Menden. Der Mendener Wald steht vor drastischen Veränderungen. Vor allem die angeschlagene Fichte könnte im Stadtforst Ende 2020 Geschichte sein.
Der Mendener Stadtförster Dirk Basse schlägt Alarm: Klimawandel, Sturm und Borkenkäfer haben den heimischen Fichten dermaßen zugesetzt, dass sie Ende kommenden Jahres fast gänzlich aus dem Stadtwald verschwinden könnte.
Dramatischer Preisverfall
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Auf einer Karte hat Basse alle Baumarten der städtischen Wälder farblich markiert. Der Anteil der Fichte am Stadtforst beträgt rund 23 Prozent. Längst ist der Großteil der Fichten aber Schadholz. Denn entweder hat sich der Borkenkäfer eingenistet oder der Baum ist dem Klimawandel zum Opfer gefallen. „Alles hat mit Sturm Friederike angefangen“, resümiert Basse. Rund 10.000 Festmeter Holz sind inzwischen nur noch zum Spottpreis auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Ließen sich einen Tag vor dem Sturm, am 17. Januar 2018, noch 95 Euro pro Festmeter erzielen, ist der Preis aktuell auf etwa 35 Euro gesunken.
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Basse schätzt, dass die letzten gesunden Fichten im Stadtforst Ende 2020 nicht mehr zu retten sind. „Es ist eine nicht mehr aufzuhaltende Geschichte“, bringt es Basse auf den Punkt. Und er geht noch weiter: Hält die trocken-warme Witterung ohne längere Kälteperioden an, könnte dieses Schicksal auch auf andere Baumarten zukommen. „Es ist ein Waldsterben auf allen Ebenen“, so der Stadtförster. Das macht auch ein Blick auf die Einsätze der Feuerwehr deutlich. Wolfram Semrau erklärte jüngst im Ausschuss für öffentliche Sicherheit und Ordnung, dass die Mendener Wehr noch nie so viele Klimaeinsätze hatte wie 2018 und 2019.
Verschiedene Facetten verbinden
Mit dem Fichtensterben geht auch ein wirtschaftlicher Schaden für Stadt und private Waldbauern einher. Die einzige Maßnahme, die noch greift, ist die Verwertung der Bäume. Ein Entrinden der Fichten per Hand sei nicht zu bewerkstelligen. In Sachsen ist bereits die Bundeswehr gegen den Borkenkäfer zu Felde gezogen, um die Baumrinden abzuschälen – der Erfolg ist überschaubar.
Einen Anschub beim Thema Klimaschutz brauche die Stadt allerdings nicht, wie Mendens Erster Beigeordneter Sebastian Arlt erklärt. Bei Gebäuden, Hochwasserschutz und Stadtforst sei man bereits „weit vorne dabei“. Es gelte, alle Facetten des Waldes zu berücksichtigen. Das beinhalte den Naturschutz ebenso wie die Bildung (Waldkindergarten), Freizeitangebote oder eben das Wirtschaften mit dem Forst. „Wir müssen alles in einen sinnvollen Zusammenhang bringen“, sagt Arlt. Ein Ansatzpunkt ist, den Wald mit Neupflanzungen aufzuwerten. Auf vier mal vier Metern sollen neue, heimische Baumarten wie Kirsche, Tanne oder Lärche gepflanzt werden. Den Platz zwischen den einzelnen Setzlingen wolle man der Natur überlassen. Fichten sollen keine Rolle mehr im zukünftigen Mendener Wald spielen. „Das wäre wie das Spekulieren an der Börse mit schlechten Ergebnissen“, veranschaulicht Dirk Basse.
Kreis rät zur Vorsicht im Wald
Der Märkische Kreis rät zudem zur Vorsicht in den heimischen Wäldern. Neben den Fällarbeiten beginne die Jagdsaison, weswegen Wanderer und Freizeitsportler auf der Hut sein sollten. „Durch die rapide Ausbreitung des Borkenkäfers haben die Waldeigentümer im Märkischen Kreis alle Hände voll zu tun, die Plage in den Griff zu bekommen“, teilt der Märkische Kreis in diesem Zuge mit.
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Gleichzeitig beginne im Herbst die Saison für Treib- und Drückjagden in Feld und Wald. „Nach wie vor ist das Betreten des Waldes für Erholungssuchende auf eigene Gefahr gestattet.“ Vor allem rät der Kreis Waldbesuchern dazu, die Wege nicht zu verlassen sowie in angemessener, heller Kleidung unterwegs zu sein. Zudem sollte der Wald bei einbrechender Dunkelheit und nachts gemieden werden.
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