Menden. . In wenigen Tagen will die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Mann erheben, der ein Mendener Rentner-Paar in seinem Haus überfallen haben soll.

Das Verbrechen hat vor knapp zwei Jahren ganz Menden erschüttert: Ein Rentner-Ehepaar wurde im Herbst 2016 überfallen, ausgeraubt und hilfslos in seinem Haus an der Thüringenstraße zurückgelassen. In wenigen Tagen will die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erheben – wegen versuchten Mordes. Das erklärte gestern Thomas Schmelzer, Staatsanwalt am Landgericht Arnsberg, auf Nachfrage der WP.

Im Mai dieses Jahres hatte die Polizei den Mann in einem Fernreisebus in Aachen gefasst. Zuvor war der Verdächtige, der unter mehreren Identitäten bekannt war, in ganz Europa zur Fahndung ausgeschrieben. Seither sitzt er in Untersuchungshaft – und sagt zu den Vorwürfen kein Wort.

Nicht zur Sache geäußert

„Der Beschuldigte hat sich bisher nicht zur Sache geäußert“, erklärt Thomas Schmelzer. Die Staatsanwaltschaft gehe davon aus, dass mindestens drei Täter das Verbrechen an der Thüringenstraße verübt haben. Vom dem Inhaftierten seien an der Einstiegsstelle zum Haus DNA-Spuren gefunden worden. Ob von ihm auch weitere DNA-Spuren im Haus gefunden worden seien, könne er derzeit nicht sagen, so Thomas Schmelzer: „Das wird die Hauptverhandlung zeigen.“ Fest stehe, dass der mutmaßliche Täter wegen weiterer Einbrüche – unter anderem in Fürth sowie im Ausland – polizeibekannt sei: „Er ist mehrfach gesucht worden.“

Frage nach den Mittätern

Wer die Mittäter sein könnten, sei derzeit offen. Ein ursprünglich verdächtiges Trio – zwei Männer und eine Frau aus Bosnien – stand im vergangenen Jahr wegen einiger Dutzend Einbruchsdiebstähle vor Gericht, nicht aber wegen des Raubüberfalls an der Thüringenstraße. Der Nachweis, dass die Drei etwas mit dem Verbrechen auf der Platte Heide zu tun gehabt haben könnten, ließ sich nicht führen.

„Organisierte Kriminalität“

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Thomas Schmelzer hat wenig Hoffnung, dass der Tatverdächtige vor Gericht über seine Komplizen auspackt: „Das ist organisierte Kriminalität, da wird nichts kommen“, ist er sich sicher. Noch seien die Ermittlungen nicht abgeschlossen, doch die Staatsanwaltschaft erwartet in wenigen Tagen die Ergebnisse. „Die Anklage ist nach Eingang der Ergebnisse, die für Anfang September angekündigt sind, beabsichtigt“, erläutert Thomas Schmelzer.

Prozess beginnt noch dieses Jahr

Mit dem Prozessbeginn rechnet Thomas Schmelzer noch in diesem Jahr – schon um die Sechs-Monats-Frist zwischen Verhaftung und Prozessbeginn nicht zu überschreiten. Ob die beiden Senioren vor Gericht ihrem mutmaßlichen Peiniger gegenübertreten müssen, ist noch offen. „Der gesundheitliche Zustand ist seit dem Raubüberfall nicht besser geworden“, bilanziert Thomas Schmelzer. Wenn durch eine Aussage keine weitere Erkenntnisse zu erwarten seien, sei es auch denkbar, auf das Erscheinen der Opfer vor Gericht zu verzichten.

>> Aufmerksame Nachbarin als Schutzengel
Das zur Tatzeit 84-jährige Ehepaar ist im November 2016 von mehreren Einbrechern überfallen worden. Das Ehepaar sei, so heißt es, so lange gequält worden, bis die Täter erfuhren, wo Geld und Wertgegenstände lagen. Die beiden durchlebten ein Martyrium.

Bis zu 20 Stunden lagen sie gefesselt und geknebelt in ihrem Haus. Nur dank eines Schutzengels – eine besorgte Nachbarin alarmierte die Polizei – konnten sie gerettet werden. Durch die starke Dehydrierung bestand zunächst Lebensgefahr.