Menden. Die Mendenerin und McDonalds-Franchisenehmerin Lilian Haas erzählt im Interview, wie sich Corona auf ihre Filialen auswirkt.

Corona hat viele Bereiche des Lebens nachhaltig verändert. Gerade die Lebensmittelbranche hatte in einigen Fällen mit Problemen zu kämpfen. Im Gespräch mit Redakteur Tobias Schürmann erzählt McDonalds-Franchisenehmerin Lilian Haas, was sich rund um Burger, Pommes und Softdrinks getan hat – und wie sie mit einem Coronafall in einer ihrer Hagener Filialen umgeht.

Tobias Schürmann: Frau Haas, Corona ist in vielen Bereichen eine deutliche Einschränkung – gerade zu Beginn der Pandemie. Wie sehr hat hat es die Fast-Food-Branche beeinflusst?

Lilian Haas: Wir haben seit den Einschränkungen keinen Tag geschlossen. Das ist schon ein absolutes Highlight. Wir haben es ganz am Anfang so gemacht, dass wir nur über den Drive verkauft haben und den Gastraum komplett geschlossen hatten – bis die Regierung gesagt hat, wir können unter immensen Einschränkungen wieder drinnen verkaufen. Ich würde sagen, unterm Strich sind wir gut durch die Pandemie gekommen. Das liegt aber auch am Standort. Die Innenstädte haben einen vergleichsweise starken Dämpfer abbekommen, sie leiden regelrecht. Dort lebt man vom Bummel-Verhalten. Was sich natürlich verändert hat, ist trotz Öffnung der Filialen, eine viel stärkere Frequentierung des Drive-Schalters.

Die Menschen scheinen also noch eine gewisse Scheu zu haben.

Das denke ich auch, gerade in den Innenstädten. Dort überlegt man sich erst recht: Muss ich jetzt mit der Maske bummeln, oder lasse ich das? Wenn die Laufkundschaft ausbleibt, führt das natürlich auch zu Umsatzeinbußen.

Auch interessant

Die Branche hat ohnehin hohe Hygieneauflagen. Wie hat sich das nun verändert?

Wir haben natürlich die normalen Gastronomie-Vorgaben, zusätzlich gibt McDonalds selbst noch Reinigungsrichtlinien vor. Jetzt gilt es noch zusätzlich für die Mitarbeiter, eine Maske zu tragen – und das vom Betreten des Restaurants an bis zum Verlassen; und auch in der Personalräumen. Da passen die Mitarbeiter aber auch schon selbst drauf auf und machen ihre Kollegen aufmerksam. Es möchte sich natürlich keiner infizieren.

Sie werben vielerorts um Mitarbeiter, von Schwerte bis nach Hagen. Während des Lockdowns haben sich Unternehmen für Kurzarbeit entschieden oder dazu, Teilzeitkräfte zu entlassen. Mussten Sie diesen Schritt auch gehen?

Wir hatten auch – je nach Standort – für ein paar Monate Kurzarbeit. Das ist der Tatsache geschuldet, dass wir eingeschränkte Öffnungszeiten und nur den Drive geöffnet hatten. Nur über den Drive ist der Personaleinsatz natürlich geringer. Wir haben aber durch die Kurzarbeit keinen Mitarbeiter verloren. Die Aushilfen haben wir ruhen lassen, aber weiterhin beschäftigt. Und zwar mit Blick auf das Ende des Lockdowns, wenn wir sie wieder brauchen. Das Problem ist aber natürlich: In Zeiten der Kurzarbeit darf man keine Neueinstellungen vornehmen. Das macht auch Sinn. Hinzu kommt eine normale Fluktuation unter Studenten und Schülern, die aufhören. Aber auch Teilzeitler, bei denen familiäre Veränderungen anstehen. Das muss man entsprechend jetzt abfedern. Deswegen suchen wir händeringend in mehreren Bereichen.

Die Fluktuation ist in dieser Branche sehr hoch. Ist es für viele nicht mehr attraktiv, hinter dem Tresen zu stehen oder Burger zu braten?

