Menden/Balve/Fröndenberg. Im großen WP-Heimatcheck benoten die Bürger ihre Städte. Im heimischen Raum liegt Balve dabei knapp vor Fröndenberg und Menden.
Wer als Schulkind einen Notenschnitt von 2,2 bis 2,5 mit nach Hause bringt, der dürfte wohl in einigermaßen zufriedene Elterngesichter blicken. So ergeht es jetzt den drei Städten Menden, Balve und Fröndenberg, jedenfalls im großen WP-Heimat-Check. Insgesamt mehr als 1100 Bürgerinnen und Bürger haben den drei Nachbarstädten auf unsere Frage: „Wie gerne leben Sie in Ihrem Ort?“ diese Gesamtnoten gegeben. Und auch wenn es nur um Nuancen geht: Die Balver fühlen sich am wohlsten (Note 2,21), gefolgt von den Fröndenbergern (2,38) und den Mendenern, die ihrer Hönnestadt insgesamt eine 2,46 geben.
Damit liegen alle drei Kommunen im unteren Mittelfeld von Südwestfalen, wo es für die Großstädte Hagen und Siegen schlechtere, für viele kleinere Städte aber auch klar bessere Noten durch ihre Bürgerinnen und Bürger gibt. Bevor die WP vor Ort jetzt die vielen einzelnen Aspekte unter die Lupe nimmt: 220 Bürgerinnen und Bürger aus Menden, Balve und Fröndenberg verteilten im Heimatcheck nicht nur die Schulnoten zu Einzelhandel, Nahverkehr, Sicherheit oder Sauberkeit. Sie nutzten auch die Chance, Kommentare, Anregungen, Lob und Kritik zur Stadt abzugeben.
Viel Kritik, aber auch ein Lob: Die Stimmen zu Menden
Für Menden finden sich unter den Themen, die unsere Lokalredaktion nach Ansicht der Heimatcheck-Teilnehmer aufgreifen oder vertiefen sollte, neben Dauerbrennern wie dem Zustand der Straßen, fehlenden Spielplätzen in der Innenstadt, Ärztemangel oder Geschäfts-Leerständen auch neue Fragen, die unsere Redaktion jetzt ebenfalls auf der Agenda hat. Das reicht von „Rasern in der Stadt“ über die „schön verklinkerte, aber verschmierte Hönnemauer“ bis zum Abbau frei zugänglicher Sportgeräte im Wald und vielem mehr. Es gibt indes auch Lob für Menden: „Ich fühle mich wohl in Menden, das ist meine Heimat geworden“, berichtet zum Beispiel eine ehemalige Kamenerin. Manche Teilnehmer schildern auch Probleme, die sie ganz persönlich betreffen, aber öffentliche Aspekte haben. So schreibt eine Anwohnerin der Oberen Promenade, dass ein asiatischer Knöterich von den Bahngleisen auf die Gärten übergreife, der komplett auszugraben sei. Die Bahn aber vertröste sie seit mittlerweile zwei Jahren. „Die Bewohner wären der Stadt sehr dankbar, wenn ihrerseits diesbezüglich nochmals Kontakt zur DB aufnehmen könnte.“
Was ist der Heimatcheck eigentlich?
15.453 Menschen aus 40 Städten und Gemeinden in Südwestfalen haben bei unserem großen Heimat-Check mitgemacht und ihren Heimatkommunen ein Zeugnis ausgestellt.
Die Umfrage haben wir geplant, als von der Corona-Krise und ihren dramatischen Auswirkungen auf unseren Alltag noch nichts zu spüren war. Und doch haben wir uns ganz bewusst dazu entschlossen, Ihnen weiterhin beim Heimatcheck die Möglichkeit zu geben, ihr Wohnumfeld zu benoten. Denn es gibt einen Alltag und ein gesellschaftliches Leben vor dieser Krise, und dasselbe gilt für die Zeit, in der wir alle diese Zeit überwunden haben werden.
In unserer vertiefenden Serie schauen wir uns diese Ergebnisse an und kommen mit Akteuren vor Ort ins Gespräch. Was läuft gut und was ließe sich verbessern?
Wie sich jeweils die Gesamtnote zusammensetzt, soll am Beispiel Menden aufgezeigt werden: Die 2,46 ergibt sich daraus, dass 19,1 Prozent der Teilnehmer Menden eine glatte 1 geben, der größte Anteil mit 38,5 Prozent eine 2, 25,8 Prozent immer noch eine 3. Für die Schulnote 4 entscheiden sich immerhin noch 8,4 Prozent, ein „Mangelhaft“ verteilten 4,2 % und eine glatte Sechs 2,3. Die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten hier keine Angaben.
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Sorge um die Zeit nach Corona: Die Stimmen zu Balve
Die etwas höhere Zufriedenheit mit Balve wird auch an mehr positiven Kommentaren ersichtlich. Die Stadt sei nicht nur schön, es sei für den täglichen Bedarf auch alles zu bekommen, erklärt ein Teilnehmer. Den direkten Vergleich zu Menden zieht eine Ex-Balverin, die der Liebe wegen umgezogen ist: „Garbeck ist viel schöner, aber ich bin halt auch ein Landei.“
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Auch für Balve fehlt es indes nicht an kritischen Stimmen, zum Beispiel zur Sicherheit für Fahrradfahrer. „Hier ist meine Antwort: absolut ungenügend! Sie ist nicht vorhanden. Balve und das Hönnetal sind für Fahrradfahrer lebensgefährlich“, schreibt ein Teilnehmer. Andere wiederum treibt die Sorge um die Zukunft um: „Wie verkraften unsere vielen, auch kleinen Vereine, insbesondere in den Ortsteilen, eine drohende finanzielle Krise während und nach der Corona-Pandemie? Wirkt sich das auf das ehrenamtliche Engagement in Stadt und Ortsteilen aus, welches bislang eine große Stütze in unserer Gesellschaft ist?“
Hohe Nebenkosten, tolles Bürgerbüro: Die Stimmen zu Fröndenberg
Eine zu hohe zweite Miete kritisiert eine Fröndenbergerin an ihrer Stadt: „Die Nebenkosten-Abrechnung ist eine Katastrophe“, schreibt sie – auch das wird wie vieles andere für die Redaktion Anlass für Nachfragen in der Ruhrstadt sein. Der fehlen laut einem anderen Einwohner Fachärzte wie Orthopäden oder aus der Chirurgie: „Wenn man kein Auto hat, ist das schlecht, denn man muss nach Unna oder Menden, um so einen Arzt zu bekommen.“ In Dellwig bekomme man im Ort keinen Kindergartenplatz und müsse das Kind nach Holzwickede fahren, beklagt eine andere Stimme. In Tops und Flops teilt ein anderer Teilnehmer seine Stadt ein: Bürgerbüro, Schulen, Müllabfuhr und Post erhalten hier jeweils das „top“. Das ganze Gegenteil sei aber die Beschaffenheit der Straßen. Die Ampelanlage im Bereich Eule/Alleestraße sei schlecht eingestellt, und zu schmale Fahrbahnen machten das Radeln in die Innenstadt hinein gefährlich.
Heimatcheck liefert viele Ansätze für neue Geschichten
Kurzum: Die Ergebnisse des WP-Heimatchecks sind so bunt und vielfältig wie das Leben in den drei Städten. Gerade in den Einzelfragen gibt es für die Lokalredaktion viele Ansätze für Geschichten und Interviews. Auch dafür allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein großes Dankeschön! Und wir legen gleich los: So soll es am kommenden Dienstag um die Ergebnisse und Fragen zur Sicherheit gehen.