Menden. Im letzten Teil des WP-Heimat-Checks bewerten die Mendener ihre neu gestaltete Innenstadt. Der Einzelhandel zieht ein positives Fazit.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich einiges getan in der Mendener Innenstadt – vor allem optisch. Die Umgestaltung ist inzwischen abgeschlossen, Besucher schreiten nun durch den angedeuteten Torbogen des ehemaligen Niedersten Tors. Doch ganz ohne Diskussionen ist die Umgestaltung nicht abgelaufen. Immer wieder kritisierten Bürger und Geschäftsleute die Arbeiten, die sich länger hinzogen als ursprünglich geplant. Unterm Strich zeigen sich die Mendener im großen WP-Heimat-Check jedoch zufrieden mit ihrer Innenstadt.

Menden fehlt die Vielfalt

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Die Sonne strahlt an diesem Nachmittag durch die Fußgängerzone, Kinder flitzen um die Spielzeuglok „Emma“ direkt vor dem Geschäft von Evi Kissing. Die Inhaberin von „Engel und Rabauken“ hat die Umgestaltung der Innenstadt in den vergangenen Jahren hautnah miterlebt – und das teilweise an verschiedenen Standorten. „Es ist total schön geworden“, sagt die 53-Jährige. Trotz teilweiser kritischer Stimmen sei es eine Bereicherung für die Kernstadt. „Und das wird auch wahrgenommen“, sagt Kissing. Sie selbst geht sogar so weit zu sagen, dass es die schönste Innenstadt der Region ist – allerdings mit kleinen Einschränkungen: „Die Vielfalt fehlt.“ Sie vermisse vor allem Bekleidungsangebote für jüngere Menschen, weswegen die meisten Jugendlichen in umliegende Großstädte pendeln würden.

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Die Zeit der Umbauarbeiten in der Innenstadt beschreibt Evi Kissing nichtsdestotrotz als beschwerlich. Zum einen sei vielerorts bis direkt vor die Geschäfte gebaut worden und zum anderen sei es gerade für ältere Menschen mit Rollatoren problematisch gewesen. Gleichwohl sei ein Umbau anders nicht machbar. Kissing lobt sogar die Bauleitung des zuständigen Unternehmens. Denn die sei stets ansprechbar gewesen für die Händler. „Ich habe das Ganze nicht ganz so schlimm empfunden“, sagt sie. Gleichwohl gebe es sicherlich Betroffene, die die Lage anders beurteilen.

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Wie wichtig die Innenstadt – bzw. der Einzelhandel an sich – ist, habe vor allem die Corona-Pandemie gezeigt. Gerade in den ersten Wochen des Lockdowns war die Fußgängerzone wie ausgestorben. „Die Kunden haben sich so solidarisch gezeigt, das hat mich zu Tränen gerührt“, gibt Evi Kissing zu. Diese Solidarität, diese Treue zum lokalen Einzelhandel könne man online kaum erreichen. „Das ist stationärer Handel. Man kennt sich.“ Allerdings sei der Einzelhandel nicht mehr so wie noch vor 20 Jahren. „Wir müssen uns an die neuen Gegebenheiten anpassen“, sagt Kissing selbstkritisch. Über Facebook, Instagram, Whatsapp stellte Kissing während des Lockdowns neue Outfits vor, lieferte Pakete teils selbstständig aus. „Das Haus ist weder ausgemistet, noch ist der Garten schön“, sagt sie über die arbeitsreiche Zeit. Denn neben Bestellungen zählte auch digitale Kundenberatung zum Tagesgeschäft. Doch ganz so wolle Kissing es nicht weiterführen. Sie sagt klar: „Einen Onlineshop wird es nicht geben.“

Qualität und Wertschätzung

Die 53-Jährige hat sich dem lokalen Handel verschrieben – wie so viele ihrer Kolleginnen und Kollegen entlang der Fußgängerzone. „Der Zusammenhalt ist ganz toll“, lobt die Geschäftsfrau. Einzelhändler würden sich selbst in schwierigen Zeiten gegenseitig Mut machen. Zwar habe die Fußgängerzone noch immer einen hohen Leerstand zu verzeichnen, dass dies jedoch an zu hohen Mieten oder der Hönnestadt als schwierigem Pflaster an sich liegt, hält sie für falsch. Vielmehr gehe es für den stationären Handel darum, sich neuen Entwicklungen anzupassen. „Ich wehre mich gegen das Schlechtreden.“

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Dass die Mendener vergleichsweise zufrieden sind mit ihrer Innenstadt, deckt sich mit den Ergebnissen des WP-Heimat-Checks:

2,58 ist die Note, mit der die Mendener ihre neu gestaltete Fußgängerzone bewerten. Die Wichtigkeit einer funktionierenden Innenstadt macht Evi Kissing zudem an einem allgemeinen Umdenken fest. Egal ob Ernährung oder Klamottenkauf: Es komme immer mehr auf die Regionalität an. Statt sich Produkte um den halben Globus zusenden zu lassen, würden die Mendener verstärkt auf Produkte vor Ort setzen.

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Das deckt sich auch mit Einschätzungen örtlicher Landwirte, die gerade während des Corona-Lockdowns einen Anstieg der Verkäufe in den Hofläden ausmachten. Regionalität, so Kissings Einschätzung, setze sich auf lange Sicht durch. „Sachen billig kaufen und schnell wieder wegwerfen, ist unterm Strich nicht günstiger. Das gilt für Kinderkleidung ebenso wie für Fleisch“, so die Geschäftsfrau. Qualität und Wertschätzung vor Ort – und auch in der Innenstadt – bilden dafür das entsprechende Grundgerüst.

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