferien. „Es kommen noch viele Nachfolgeprobleme auf uns zu, die gar nicht bedacht werden“, betonen Schröer und Werny.

Indes gebe es während dieser schwierigen Zeit natürlich auch Eltern, die gut mit der Situation zurecht kommen und sich über die viele Zeit mit den eigenen Kindern freuen, sagt Markus Werny.

Abschließend weisen die beiden Jugendamtselternbeiratsvorsitzenden explizit darauf hin, dass sich Eltern, die überfordert sind oder Probleme haben, unbedingt beim Jugendamtselternbeirat oder direkt beim Jugendamt melden sollen. Das geht telefonisch über die Nummer der Stadt xxx oder per Mail an Jaeb-menden@gmx.de. Auch Schulpflegschaften oder die jeweilige Kita seien Ansprechpartner.