Fröndenberg. Nach der kurzfristigen Versetzung des ehemaligen Windmühlen-Leiters Thomas Reimann mehren sich die Stimmen nach mehr Transparenz.
Auch rund eine Woche nach der Versetzung von Windmühlen-Leiter Thomas Reimann hält sich das Unverständnis für die Entscheidung der Kreisverwaltung. Die Stimmen nach einer transparenten Aufarbeitung werden lauter.
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„Die Sache ist noch nicht aus den Köpfen raus“, sagt FWG-Fraktionschef Matthias Büscher auf WP-Anfrage. Die kurzfristige Abberufung Reimanns habe auch die Freien Wähler kalt erwischt. Nach der öffentlichen Stellungnahme des Fröndenberger Bürgermeisters Friedrich-Wilhelm Rebbe werde auch die FWG den Vorgang „hinterfragen“. Wie Rebbe selbst hätte sich auch Ratsherr Matthias Büscher im Vorfeld Informationen gewünscht. „Wir zahlen ja auch einen nicht unerheblichen Beitrag über die differenzierte Kreisumlage“, so der FWG-Fraktionschef. Die differenzierte Kreisumlage ist eine Abgabe der Kommunen, die kein eigenes Jugendamt haben und daher über das Kreisjugendamt betreut werden. Neben der Ruhrstadt betrifft das auch die Städte Bönen und Holzwickede.
Gleichzeitig kündigt Büscher konkrete Nachfragen in den nächsten politischen Sitzungen an. Das Ziel: Transparenz und Aufklärung. „Die Art und Weise geht gar nicht“, erklärt Büscher. Die Anwohner des Mühlenberges seien zurecht erbost.
Als „unglücklich“ bezeichnet Grünen-Fraktionsvorsitzender Martin Schoppmann das Vorgehen des Kreises. Er könne verstehen, warum Personalangelegenheiten unter dem Deckmantel des Datenschutzes behandelt werden. Schließlich könne niemand wollen, dass seine beruflichen Angelegenheiten in der Öffentlichkeit diskutiert werden.
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Allerdings sei die Spontanität der Entscheidung unglücklich. „Die Jugendeinrichtung Windmühle ist ein stückweit enthauptet“, so Schoppmann. Aufgrund dieser Personalentscheidung die differenzierte Kreisumlage in Frage zu stellen, hält der Grünen-Fraktionschef jedoch nicht für den richtigen Weg. „Normalerweise nimmt man die Stadt mit, aber das hat nichts mit der differenzierten Kreisumlage zu tun.“ Vielmehr kritisiert er die Informationspolitik des Kreises Unna, der noch immer zu den Hintergründen schweigt.
Eigenes Jugendamt nicht rentabel
In dieselbe Kerbe schlägt Fröndenbergs Kämmerer Heinz-Günter Freck. „Man darf die Windmühlen-Problematik nicht mit der differenzierten Kreisumlage verknüpfen.“ Vor rund sieben Jahren ist nämlich genau so eine Diskussion geführt worden. Damals, Anfang 2013, bezifferte ein Gutachten die Kosten für ein eigenes Fröndenberger Jugendamt auf rund 6,23 Millionen Euro. Allerdings stellte der Gutachter schon damals fest, dass ein präziser Kostenvergleich schwierig sei. Das bestätigt Kämmerer Freck: „Interkommunale Zusammenarbeit ist ein hohes Gut, es ist absolut sinnig.“ Fröndenberg, Holzwickede und Bönen würden allesamt von den Effekten einer größeren Einheit profitieren. Ohnehin würde die Finanzierung eines eigenes Jugendamtes an der Steuerkraft der Kommune bemessen. Vor diesem Hintergrund sei der Solidarausgleich, der im derzeitigen System zum Tragen kommt, sinnvoll.
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Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Rebbe hatte das Vorgehen des Kreises gestern in einer Stellungnahme scharf kritisiert. „Für eine solche Leitungsentscheidung ohne jegliche Alternative für die Arbeit vor Ort muss die Stadt Fröndenberg im Rahmen der differenzierten Kreisumlage den finanziellen Background leisten.“ Die Abberufung Reimanns sei „hochgradige Personalvergeudung“, zudem erwarte Rebbe vom Kreis Unna „schnellstens ein personelles Konzept“.