Menden. Endlich kommt Schwung in den Wahlkampf, findet WP-Reporter Arne Poll, in der Kolumne zur Kommunalwahl 2020 in Menden und tut Erstaunliches auf.
Na, es geht doch. Wir sind mittendrin im Wahlkampf für die Kommunalwahl. Roland Schröder hat sich als erster Bürgermeisterkandidat aus der Deckung gewagt und mit seinem Sieben-Punkte-Plan für die ersten hundert Tage nach seinem möglichen Amtsantritt Diskussionsstoff geliefert. Der erste inhaltliche Aufschlag im Bürgermeister-Wahlkampf findet überraschend viel Gehör.
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Da wäre es ja jetzt nur logisch, wenn die anderen Kandidaten nach dem Sieben-Punkte-Plan einen Acht- oder Neun-Punkte-Plan aus der Tasche zögen. Stefan Weige und Andreas Nolte präsentieren sich im Gespräch mit der Redaktion vorbereitet und kündigen klare Aussagen an. Der CDU-Kandidat und Erste Beigeordnete Sebastian Arlt dagegen lässt es (Spötter würden sagen: ganz in der Tradition seines aktuellen Chefs im Rathaus) ganz ruhig angehen.
Die geliehenen Hunde fürs menschelnde Image
Arlt lässt es stattdessen menscheln, was das Zeug hält. Ein Foto mit der Gattin, eines mit der Jugend. Arlt, der Sportler. Arlt, der Musiker. Und jetzt noch: Arlt, der Tierfreund! Bei Instagram sitzt der Jurist inmitten von vier kleinen Welpen. „Ich spreche selten von süß...“, kommentiert er. Dem Vernehmen nach soll sich Arlt die Wauzis fürs Foto nur ausgeliehen haben.
Was noch erwähnt werden muss: Fast hätten wir dieses schöne Tier-Bild als WP-Redaktion gar nicht zu sehen bekommen. Denn die Instagram-Seite von Sebastian Arlt blockt schlichtweg unseren Redaktionsaccount – das war bestimmt nur ein Versehen.
Noch ein Vierbeiner und ein Kandidat im Kampfanzug
Flausch zieht immer: Auch SPD-Grand-Dame Jutta Aeldert und Ratskandidatin im Bezirk neun lässt sich mit Vierbeiner (sehr sicher der eigene) ablichten. Wir erfahren: Der strubbelige Wuffi ergänzt neben zwei Kindern, zwei Enkelkindern und einer Katze die Familie und bekommt viel Bewegung. Aber warum schaut er nur so als hätte er gerade einen Blick auf den SPD-Bundestrend geworfen?
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Auch FDP-Bürgermeisterkandidat Stefan Weige lässt es menscheln. In einem zweiminütigen Video fasst er nichts weniger als sein komplettes Leben zusammen. Weige spricht den Film freilich selbst ein (wahrscheinlich hat er auch noch persönlich auf dem Flügel dazu gespielt): „Elf Monate alt, voller Haare“, kommentiert er die Bewegtbilder. Zum 18. Geburtstag gab’s laut Weige eine „geile Party“. Und wir sehen ein Foto von Weige als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr. (Als Mann mag man diese Anzüge nicht, weil die immer so einschnüren.) Weige lächelt tapfer und kampfbereit für den Chefsessel im Rathaus.
Entlastung für den Raucher Stefan Weige
Und weil wir ja immer ganz genau hinsehen, fällt uns bei Stefan Weige eine Zigarette auf einem beruflich entstandenen Foto aus Chicago auf. Öffentliches Rauchen in den USA? Das klingt nach „schwer verboten“. Weil wir ja genau sind, liefern wir für den Raucher Weige die Entlastung aus dem „Smoke Free Illinois Act“ gleich mit: Rauchen ist in Chicago auf offener Straße erlaubt, solange der Raucher mindestens 15 Fuß Abstand zu Fenstern, Türen und Gebäuden hält. Wieder was gelernt.
Was es noch so gibt: Die CDU hat unterdessen eine neue E-Mail-Adresse für die wirklich wichtigen Dinge im Leben eingerichtet, nämlich malen@menden-cdu.de. Veranstalter von Diskussionen mit den Bürgermeisterkandidaten stellen sich unterdessen die Frage, ob es demokratischer wäre, einen AfD-Kandidaten mitreden zu lassen oder im Vorfeld gar nicht erst einzuladen. Und der Arbeitskreis Nordwall hat noch keine Lösung für den Nordwall. Es gibt auch noch eine Innovation im Wahlkampf: Sebastian Arlt (der mit den menschelnden Fotos) äußert sich als wohl erster Bürgermeisterkandidat bei Anfragen nicht mehr selbst, sondern lässt sich durch einen Sprecher vertreten.
Endlich mal Stoff für echte Diskussionen und Debatten
Bilanz dieser Woche: Im Wahlkampf kommen Inhalte auf den Tisch. Es gibt endlich mal Stoff für echte Diskussionen. Aber das macht es für die Kandidaten tatsächlich auch ungleich komplizierter. Jede klare Positionierung ist ja auch immer mit einem Risiko verbunden, man will ja niemanden verprellen.. Aber wenn Sie mich fragen: Die Kandidaten müssen da durch. Sie müssen auch mal sagen, was sie nicht wollen. Mein Gefühl sagt mir, dass dieses Mal mit Passivität kein Blumentopf zu gewinnen ist.
Die Redaktion blickt in den kommenden fünf Wochen bis zur Kommunalwahl einmal wöchentlich in dieser Kolumne auf den Wahlkampf in der Woche zurück. Die Kolumne erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ist immer ein persönlicher Blick des Autoren und bewusst spitz formuliert.
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