Menden. . Die Mendener Innenstadt ein einziger riesiger Nutzgarten? Eine Gruppe von zwölf Aktiven will genau das durchsetzen. Es gibt ein Vorbild.
Die Tomaten-Setzlinge stünden schon bereit. Felix Scholand zeigt die jungen Pflänzchen, die vorerst im eigenen Garten des 25-Jährigen ein Zuhause finden. So wie die Tomaten soll aber auch die Idee seiner Gruppe gedeihen. Die Initiatoren wollen Menden zur Nutzgarten-Stadt machen. Titel: „Der Garten Menden.“
Vorbild ist Andernach. Die Politik im Eifel-Städtchen hat ganz offiziell öffentliche Flächen für den Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern freigegeben. Bürger pflanzen Kohlrabi und Erdbeeren. Jeder darf mitjäten und ernten.
Die Mendener Initiatoren um Babette Nossol-Geerds, Mediziner Dr. Jürgen Reichle, Felix Scholand und Natalie Kieslich stellen sich vor, dass in Menden viele Grünflächen innerhalb der Innenstadt nach einem ähnlichen Prinzip bewirtschaftet werden könnten. Reichle sieht zum Beispiel das Hochbeet am Vincenz-Altenheim, das aktuell mit finanzieller Unterstützung eines Sponsors bepflanzt wird. „Bewohner des Altenheims könnten diese Fläche bewirtschaften“, sagt Reichle.
Flüchtlinge sollen mitarbeiten
Die Öko-Gruppe, die auch schon Erfahrungen beim Guerilla-Gardening (dem wilden Verteilen von Saatgut auf öffentlichen Flächen) gesammelt hat, könnte sich auch Grünflächen am Glockenteichbach für das Projekt vorstellen. Felix Scholand sieht ein großes Potenzial in Hochbeeten, die unkompliziert aus Paletten zusammengezimmert werden könnten. Ein möglicher Standort sei die Brachfläche auf der Hönneinsel. Aber auch in der Fußgängerzone sei es gut möglich, solche bunten Beete aufzustellen – und sie auch wieder mit dem Gabelstapler wegzubringen, falls der Platz für andere Zwecke benötigt werde. „Natürlich alles in Abstimmung mit Brandschutzvorschriften“, betont die Anwältin und ehemalige SPD-Sprecherin Nossol-Geerds.
Ihre Ideen hat die Gruppe jetzt in einem Bürgerantrag formuliert. Die Stadtverwaltung soll prüfen, was in Menden realistisch machbar wäre und das dann auch umsetzen, falls die Politik dem zustimmen sollte. Eine Umsetzung wäre frühestens zur Pflanzensaison 2017 realistisch. „Man könnte auch schon im Herbst eine Menge vorbereiten“, sagt Natalie Kieslich.
Die Gruppe, die selbst eine Nähe zu Grünen und SPD hat, will die Politik mit Argumenten überzeugen. So seien in Andernach die Pflegekosten für städtische Beete von 60 auf 12 Euro je Quadratmeter und Jahr gesunken. Außerdem konkurriere das Gratis-Angebot an Obst und Gemüse kaum mit kommerziellen Angeboten. Es habe in Andernach lediglich drei Fälle von Vandalismus gegeben. In Menden sollen auch Flüchtlinge mit in das Projekt eingebunden werden. Nossol-Geerds setzt auf eine große Einigkeit bei dem Projekt: „Wenn die Verwaltung nicht dahintersteht, kann man es vergessen.“