Lendringsen. Die Josefschule Lendringsen soll aus der Ortsmitte zum Bieberberg ziehen. Die dortige ehemalige Hauptschule ruht auf einem riesigen Gewölbe.

Die Josefschule Lendringsen soll offenbar aus dem Herzen des Ortes an den Bieberberg umziehen. Dieser Trend in der Mendener Politik wurde am Dienstagabend im Betriebsausschuss der Stadt deutlich. Zuvor hatte der Lüdenscheider Architekt Linus Wortmann in einer Vergleichsstudie erklärt, dass es 6,7 Millionen Euro koste werde, den heutigen Standort der Josefschule für den 2025 angekündigten Rechtsanspruch mit Neu- und Umbauten auf ein Ganztagsangebot für alle Kinder zu ertüchtigen. Dagegen werde es 4,6 Millionen Euro kosten, wenn die leerstehende Ex-Hauptschule die Josefschule aufnehmen soll.

Kita Zeisigstraße könnte im zweiten Obergeschoss einziehen

Am Bieberberg bliebe sogar noch Platz für einen mehrgruppigen Kindergarten im zweiten Obergeschoss – und das könnte die heutige Kita Zeisigstraße sein. Denn für den, sagte Martin Niehage als Betriebsleiter des städtische Immobilienservices ISM, zahle die Stadt am heutigen Standort eine fürstliche Miete. Ein möglicher Umzug auch der Kita sei auch im Jugendamt positiv bewertet worden. Für den ISM sei das heutige Schulgebäude viel einfacher zu vermarkten als das am Bieberberg – ausdrücklich auch als Gebäude, nicht nur als mögliches Grundstück für Wohnbauten.

Gewölbe am Bieberberg kurbelt Fantasien an: „Schule mit eigener Geisterbahn“

Die Untersuchung von Linus Wortmann, der zurzeit auch das Mendener Bürgerhaus plant, barg indes für viele Politikerinnnen und Politiker eine dicke Überraschung: „Die Schule am Bieberberg ist mit ihrer Terrassierung ein wunderschönes Gebäude, das aber nur scheinbar auf einem Hang liegt.“ Denn unter dem Baukörper, verriet der Architekt, gebe es einen riesigen Hohlraum – „vier Mal so groß wie dieser Ratssaal und wahnsinnig hoch“, beschrieb Wortmann. Das in Vergessenheit geratene Gewölbe, das durch eine Tür erreichbar sei, könne locker eine Inline-Skaterbahn aufnehmen, sagte der Lüdenscheider Architekt – und ließ die Fantasie der Politik damit Purzelbäume schlagen. „Dann wird Menden womöglich die Stadt mit der ersten Schule, die eine eigene Geisterbahn hat“, schmunzelte Peter Köhler (Die Grünen).

Möglichkeit für Indoor-Skaterhalle? Noch ist Vorsicht geboten

Große Ohren bekam hier auch Markus Kisler (Die Grünen), der als Vorsitzender des Stadtsportverbandes seit jeher auf der Suche nach neuen Möglichkeiten für den Freizeitsport ist. Allerdings würde auch hier deutsches Baurecht gelten – vom Brandschutz über die Zuwegung oder Beleuchtung und Belüftung könnten sich entsprechend hohe Hürden für jedwede Nutzung des Gewölbes aufbauen.

An heutiger Josefschule auch Konflikte mit der Nachbarschaft

Das Gebäude der heutigen Josefschule weise indes große bauphysikalische Schäden auf, auch wenn sie keine Gesundheitsgefahren birgt, wie Martin Niehage feststellte. Doch seien etwa die Kellerräume in Teilen wegen Feuchtigkeit im Mauerwerk nicht mehr nutzbar, und die Erweiterungsmöglichkeiten seien eng begrenzt: Man müsse dafür den heute schon zu kleinen Schulhof für Erweiterungsbauten in Beschlag nehmen, hatte Wortmann zuvor erklärt. Zudem gebe es Konflikte mit Nachbarn: So dürfe die Lüftung für die Mensa nur zu bestimmten Zeiten laufen, gleiches gelte für den Laubbläser des Hausmeisters. Auch solche Friktionen, die im Fall von Baumaßnahmen eher noch zunehmen würden, wären am Bieberberg nicht zu befürchten, wo das Gebäude nicht nur mehr als genug Platz biete, sondern noch gut in Schuss sei. Und für Lösungen für den Offenen Schulganztag sei der Bieberberg „wie gemacht“.

Diagnose für aktuellen Grundschul-Standort: „Wirtschaftlicher Totalschaden“

Für Hubert Schulte (CDU) war damit der Weg klar, auch wenn die Wortmann-Studie nur der Einstieg in die Entscheidung für oder gegen den Schul-Umzug sein sollte: „Wir müssen vor 2025 den Umzug bewerkstelligen, das nach meinem ersten Eindruck unausweichlich.“ Klaus Luig (FDP) ergänzte, dass ein Aus- und Umbau am heutigen Standort bedeuten würde, das man bei 600 Quadratmetern mehr Fläche 10.000 Euro pro Quadratmeter ausgeben müsse. „Das nennt man dann wohl einen wirtschaftlichen Totalschaden.“ Auch aus der Josefschule selbst waren zuletzt ähnliche Signale zu hören. Die Zeichen stehen somit auf Umzug – in ein Gebäude, das mit dem Gewölbe noch ein großes Geheimnis birgt.