Menden. Wegen der Fällungen steht der Stadtforst verstärkt in der Bürgerkritik. Dabei, sagt Dirk Basse, geht es um Verkehrssicherung, nicht ums Geld.

Am Bieberblick müssen Stadtförster Dirk Basse und sein Team seit Dienstagmorgen wieder Bäume fällen: Um die 100 Birken sind dort der Trockenheit der beiden letzten Jahre zum Opfer gefallen. Wegen der Nähe zum Freizeitzentrum müssen sie gefällt werden, denn absterbende oder tote Birken neigen zum Umfallen – und das kann für Spaziergänger gefährlich werden. Die WP spricht mit Dirk Basse über dramatischen Folgen der Dürre, die an vielen Stellen des Stadtwaldes zu sehen sind.

WP: Herr Basse, warum machen Sie auf die Arbeiten am Bieberblick aufmerksam?

Dirk Basse: Weil wir überall da, wo wir Bäume fällen müssen, schnell in die Kritik von Bürgern geraten und dann lieber vorsorglich erklären, warum wir tun, was wir tun. Sonst heißt es, die Bäume seien doch noch gesund, dabei sind die Birken hier tot und trocken. Gerade in letzter Zeit hören wir öfter, dass wir nur Geld verdienen wollten. Das ist aber Unsinn!

Wie schlimm steht es denn um den Mendener Wald?

Ganz schlimm, um es nochmal klar zu sagen. Spätestens Ende nächsten Jahres dürften wir keine Fichten mehr im Mendener Stadtwald haben.

Wie viel macht das aus?

Wir hatten bis vor drei Jahren 620 Hektar Wald in Menden, davon etwa ein Viertel Fichten. Das zeigt die Größenordnung. Das waren 165 Hektar. Zum Teil sind die jetzt schon weg.

Und die gehen wirklich alle ein?

Ja, fast alle. Die sind fast komplett vom Borkenkäfer befallen. In unserem Wald stehen Tausende toter Fichten.

Gibt es denn keine Alternative zu den Fällungen?

Doch, die gibt es: Wir können den Mendener Stadtwald komplett sperren. Denn das ist ja kein reiner Wirtschaftswald, sondern er dient auch der Naherholung. Mit anderen Worten: Hier laufen Menschen durch, und die wären durch herabfallende Äste oder umstürzende Bäume gefährdet. Das gilt übrigens auch für unsere Waldarbeiter. Sperrungen will natürlich keiner, am allerwenigsten wir.

Was tun Sie also?

Wir müssen schnell handeln. Und nochmal: Mit diesem Holz ist kaum Geld zu verdienen, erst recht nicht, wenn wir es lange stehen oder liegen lassen. Der Borkenkäfer sitzt unter der Rinde. Der tötet den Baum zwar, greift das Holz aber nicht an. Das besorgen die Insekten und die Pilze. Nur wenn wir schneller sind als die, können wir die anfallenden Festmeter wenigstens noch als Bauholz verkaufen.

Schaffen Sie das denn, wenn es um 120 Hektar geht? Das sind doch Riesenmassen.

Wir versuchen es. Aber tatsächlich kommen gar nicht so schnell nach, wie das Fichtensterben vonstatten geht. Zwei Beispiele: Noch in dieser Woche werden 5000 Festmeter vom Limberg abgeholt, was ungefähr 5000 Baumstämmen entspricht. Dieses Holz geht dann nach China. An den Almterrassen dagegen hatte der Orkan Friederike viele Bäume flachgelegt, aber da lassen wir die Stämme jetzt liegen.

Warum?

Dort ist es für das Holz dank der Pilze und Insekten zu spät, und gleichzeitig wächst in dem Naturschutzgebiet unter den toten Bäumen schon wieder vieles nach. Außerdem haben wir immer noch alle Hände voll damit zu tun, anderswo die Verkehrssicherungspflicht zu gewährleisten, also umsturzgefährdete Bäume in der Nähe von Straßen und Wegen zu entnehmen – wie jetzt hier am Bieberblick.

Wo gibt es denn noch neuralgische Punkte?

An der Berliner Straße gibt es ein Eschentriebsterben, da müssen wir an die Bäume genauso ran wie an die Fichten und Lärchen am Oesberner Weg. An der Eifelstraße, wo es Ende Juli am Spielplatz gebrannt hat, sind die Bäume auch tot.

Was kann man denn an Stelle der Fichten anpflanzen?

Es gibt verschiedene Baumarten, die klimatauglicher sind. Vogelkirsche, Taubeneiche, Lärche, Kiefer, die Weißtanne – und auch die Esskastanie.