Ich glaube, der Freizeitwert hat einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Man darf nicht vergessen: Ich könnte die besten Kräfte bekommen, die von montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr arbeiten. Und dann frage ich im Vorstellungsgespräch immer: ,Wann gehen Sie essen?’ Die Antwort ist oft dieselbe: nämlich am Wochenende und abends. Und genau zu diesen Zeiten brauchen wir die Leute. Dass in der Gastronomie viel gearbeitet wird, wenn alle anderen frei haben – das ist, glaube ich, das Problem. Der Sonntag ist beispielsweise einer der stärksten Umsatztage, weil Familien in der Regel frei haben.

Das wird vor allem an Feiertagen deutlich. Dann sind die Restaurants in der Regel am vollsten.

Das ist so. Umso schwieriger ist es dann, Leute zu finden. Dann wollen nämlich viele einfach auch frei haben. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Auch interessant

In Hagen-Vorhalle musste die erste ihrer Filialen aufgrund einer Coronainfektion schließen. Haben Sie Sorge, dass sich so etwas – ähnlich wie im Fall Tönnies – auf die ganze Branche auswirken könnte?

Nein, die habe ich nicht. Ich weiß genau, was vorliegt und es wird genau geschaut: Wann hat dieser Mitarbeiter mit wem gearbeitet. Diese Leute sind nun auch alle in Quarantäne. Zudem ist ein komplettes Reinigungsunternehmen im Einsatz, das das Restaurant ähnlich säubert wie in einer Klinik. Wenn wir dort wieder aufmachen, ist alles sicher. Wir achten aber natürlich verstärkt auf gewisse Symptome, einfach um alle zu schützen. Aber ich glaube, dass uns die Pandemie noch lange begleiten wird. Da ist auch jeder einzelne gefordert, sich selbst und andere zu schützen.

Direkt gegenüber ist der Hofladen Scheffer. Der wurde zu Pandemie-Beginn regelrecht überrannt, weil die Menschen nicht mehr in die vollen Supermärkte wollten. Welchen Stellenwert hat gesunde Ernährung in der Systemgastronomie?

Wir haben schon vor vielen Jahren mit der Biomilch und der Recyclingquote angefangen. Aber: Biofleisch für diese Mengen zu produzieren, ist zum jetzigen Zeitpunkt undenkbar. Alles andere, was nachhaltig machbar ist, machen wir bereits.

Wie geht denn gesunde Ernährung in der Systemgastronomie?

Ich würde sagen, der wichtigeste Punkt ist, dass man es ausgewogen gestaltet. Also Salate in den Menüs mitbestellen; man muss keine Softdrinks bestellen, sondern kann auch Sprudel, stilles Wasser oder eine Apfelschorle nehmen. Dort kommt es auch wieder auf die Eigenverantwortung an. Die Mischung macht’s. Auf Dauer jeden Tag eine Pizza zu essen, ist auch nicht gesund. Sobald man sich einseitig ernährt, wird es zum Problem. Auch auf Nachfrage haben wir daher die Biomilch, Apfel- und Obsttüten, die Bio-Apfelschorle und Fischstäbchen eingeführt. Das ist den Kindern aber nicht immer zu vermitteln.

Der Anstoß muss also von zuhause aus kommen?

Genau. Es ist oft so, dass auch dort nicht immer gesund gekocht wird. Die Frage ist: Wie führt man Kinder da heran? Viele Erwachsene essen nämlich auch nicht immer gesund. Die Eltern leben es manchmal nicht vor, obwohl jeder weiß, dass eine Tüte Chips nicht so gut ist wie ein Apfel.

Vor rund zwei Jahren haben Sie die Mendener Filiale aufwendig umgebaut. Hat sich das System bewährt?

Ja, absolut. Am Anfang war es ein wenig „revolutionär“. Das Bestellsystem war ein anderes und das Hauptaugenmerk lag eher auf der individuellen Zusammenstellung. Hinzu kommt, dass man sich hinsetzen kann und Porzellangeschirr bekommt. Diese Vorzüge waren vielen zunächst nicht bewusst. Es hat aber auch eine Zeit lang gedauert, bis das sowohl bei den Gästen als auch den Mitarbeitern richtig angekommen ist. Wer 20 Jahre im alten System arbeitet, muss sich plötzlich umstellen.