Aachen/Menden. . Ein Rentner-Ehepaar wird im Herbst 2016 in Menden brutal überfallen und misshandelt. Jetzt könnte der Täter gefasst worden sein. Ein Überblick.
Die Polizei hat am Montag in einem Fernreisebus in Aachen den mutmaßlichen Täter gefasst, der am 24. oder 25. November 2006 ein damals 84-jähriges Ehepaar an der Thüringenstraße brutal misshandelt, ausgeraubt, gefesselt und seinem Schicksal überlassen hatte. Die verletzten, hilflos daliegenden alten Leute wären fast an Austrocknung verstorben, erlitten Schmerzen viele Stunden der Todesangst. Gerettet wurden sie erst in letzter Sekunde, weil eine Nachbarin ihre Bekannten vermisste.
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Wie die Polizei auf WP-Nachfrage bestätigte, handelt es sich bei dem Festgenommenen um jenen Mann, dessen DNA-Spuren damals am Tatort Thüringenstraße sichergestellt wurden. 544 Tage der Jagd nach den Tätern lagen zwischen Gewalttat und Festnahme.
Die Tat
Am Abend des 24. November 2016, vielleicht auch erst in der Nacht, wird das Ehepaar von, wie es heißt, mehreren Einbrechern überfallen. Sie quälen die 84-Jährigen so lange, bis die ihnen sagen, wo im Haus Geld und Wertgegenstände liegen. Schließlich wird das Paar gefesselt und sich selbst überlassen. Bis zu 20 Stunden, so die Polizei später, dauert das Martyrium der Opfer. Sie werden nur knapp gerettet.
Die Jagd
Der erste Verdacht richtet sich gegen ein kurz nach dem Überfall auf das Ehepaar festgenommenes Einbrecher-Trio: zwei Männer und eine Frau. Deren Mendener Innenstadtwohnung steckt voller Diebesgut aus Raubzügen in und um Menden. Es beginnt die Suche nach Gegenständen aus dem Haus an der Thüringenstraße. Doch am Ende lässt sich nichts beweisen.
Im Januar 2017 ist die gefundene DNA-Spur aus dem Wohnhaus identifiziert. Jetzt sucht die Polizei mit Fahndungsfotos und mehreren Alias-Namen einen Mittdreißiger aus dem Balkan-Raum. Der Verdächtige gilt als „Intensivtäter“. Da an der Thüringenstraße auch Waffen erbeutet wurden, wird davor gewarnt, den Mann anzusprechen. Die Fahnung bleibt ohne Erfolg.
Im April 2017 läuft der Fall in „Aktenzeichen XY“: Im ZDF-Studio spricht Moderator Rudi Cerne mit dem Leiter der Mordkommission. Es gibt viele Hinweise, aber keine heiße Spur.
Die Festnahme
Am Montagabend gegen 20.15 Uhr kann eine gemeinsame Streife der Bundespolizei und der „Königlichen Marechaussee“, des Grenzschutzes der Niederlande, in Aachen den mit Haftbefehl Gesuchten festnehmen. Er fällt der Polizei in einem Fernreisebus auf, der die Strecke Antwerpen-Brandenburg bedient. Denn an der Haltestelle am Aachener Bendplatz zeigt der Mann Papiere vor, die einen serbischen Reisepass und einen Führerschein darstellen sollten.
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Doch die Dokumente sind laut Polizei „total gefälscht“, die Papiere werden zurzeit kriminaltechnisch untersucht. Die erste Anzeige erhält der Tatverdächtige denn auch wegen unerlaubter Einreise und Urkundenfälschung. Dann kommt er ins Gewahrsam des Polizeipräsidiums Aachen. „Als die wahre Identität des Festgenommenen feststand, wurde den Aachener Behörden klar, wen sie da gefasst hatten“, erklärt Marcel Dilling, Sprecher der Kreispolizeibehörde Iserlohn. Die heimische Polizei sei nicht ins Geschehen eingebunden gewesen.
Liegenlassen der Opfer gilt als Mordversuch
Die Staatsanwaltschaft Arnsberg hält dem Festgenommenen zweifachen Mordversuch in Tateinheit mit schwerer räuberischer Erpressung, erpresserischem Menschenraub und gefährlicher Körperverletzung vor. Er kam am Dienstag vor den Haftrichter. Angesichts der massiven Vorwürfe droht ihm bei einer Verurteilung lebenslang Gefängnis.
Das Liegenlassen der Opfer gilt als versuchter Mord, falls ihr Tod zur Verdeckung einer Straftat billigend in Kauf genommen wurde.