Menden. Der neue Bürgermeister Roland Schröder will Kindern und Lehrkräften rasch helfen. Es gibt aber noch viele Fragezeichen hinter der Anschaffung.

Kommen jetzt Luftreinigungs-Geräte gegen das Corona-Virus in alle Mendener Schulklassen? Zu den Ankündigungen des neuen Bürgermeisters Dr. Roland Schröder in seiner Antrittsrede vor dem Rat (die WP berichtete) am Dienstagabend gehörte auch diese: „Wir werden als Stadt alles tun, um die Verbreitung einzudämmen. Dazu zählt auch die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten in den Schulklassen, um die Ansteckungsgefahr in den Klassenzimmern zu minimieren.“ Der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“, kurz SAE, habe einen Kauf solcher Geräte befürwortet.

Schröder macht Luftreinigung in Klassenzimmern zur ersten Chefsache

Jetzt könnte es eine Dringlichkeitsentscheidung zur Anschaffung geben, denn Schröder drückt aufs Tempo, wie er auf Nachfrage der WP am Mittwoch bestätigt. Er habe das Projekt an sich gezogen: „Die Entscheidung muss fundiert und komplett sein, deshalb bindens wir einen externen Ingenieur ein. Es geht hier auch um viel Geld, momentan haben wir aber noch Fragen, auch zu CO2-Ampeln, mit denen die Luftqualität festgestellt werden kann.“ Wenn alles klappt wie vorgesehen, könne die Stadt in der kommenden Woche die Bestellung aufgeben.

Kauf von Raumluft-Reiniger entspräche dem Wunsch vieler Eltern

In kurzer Zeit 90 Prozent der Aerosole ausgefiltert

Studien der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität der Bundeswehr in München belegen die Wirksamkeit von Luftreinigern. Geräte mit einer entsprechend hohen Filterklasse können demnach die Aerosol-Konzentration in einem Klassenzimmer in kurzer Zeit um mehr als 90 Prozent senken.

Laut dem Umweltbundesamt sind Luftreiniger aber „kein Ersatz für konsequente Lüftungsmaßnahmen“, sondern könnten eine „unterstützende Maßnahme“ sein.

Der Kauf von Raumluft-Reinigern, die das Stoßlüften zumindest zum Teil ersetzen könnten, dürfte dem dem Wunsch vieler besorgter Eltern entsprechen, die ihre Kinder über den Winter dick vermummt und mit Masken in eiskalten Klassenzimmern sitzen sehen. Es gehe bei den Geräten indes immer nur um eine Ergänzung zur Lüftung, betont Schröder. Andererseits: Nach Corona könnten sie auch gegen andere ansteckende Krankheiten helfen.

In Menden wären maximal 350 Klassenräume mit Reinigern auszustatten

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Wie ist die Anschaffung jetzt ins Werk zu setzen? Laut Schröder sind alle Mendener Schulen bereits aufgefordert worden, die Anzahl ihrer auszustattenden Räume zu melden. Die Höchstzahl der Räume liege bei 350, wobei etwa der Neubau der Gesamtschule eine so hervorragende Lüftung besitze, dass hier keine Zusatzgeräte gebraucht würden. Bei einem Gerätepreis, der oberhalb von 1000 Euro pro Stück liegen dürfte, könnte es leicht um eine halbe Million Euro gehen.

Dringlichkeitsentscheidung wäre der schnellste Weg

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So viel Geld dürfte die Stadtverwaltung ohne politischen Beschluss nicht ausgeben, allerdings gibt es die Möglichkeit einer Dringlichkeitsentscheidung. Dann würde der Stadtrat die Ausgabe nachträglich absegnen – aber natürlich werde ich bei Vorliegen aller Fakten die Politik vorab beteiligen“, erklärt Schröder. Tatsächlich dränge die Zeit. „Wir müssten früh dran sein, wenn wir die Geräte überhaupt noch bekommen wollen, bevor alles vergriffen ist“, sagt Schröder. Momentan gebe es sie noch. Es soll auch Mendener Hersteller solcher Apparate geben.

Land will Städte angeblich mit 50 Millionen Euro für Luftreiniger unterstützen

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Unklar ist auch dann noch, ob ein Alleingang der Stadt Menden vom Land geduldet würde. Denn das Land will angeblich einerseits 50 Millionen Euro für die Geräte bereitstellen. Zugleich hat die Schulaufsicht der Stadt Solingen gerade untersagt, im Alleingang die Klassen in ihren Schulen zu halbieren. In Hagen-Garenfeld, wo Grundschul-Eltern für ihre Kinder ein Gerät anschafften, darf es nicht aufgestellt werden. Begründung: Für alle elektrischen Geräte in öffentlichen Gebäuden seien gesonderte Brandschutzprüfungen vorgeschrieben, und auch hier wurde auf die Initiative des Landes NRW verwiesen.

Stadt schickt auch Quarantäne-Teams und Kontakt-Kontrolleure los

Wie berichtet, hat Schröder am Dienstag auch wieder Maskenzonen sowie neue städtische Kontrollteams angekündigt – zur Überwachung der Einhaltung von Quarantänen und der Kontakt-Schutzregeln in der Stadt. Letztere Teams waren am Dienstag bereits in der Stadt unterwegs.