Frömern. Normal arbeiten ist für viele Gastronomen derzeit kaum vorstellbar. Doch mit Alternativen versucht Andrea Barczewski, gegen die Krise zu kämpfen.

Morgens, halb 11 in Frömern: Es nieselt und eigentlich ist es noch nicht so recht die Uhrzeit von Andrea Barczewski. Kein Wunder, denn bei der Gastronomin geht es erst in den Abendstunden so richtig zur Sache. Dann nämlich, wenn Firmen oder private Gruppen Kochkurse bei ihr gebucht haben. Doch in Zeiten von Corona ist bekanntlich alles anders. Und so hat sich auch Andrea Barczewski neue Mittel und Wege gesucht, durch die Krise zu kommen.

Viele Stammgäste

An der Holztafel wird eigentlich das gemeinsam zubereitete Menü gegessen. Doch in Zeiten von Corona ist an einen vollen Gästeraum nicht zu denken.
An der Holztafel wird eigentlich das gemeinsam zubereitete Menü gegessen. Doch in Zeiten von Corona ist an einen vollen Gästeraum nicht zu denken. © Tobias Schürmann

In ihrer Brust, sagt sie, schlagen zwei Herzen. Ein etwas wehleidiges, das die Existenzängste immer wieder hochkommen lässt; und ein positiv gestimmtes: „Jammern nützt nichts.“ Wie viele ihrer Kollegen kämpft auch sie derzeit buchstäblich ums wirtschaftliche Überleben. „Es ist ein Auf und Ab, eine Achterbahn der Emotionen.“ Die Bundeshilfen für Selbstständige kommen zwar an, doch eigentlich wünscht sie sich nichts mehr als wieder mit und für Gäste kochen zu können. Der Blick schweift durch den Raum und über den langen Tisch aus Massivholz, hinauf zum offengelegten Fachwerk.

Im Dezember 2014 lernt ihr „Baby“, wie sie die Kochlounge auf dem Hof Sümmermann in Frömern nennt, sprichwörtlich das Laufen. Damals nahm sie ihr Erspartes und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Die früheren Stallungen auf dem Hof im Fröndenberger Norden renovierte sie selbst: Fliesen, Küchenzeilen samt geräumiger Kochinsel in der Mitte, Holzdielen im Vorraum. Nach zwei Jahren stellte sich langsam der Erfolg ein.

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Inzwischen ist die Kochlounge beliebt. Familien- oder Firmenfeiern, Hochzeitsgesellschaften oder Teambuilding-Maßnahmen. Kochen verbindet – und ist in der Regel mit persönlicher Interaktion verknüpft. Während es im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 noch eine gewisse Ungewissheit über Corona gab, ist der derzeitige Lockdown nicht nur für die Gastronomin eine Belastung. Denn eigentlich sei die Zeit zwischen Oktober und Januar mit Weihnachtsfeiern und Hochzeiten die wichtigste für Andrea Barczewski.

Ein Weg aus der Krise?

Ein Weg aus der Ungewissheit liegt für die Mendenerin im Internet. Die Idee zum Online-Kochen war eher spontan. „Wir haben uns einfach gesagt: ,Wir müssen etwas machen.’“ Doch „ein 08/15-Youtubevideo“ sollte es nicht werden, es sollte live sein.

In Gruppen kochen die Gäste normalerweise rund um die Kochinsel.
In Gruppen kochen die Gäste normalerweise rund um die Kochinsel. © Tobias Schürmann

Als Pilotprojekt hat sie daher kürzlich mit Freunden und Familie ein Koch-Event über die Webcam organisiert. Die Einkaufsliste für Tricolor Zillertaler Knödel schickte sie zuvor an alle. „Es kam gut an. Jetzt arbeiten wir an der Technik und einer Filmcrew.“ Ob das Ganze auch serienreif wird, steht aber noch nicht fest.

Angelehnt sein soll es aber an den eigentlichen Ablauf eines Kochabends in dem urigen, früheren Stall. Dabei setzt die gelernte Hotelfachfrau vor allem auf den persönlichen Kontakt. „Zur Begrüßung gibt’s erst einmal was Prickelndes“, sagt sie und lacht. Nach der Vorstellungsrunde werde „zwei Stunden gemütlich gekocht“. Jede Gruppe kümmert sich dabei um einen Teil des Menüs: Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. Andrea Barczewski fehlt dieser menschliche Kontakt, das ist spürbar. „Man hat einen Riesenspaß, wenn etwas schief geht“, sagt sie. So entstehe jedes Mal eine Gruppendynamik und auch mal Gespräche abseits des Berufs. Wann solche Abende wieder Normalität werden, das vermag auch Barczewski nicht abzuschätzen. Doch schon jetzt ist ihr die Vorfreude anzumerken.

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