Menden. Noch ist die Inzidenz zu hoch, doch wenn es Öffnungen gibt, dann wohl nur über Schnelltests. Dafür treffen Politik und Wirtschaft Vorbereitungen.
Corona-Schnelltests im Vorbeifahren: Schon bald soll Menden einen „Drive-in“ erhalten – im ehemaligen Lendringser Schulzentrum. Denn ähnlich wie jetzt schon vor dem Friseurbesuch könnte das „Freitesten“ im kommenden Frühsommer die Strategie für Öffnungen sein – ob für Einzelhandel, Gastronomie, Kino oder Schwimmbad, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz auf unter 100 fällt. Dann allerdings würden die heutigen Testkapazitäten in Menden bei weitem nicht ausreichen. Die aber werden gerade vorbereitet – von heimischen Unternehmern.
Derzeit pro Woche 6000 Tests möglich – das Vielfache würde gebraucht
Aktuell, so berichtet Bürgermeister Dr. Roland Schröder, könnten beim DRK im Bürgersaal, in der Apotheke Köster, im Physiozentrum und anderen Teststellen rund 4000 Bürgertests pro Woche abgenommen werden, potenziell seien es etwa 6000. Wenn aber in Menden alle Einkäufer, Gastro-Besucher, Schwimmer oder Kinogänger einen Nachweis bräuchten und obendrein etwa 20.000 Beschäftigte in den Unternehmen möglichst zweimal pro Woche getestet werden sollen, dann werde ein Vielfaches der heutigen Kapazitäten gebraucht.
Bürgermeister zeigt sich dankbar für Engagement der Unternehmen
Umso dankbarer zeigt sich Schröder für die Initiative, die Peter Maywald, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung MIT, und der Mendener Unternehmer Heiner Schulte angeschoben haben: „Das ist einfach toll, das könnten wir in dieser Tiefe als Stadtverwaltung gar nicht. Auch vom Land NRW ist ausdrücklich gewünscht, dass die Wirtschaft aktiv wird, und wir haben zum Glück den Initiativkreis IMW.“
Schröder: Menden braucht ein Drive-in „unbedingt“
Schulte und Maywald bereiten ein „Drive-in“ vor, an dem es keine Hamburger gibt, sondern zertifizierte Tests, die man im Auto vornehmen lassen kann, ohne aussteigen zu müssen. Als Standort für diese Station werde das leerstehende Schulzentrum in Lendringsen in Betracht gezogen. „Wir müssen das noch baurechtlich prüfen, aber das wäre aus meiner Sicht eine gute Möglichkeit“, sagt Schröder. Ein Drive-in, wie es sie in Nachbarstädten bereits gibt, brauche Menden für die Massentests „unbedingt“.
Maywald: Menden-Debatte mit Pinkwart gab den Anstoß
Auf Nachfrage bestätigt Peter Maywald die schon seit Wochen laufenden Vorbereitungen. Man habe damit angefangen, nachdem NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) in einer Konferenz mit Mendener Unternehmerinnen und Unternehmern ausdrücklich dazu aufgefordert hatte (WP berichtete). Die Tests, sagte der Minister, seien eine Brücke in die Normalität, bis der Großteil der Bevölkerung geimpft ist. Und am effektivsten könne das die Wirtschaft organisieren.
Arzt testet probeweise in Unternehmen: Wie schnell geht es?
Um zu sehen, wie viele Betriebsangehörige pro Tag getestet werden können, habe man in Zusammenarbeit mit dem Fröndenberger Arzt Dr. Walter Blaß bereits probeweise Testungen in Unternehmen vorgenommen, berichtet Maywald. Der CDU-Politiker, der sich auch als Unternehmer (Gerotronic) mit der Pandemie auseinandersetzen muss, legt indes Wert auf die Feststellung, dass keiner der hier Beteiligten Gewinne aus der Schnelltest-Initiative erwirtschaften wolle.
Auch die Mendener Schulen und Kitas sollen Unterstützung erhalten
Über das Drive-in hinaus wolle man auch die Schulen unterstützen. Denn wenn sie wieder öffnen, sollen sie ihre Kinder und Jugendlichen möglichst zwei Mal pro Woche einem Corona-Test unterziehen – was in Menden bei 9500 Schülerinnen und Schülern inklusive der Berufskollegs und der privaten Walburgisschulen mit 19.000 Tests pro Woche eine Herkulesaufgabe sei. Zwar liefere hier das Land NRW die Tests, doch „bei der Umsetzung werden die Schulen und auch die Kitas Hilfe und Beratung brauchen“, zeigt sich Maywald überzeugt. Der Politiker ist Schulausschuss-Vorsitzender in Stadtrat und Kreistag.
Arbeitstitel der Maßnahmen: „Menden testet sich“
Das Drive-in, die Unternehmens-Testungen, die Kitas und Schulen seien denn auch die drei Säulen, auf denen das Modell unter dem Titel „Menden testet sich“ aufgebaut ist. Das Ziel sei ganz klar die Öffnung des öffentlichen Lebens in der Stadt. Die biete zugleich den Anreiz für die Testungen.
Wobei Schröder an die Bevölkerung appelliert, vom Anspruch auf einen Gratis-Test pro Woche jetzt auch dann Gebrauch zu machen, wenn man nicht zum Friseur will.