Menden. . Die anhaltende Trockenheit treibt Blüten: Pflanzen nehmen trockengefallene Bäche in Beschlag, Kahlschlag gegen Wurzelbewuchs am Damm.

Kürzlich waren an den gerade renaturierten Oeseteichen wieder Sägen zu hören: Weil Wurzeln den neu gestalteten Damm zu zerbröseln drohten, wurde das Bauwerk von Gehölzen befreit. Das Ganze ist eine Folge der anhaltenden Trockenheit. Die führt jetzt sogar dazu, dass im trockengefallenen Oesebett Tomaten wachsen.

Die Entdeckung machte jüngst jenseits der Stadtgrenze der Hemeraner Eckhard Münzer. Die Dürre macht indes nicht nur der Oese zu schaffen, sondern auch der Hönne. Sie ist in Höhe der Kalkwerke in Richtung Balve im Erdboden verschwunden. Doch auch in Menden, wo man sie noch fließen sieht, führt die Hönne schon seit Monaten gerade noch ein Viertel der üblichen Wassermenge, sagt der städtische Biologe Philipp Zimpel.

Wer kann, rettet sich ins Tiefe

Das bedeute, dass viele sonst feuchte Stellen längst trockengefallen seien. „Hat es da eine Eiablage gegeben, gehen diese Populationen verloren.“ Auch Fische, die sich noch längere Zeit in tiefere Stellen retten konnten, seien bei weiter sinkendem Pegel nicht mehr zu retten. Allerdings ist sich Zimpel mit dem Lendringser Angler Hans Schmacher einig: „Die meisten Fische werden sich in die tiefere Ruhr geflüchtet haben.“ Das gelte auch für andere mobile Lebewesen.

Ansonsten sei die Hönne bei diesem Niedrigstwasser weitaus anfälliger für Einwirkungen von außen, nennt Zimpel weitere Folgen des ausbleibenden Regens. Das gelte für die Wassertemperatur, aber auch für schädliche Einleitungen. Ein Öl-Unfall wie vor gut einem Jahr, als in einem am Fluss gelegenen Betrieb ein großes Fass leck geschlagen war, hätte heute noch weitaus katastrophale Folgen für den Fluss.

Gleichgewicht kehrt wieder

Andererseits vertraut der Biologe auch den Selbstheilungskräften der Natur: „Alles, was im Wasser lebt, musste über lange Zeit hinweg immer wieder mit Trockenphasen zurechtkommen“, sagt Philipp Zimpel. Deshalb sei er sehr optimistisch, dass sich der Mendener Fluss samt seiner Flora und Fauna wieder vollständig von der Dürrephase erhole. Allerdings werde es einige Zeit brauchen, bis alles wieder im Gleichgewicht ist.

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Nicht betroffen sei die Hönne von der Entscheidung des Ruhrverbandes, aus den Talsperren weniger Wasser in die Ruhr zu leiten: „Die Hönne fließt ja in die Ruhr, nicht umgekehrt. Und das passiert am Übergang Abtissenkamp bei Fröndenberg auch weiterhin. Der ist für Fische passierbar geblieben, er ist im Moment aber eine Einbahnstraße.“

„Wir brauchen dringend Regen!“

Was könnte die Stadt denn tun, um den darbenden Gewässern zu helfen? „Gar nichts“, lautet Zimpels buchstäblich trockene Antwort. „Und es ist müßig zu sagen, dass man mit Wasser sparsam umgehen soll und keine Schadstoffe in Flüsse einleiten darf.“

So lange die Meteorologen nicht mit dem heiß ersehnten kühlen Guss dienen können, werde sich die Situation weiter verschärfen. Philipp Zimpel: „Was wir jetzt am dringendsten brauchen, ist ganz einfach viel, viel Regen!“