Menden. . Graffiti-Workshop mit Marcel Veneman an der Bischof-Henninghaus-Straße. Sprüh-Schriftzug: „We are one“ prangt jetzt in Pink an der Wand.

Innerhalb von zwei Tagen hat sich die trist-graue und beschmierte Fassade der Flüchtlingsunterkunft an der Bischof-Henninghaus-Straße in ein buntleuchtendes Beispiel des Austausches über alle Grenzen hinweg verwandelt. Dank viel Farbe und einem Dutzend junger Workshopteilnehmer prangt dort nun der Schriftzug „We are one.“ „Wir sind eins“ heißen die großen, pinken Buchstaben zu deutsch, was durch eine Weltkugel noch unterstrichen wird.

Kreative Impulse beim Workshop: Christina Imka mit einem ihrer Entwürfe.
Kreative Impulse beim Workshop: Christina Imka mit einem ihrer Entwürfe. © Alexander Lück

Mit Graffitikunst ein Zeichen setzen und sprachliche wie kulturelle Grenzen überwinden, dass war das Ziel dieses Workshops, den gemeinsam das Mendener Kulturbüro, der Integrationsbeauftragte, der heimische Graffitikünstler Marcel Veneman von „Sprühliebe“ und das Integrationszentrum des Märkischen Kreises als finanzieller Förderer auf die Beine gestellt hatten.

Das Anliegen, als Asylbewerber in die Hönnestadt gekommene Menschen wie auch Einheimische an einen Tisch beziehungsweise an eine Spraydose zu bekommen, ist jedenfalls gelungen. Die vier Jungs Elias, Timo, Dobrica und Elgiz standen beispielhaft dafür.

Liebe zum Fahrradfahren

Dobrica und Elgiz leben in der Unterkunft an der Bischof-Henninghaus-Straße, Timo und Elias nur ein paar Meter weiter. „Wir kennen uns jetzt schon länger, treffen uns häufig, am liebsten zum Fahrradfahren“, erzählte am Samstag stellvertretend Elias für die Truppe.

Der Künstler bei der Arbeit.
Der Künstler bei der Arbeit. © Alexander Lück

Da saßen sie gemeinsam am Tisch und malten Entwürfe auf ein Blatt Papier. Denn direkt daneben an der vorher so unansehnlichen Hauswand ging es mit dem „We are one“-Schriftzug, an dem seit Freitagnachmittag gemeinsam gearbeitet wurde, so schnell voran, dass Marcel Veneman und der städtische Sozialarbeiter Philipp Nikodem noch einen weiteren Programmpunkt aus dem Ärmel zauberten.

Sie trieben ein paar Sperrholzplatten auf und gestalteten so im Laufe des Tages mit dem Dutzend an jungen Teilnehmern – es hätten sich durchaus auch Ältere anmelden dürfen – noch Graffitikunst für Zuhause. Dafür waren die Vorlagen mit Buntstiften gedacht.

Sicherer Umgang mit Sprühdosen

„Das Gemälde an der Hauswand zu sehen, an dem man selber mitgearbeitet hat, ist ja schon toll. Aber etwas zum Mitnehmen sicher auch nicht schlecht“, so Graffitikünstler Veneman. Er brachte den Mädchen und Jungen den richtigen und sicheren Umgang mit den Sprühdosen und dazu nötigen Schutzmasken bei, so dass nach dem zwei Workshoptagen am Freitag und Samstag auch alle sagen können, dass sie zu der nun bunten Wand etwas beigetragen haben.

Die finalen Ausbesserungsarbeiten nahm dann der Profi selbst vor. Bei allem Respekt für die anderen Teilnehmer: Die größte künstlerische Begabung darf man Christina Imka attestieren, die mit den Buntstiften einen beeindruckenden Oktopus auf ihre Vorlage zauberte. Die junge Frau hat Marcel Veneman immer wieder schon zu seinen Graffitiworkshops eingeladen, ihr großes zeichnerisches Talent erkannt und so gleich auch ein wenig künstlerische Hilfe für die anderen dabei. Das sagt Imka selb: „Graffiti ist für mich persönlich noch recht neu als Kunstform. Aber ich würde mir wünschen, dass es viel mehr Flächen dafür in der Öffentlichkeit gibt.“ An der Bischof-Hennighaus-Straße jedenfalls ist nun ein buntes, weithin sichtbares Zeichen für Toleranz und Verständigung entstanden.