Menden. Die Kita St. Paulus teilt den Covid-Fall einer Erzieherin am Donnerstag mit, erst am Montag schickt das Gesundheitsamt die Gruppe in Quarantäne.
Angesichts einer wachsenden Zahl von Corona-Infektionen und Quarantänen in Mendener Schulen und Kindergärten fühlen sich Eltern schlecht informiert. Zuletzt beklagten sie dies am Walburgisgymnasium und in der Kita St. Paulus im Lahrfeld.
Dort hatte der Kindergarten nach Angaben aus dem Elternbeirat den Familien am Donnerstag per E-Mail berichtet, dass es einen Covid-Fall in der Einrichtung gebe. Die betreffende Person – wie sich herausstellte, eine Erzieherin – sei in Quarantäne geschickt worden. Am Freitag habe die Kita dann gemeldet, dass der Träger, die Katholische Kindergärten Ruhr-Mark gGmbH, ebenso unverzüglich in Kenntnis gesetzt worden sei wie das Kreisgesundheitsamt. Mehr sei aber nicht gekommen, auch auf Nachfrage nicht. „Der Betrieb lief weiter.“ Erst am Montag habe das Kreisgesundheitsamt dann verfügt, dass die Kita-Gruppe der Erzieherin und die Nachmittagskinder, die sie ebenfalls betreut hatte, in häusliche Quarantäne gehen.
Fünf Tage ohne Empfehlung: „Das dauert einfach zu lange“
Bis dahin, so das Mitglied des Elternbeirats weiter, habe es fünf Tage lang zum Verfahren für die Kinder als Kontaktpersonen weder Verfügungen noch Empfehlungen an die Eltern gegeben. Die Kita sei nicht vorsorglich geschlossen worden, viele Kinder dürften am Wochenende auch noch Kontakt zu Oma und Opa als Risikogruppe gehabt haben. „Das dauert einfach zu lange“, sagt der Vater. Am kommenden Montag sollen die Kinder jetzt in der Station am Seilersee getestet werden.
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„Dass das Gesundheitsamt überlastet ist, wissen wir ja“, sagt der Vater aus dem Elternbeirat. Was er aber nicht verstehe, sei in so einer Situation das Ausbleiben von Sofortmaßnahmen oder Hinweisen durch den Träger oder die Einrichtung. „Dafür muss es doch Pläne geben. Wir laufen in Menden in der Innenstadt mit Masken herum, das ist auch richtig so, aber in so einem nachgewiesenen Fall passiert nichts weiter?“ Viele Eltern fühlten sich hier alleingelassen.
Kita-Chef: Schließung auch bei Corona-Fall ist ohne Verfügung nicht erlaubt
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Die WP fragte den Kitawerk-Geschäftsführer Thorsten Hermann, der auch für den Bereich Dortmund zuständig ist. Er sagt klipp und klar: „Wir dürfen die Einrichtung ohne Verfügung nicht schließen, auch nicht bei einem Covid-Fall.“ Man habe gültige Verträge mit den Eltern, von denen viele kurzfristig keine alternativen Betreuungsmöglichkeiten zudem gelten strenge Datenschutz-Vorgaben. „Aus meiner Erfahrung mit Corona-Fällen kann ich außerdem sagen, dass auch das Aussprechen von Empfehlungen hier ein ganz schwieriges Geschäft ist. Denn jeder Infektionsfall liegt anders, und die Gesundheitsämter in unserem Einzugsgebiet reagieren entsprechend unterschiedlich.“
49 Infektionen an Schulen, 21 in Kitas
Der Märkische Kreis meldet aktuell i n den Schulen im Kreisgebiet 49 Infektionsfälle, in den Kindertageseinrichtungen 21.
In sonstigen sensiblen Bereichen wie Sportvereinen, Asylunterkünften oder Feuerwehr meldet der Märkische Kreis 51 positiv Getestete.
Ob und wie viele davon aus Menden sind, geht aus diesen Statistiken nicht hervor.
Wünschen würde er sich die Möglichkeit, selbst entscheiden zu können, sagt Hermann. „Dazu müsste uns der Gesetzgeber aber erst befähigen.“ Ohne etwas abschieben zu wollen, bleibe heute nur die Eigenverantwortung der Eltern, von denen viele im Lahrfeld ihre Kinder bis zur Entscheidung am Montag nicht mehr in die Paulus-Kita schickten. Für die anderen würden wie bisher auch strenge Hygiene-Maßnahmen in der Kita gelten.
Walburgis-Gymnasium bestätigt: Schulen dürfen Eltern informieren
Zwei bestätigte Corona-Fälle gibt es unterdessen am Walburgisgymnasium, wie Schulleiter Dr. Eduard Maler auf WP-Anfrage erklärt. Je ein Schüler der Unter- und Oberstufe seien betroffen. „Wir haben schnell von den positiven Befunden erfahren und noch vor dem Kreisgesundheitsamt reagiert“, sagt Maler. Die unmittelbaren Kontaktpersonen der Kategorie I, also Sitznachbarn oder andere Schüler, die in direktem Kontakt standen, seien in Quarantäne geschickt worden.
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Nach der Änderung der Regelungen können inzwischen auch die Schulen im Auftrag des Kreisgesundheitsamtes die Eltern über die Maßnahmen informieren. Dabei geht es vor allem darum, bürokratische Prozesse so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig die Sicherheit aller zu gewährleisten.
Die Sorgen der Eltern könne er natürlich verstehen, sagt Schulleiter Maler, gerade wenn die verhängten Maßnahmen individuell unterschiedlich ausfallen – je nach Vorgabe des Gesundheitsamtes. „Wir versuchen in Kooperation mit dem Gesundheitsamt unseren Job zu tun.“