Menden. . In Mendens Aquaponic-Anlage bringen Fische Gemüse zum Wachsen. Wie das Ganze funktioniert und was es bringt, erklärt Projektleiter Ulrich Hering.
Die einzige Aquaponic-Schulanschauungsanlage des Bundeslandes ist in Menden in Betrieb. Seit dem Sommer vergangenen Jahres wird auf dem Gelände des Naturschutzzentrums Arche Noah mit dem sogenannten Tomatenfisch gearbeitet. Dafür interessieren sich neben Schulen und Privatpersonen natürlich auch Bauern und Gärtner.
Das Einhorn des Wassers
In der Erlebniswelt Aquaponic greift ein Rad in das nächste. Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei der Tomatenfisch. Dieser hat hier die Funktion eines Einhorns, denn ebenso wie das edelste aller Fabeltiere existiert er eigentlich nicht. Der Tomatenfisch steht nur symbolisch für den Kreislauf einer Aquaponic-Anlage.
In der Mendener Anlage sind es kleine Tilapia – das sind Speisefische auf der Familie der Buntbarsche. „Wir wollten hier eine Fischart drin leben haben, die überhaupt nicht mit Fischmehl in Berührung kommt“, erklärt Arche-Projektleiter Ulrich Hering. Er füttert die Tilapien mit Grünzeug und Salatreste. Eine rein vegane Ernährung, Kannibalismus ist nicht erwünscht: „Dieser Fisch wird überhaupt nicht mit anderen Fischen gefüttert“, weiß der Fachmann.
Die Tilapien arbeiten quasi 24 Stunden am Tag – allerdings passiv. Denn durch ihre gemütlich-schwimmende Existenz in dem Becken müssen sie natürlich auch ausscheiden und verdrecken somit das Wasser. Dadurch wird das Wasser besonders nitritreich.
Dieses Nitrit-Wasser wird abgepumpt und in einem Grobfilter zu Nitrat umgewandelt. Und dieses Nitrat-Wasser wiederum wandert direkt zu den Pflanzen.
70 Tassen Kaffee
Das Besondere daran: Die in der Arche angebauten Pflanzen – Paprika, Eichblattsalat, Minze und natürlich die namensgebenden Tomaten – wachsen in Kies und nicht in Erde. Das hat lediglich einen winzigen Haken: „Dadurch, dass die Pflanzen nicht in Erde wachsen, ist es uns nicht erlaubt sie ,bio’ zu nennen“, informiert Hering. Der Kies hat selbstverständlich auch seinen Sinn: „Die Pflanzen ziehen sich so die Nährstoffe aus dem Wasser, die sie brauchen. Der Rest des Wasser sickert durch den Kies und landet somit natürlich gesäubert wieder bei den Fischen.“
Der einzige Moment, an dem ein Mensch ins Spiel kommt, ist die Fütterung der Fische. Der Rest läuft völlig automatisch und extrem ressourcen-sparsam.
Gepumpt wird das Wasser alle zwei Stunden für zwei Minuten. Und auch bei der Stromversorgung hat sich das Arche-Team eine saubere Lösung überlegt: Eine Kombination aus Biomeiler und Solaranlage.
In dieser einzigen Schulanschauungsanlage in NRW wird somit Grundschüler wie auch Abiturienten gezeigt, wie eine Kreislaufwirtschaft betrieben wird, ohne dabei viele Ressourcen zu verbrauchen. Die Zahlen sprechen für das Projekt: Ein Messgerät zeigt an, dass in zehn Tagen 721 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO₂) eingespart wurden. Zudem habe der Biomeiler in eben diesen zehn Tagen 2274 Kilowattstunden Energie erzeugt. Vergleichwert: Mit einer Kilowattstunde Strom kann man eine Maschine Wäsche waschen oder 70 Tassen Kaffee kochen. Das Urteil des Fachmanns Hering: „Noch mehr bio geht nicht.“