Lendringsen. Ein Lüdenscheider Architekt schwärmt von den Ausmaßen des Hohlraums unter der Ex-Hauptschule. Doch dort sieht es anders aus als gedacht.

Dass es ein riesiger Hohlraum unter der ehemaligen Hauptschule in Lendringsen die einen oder anderen Geheimnisse bergen könnte, sorgte zuletzt in der Mendener Politik für helle Aufregung. Vor Ort stellt sich das Gewölbe, das laut eines Architekten „vier Mal so groß wie der Ratssaal und wahnsinnig hoch“ sein soll, dann aber gänzlich anders dar – beherbergt allerdings Relikte aus längst vergangenen Tagen.

Brandschutz ist ein Knackpunkt

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Der Hohlraum unterhalb der früheren Hauptschule am Habicht ist bereits beim Betreten des Gebäudes – zumindest mit dem Hinweis von ISM-Betriebsleiter Martin Niehage – zu erahnen. Direkt unter dem Atrium der Schule, das trichterförmig nach unten hin zuläuft, sind die verborgenen Katakomben. Über eine Treppe führt Hausmeister Jürgen Nowak zu einer unscheinbaren Tür. Hinter der könnte sich nun alles mögliche verbergen.

Es ist duster. Lampen, ähnlich denen die über Notausgängen prangen, beleuchten den kargen Raum. Der Boden ist mit Sand und Kies bedeckt, an den Betonpfeilern baumeln Spinnennetze.

Bauschutt und ausgediente Möbel stapeln sich unter dem Atrium.
Bauschutt und ausgediente Möbel stapeln sich unter dem Atrium. © Tobias Schürmann

Der Hohlraum ist vor allem mit Strom- und Heizungsleitungen ausgekleidet, die auf provisorischen Betonsockeln über den Boden führe. Dass hier irgendwann einmal eine Inline-Skaterbahn oder andere Freizeitsport-Angebote beherbergt werden, kann man sich auch mit sehr viel Wohlwollen kaum vorstellen. ISM-Chef Martin Niehage macht dabei gleich die grundlegenden Probleme deutlich: „Es gibt keine Lüftung, die Beleuchtung ist nur spärlich vorhanden und es würde sicher Bedenken beim Brandschutz geben.“

Kostspielige Umbauarbeiten

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Allerdings birgt das Gewölbe, das unterhalt des Atriums entsprechend trichterartig zusammenläuft andere Schätze. Da sind zum einen kaputte Möbel aus den ehemaligen Klassenräumen, die Hausmeister Dirk Nowak übergangsweise hier deponiert hat; aber auch Nähmaschinen der VHS, Kassetten oder eine Druckplatte der WAZ – vom 28. November 1996. Seinerzeit regierte noch Kohl statt Merkel und das Internet war praktisch noch kein Thema.

Es wirkt, als betrete man eine Zeitkapsel. Dort unten, zwischen Kies, Heizungsleitungen, kargen Betonpfeilern und ausgedienten Physikbüchern scheint die Zeit still zu stehen. Gleichzeitig wird es nach gut 20 Minuten auch recht warm und stickig. „Die Frage ist: Kann man das hier überhaupt nutzen?“, sagt Martin Niehage. Die Deckenhöhe, die zur Raummitte immer weiter abnimmt, ist dabei nur ein Hindernis. Die offenliegenden Rohre müssten mit Estrich abgedeckt werden. „Es wäre wahrscheinlich nicht wirtschaftlich“, so Niehage. Sein Blick wandert über Spinnennetze hoch zur Decke.

Das vom Architekten im Ausschuss angesprochene Gewölbe liegt direkt unter dem Atrium.
Das vom Architekten im Ausschuss angesprochene Gewölbe liegt direkt unter dem Atrium. © Tobias Schürmann

Mit Blick auf den Umzug der Josefschule in das Gebäude, das überdies noch immer über eine hervorragende Substanz verfüge, gelte es, sich zunächst auf andere Raummöglichkeiten zu konzentrieren. Heißt: Bevor der Hohlraum für viel Geld ausgebaut würde, müssten zuerst alle anderen Umbauten abgeschlossen sein. Und angesichts sich abzeichnender Investitionen in Höhe von geschätzt 4,6 Millionen Euro ist klar, dass es zunächst andere Baustellen gibt. Am derzeitigen Standort der Josefschule würden entsprechende Umbaumaßnahmen für den OGS-Rechtsanspruch ab 2025 wie berichtet rund 6,7 Millionen Euro kosten. Parallel ist die Arbeitsgruppe Habicht noch immer damit beschäftigt, das übrige Gelände, also die frühere Realschule, an den Mann zu bringen. Bekanntlich steht eine Vermarktung samt Abriss für den Wohnungsbau hier an erster Stelle.

Kein klassischer Lost Place

Die Jugendlichen, die als letzter Jahrgang 2014/15 die Hauptschule besuchten, sind noch immer auf zwei Plakaten im Atrium zu sehen. „Zum Schluss waren es 60 bis 70 Schüler“, erinnert sich Hausmeister Dirk Nowak. Er ist am Habicht auch so etwas wie der Sicherheitschef.

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Ihm ist es mit zu verdanken, dass es seit der Schließung lediglich einen Einbruchsversuch und leichte Vandalismusschäden auf dem Dach des Gebäudes gegeben hat. Denn als klassischer „Lost Place“, also verlassener Ort, gilt das Gelände beileibe nicht. „Wir haben hier nicht den klassischen Verfall“, sagt Martin Niehage. Und auch sonst würden die meisten es merken, dass Nowak hier alles im Blick hat.

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