Menden. Die Bilanz für das Kunstfest Passagen fällt – auch wegen Corona – in diesem Jahr schlechter aus als im Vorjahr. Der Zuschussbedarf ist enorm.

Das Kunstfest Passagen lockte in diesem Jahr nur halb so viele Besucher an wie zur Premiere im vergangenen Jahr. Wegen Corona waren die Kapazitäten allerdings auch reduziert, wurden aber trotzdem nicht ausgereizt. Jedes verkaufte Ticket wurde mit knapp 250 Euro subventioniert.

Alt-Bürgermeister Volker Fleige zeichnet für das Programm bei „Passagen“ verantwortlich.
Alt-Bürgermeister Volker Fleige zeichnet für das Programm bei „Passagen“ verantwortlich. © WP | Arne Poll

Die Stadt wird in diesem Jahr etwa 23.000 Euro aus dem städtischen Haushalt für die Veranstaltung auf Gut Rödinghausen zuschießen müssen. Das ist nun klar, nachdem das Kulturbüro die Reihe abgerechnet hat. Statt mehr als 600 Tickets im Vorjahr wurden in diesem Jahr nur 267 Eintrittskarten für die zwölf eintrittspflichtigen Veranstaltungen verkauft. Im Schnitt kamen gut 20 Besucher zu jeder Veranstaltung. An den unterschiedlichen Veranstaltungsorten waren wegen Corona zwischen 30 und 50 Besuchern zugelassen – deutlich weniger als bei der Premiere.

Stadtverwaltung spricht von „regem Zuschauerzuspruch“

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„Das Kunstfest ist eine kulturelle Veranstaltungsreihe, die weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt ist und auf hochgradiges Interesse stößt. Das belegt nicht zuletzt der trotz der Corona-Beschränkungen rege Zuschauerzuspruch“, sagt Kulturbüro-Leiter Andreas Nolte. „Einige Veranstaltungen, so beispielsweise ,Fahrenheit 451’ waren nahezu ausverkauft, trotz dieser für den Kultur- und Veranstaltungssektor alles andere als normalen Zeit.“

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Bei Gesamtkosten von etwa 70.000 Euro wurden nur 4450 Euro über Eintrittsgelder wieder eingespielt. Im Ergebnis heißt das: Jede verkaufte Eintrittskarte wurde mit knapp 250 Euro subventioniert, davon gut 170 aus öffentlicher Hand. Personalkosten in der Stadtverwaltung (offiziell Veranstalter) und Herrichtungskosten für das Gut Rödinghausen sind nicht mit eingerechnet.

„Trotz der corona-bedingten Unsicherheiten haben sich ein ehrenamtlich hoch engagierter Förderverein, weitere ehrenamtliche Kräfte und das Kulturbüro der Stadt Menden gemeinsam dazu entschlossen, auch in diesem Jahr das Kunstfest Passagen durchzuführen“, sagt Nolte. Er bedankt sich bei Spendern und Sponsoren: Diese übernahmen etwa 20.000 Euro. Dazu kommen auch noch 22.500 Euro Fördermittel des Landes.

Wilde Diskussionen über Sinn und Zweck des Festivals

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Erste durchgesickerte Zahlen sorgten in mehreren Facebook-Gruppen schon für wilde Diskussionen über das Kunstfestival, vor allem für Kritik an der wie es heißt „erneut verfehlten Zielgruppe“. Alt-Bürgermeister Volker Fleige, der für das Programm beim Festival verantwortlich zeichnete, wehrt sich: „Nicht jeder, der relativ fehlerfrei mit Messer und Gabel essen kann, hat deshalb schon eine maßgebliche oder auch nur relevante Meinung zur Kultur.“ Er halte die Zwecke des Festivals für erfüllt: „Machen wir uns nichts vor. Diese Diskussion ist geprägt von persönlichen Animositäten und eigenen Interessen. Verwaltung, Rat und Ausschüsse haben ausgiebig das Für und Wider des Kunstfestes Passagen diskutiert und Ziele definiert, die sich nicht auf Zuschauerzahlen reduzieren.“

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Auch Andreas Nolte verteidigt das Programm: „Alle Aufführungen haben durchweg ihr Publikum begeistert“, sagt der Kulturamtsleiter. Das dagegen sieht eine zahlende Zuschauerin anders: Die Europa-Unionsvorsitzende Dr. Gabriele Schulte-Kurteshi war Gast der Rilke-Aufführung. Sie sagt in deutlichen Worten: „Das war ganz übel.“

Fleige und sein Team kündigen unterdessen an, dass sie bereits das Festival für 2021 planen.

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