Menden/Arnsberg. . Ehepaar aus Menden wurde Zeuge eines Tankstellenüberfalls in Arnsberg. Sie filmten die mutmaßlichen Täter bei der Flucht mit der Handykamera.

Es sollte ein schöner Familienausflug ins Fort Fun werden. Auf dem Weg zum Sonntagsvergnügen am 12. Oktober des vergangenen Jahres wurde ein Mendener Ehepaar dann aber Zeuge eines Tankstellenüberfalls in Arnsberg. Geistesgegenwärtig filmten die Mendener die Flucht der vermeintlichen Täter mit der Handykamera – und tragen damit möglicherweise zur Aufklärung einer Überfallserie in Arnsberg bei.

„Da stimmt was nicht!“

Am Dienstag wurde das Paar vor dem Landgericht Arnsberg in den Zeugenstand gerufen. Zwei Männer sind dort angeklagt, für drei Überfälle auf eine Tankstelle sowie Raubüberfälle auf Bäckereien verantwortlich zu sein. Auch den Überfall am 12. Oktober 2014 sollen sie gemeinsam verübt haben.

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Sonntagmorgen. Familie T. aus Menden ist auf dem Weg ins Fort Fun und fährt dabei über Holzen in Richtung Autobahnauffahrt in Neheim. Auf Höhe einer Tankstelle am Holzener Weg sehen sie zwei Männer, die hurtig auf Fahrräder steigen und sich eilig vom Ort entfernen. „Da stimmt was nicht!“, sagen sich die Mendener sofort. Die Ehefrau schnappt sich das Handy und filmt die Flucht über einige hundert Meter, bis das Duo in einem Waldweg verschwindet.

Ordentlich Handzeichen gegeben

„Der Kleine war so schnell weg, von ihm konnte ich nicht viel sehen“, erinnerte sich Zeugin T. in der Gerichtsverhandlung, „das war schon sportlich“. Einen anderen Mann aber konnte sie deutlich erkennen und auch filmen. Der Angeklagte L. – im Gegensatz zu dem Mitangeklagten W. ist er in mindestens drei von sechs Anklagepunkten geständig, spricht aber nicht über Mittäter – war deutlich auszumachen. „Er war nicht so schnell und hat sich sogar noch zu uns umgedreht“, erinnerte sich die Mendenerin. Ihr Mann berichtet, dass der Angeklagte W. sogar noch ordnungsgemäß ein Handzeichen gegeben habe, als er sich auf seinem Fahrrad in den fließenden Verkehr einordnete.

Das Mendener Ehepaar wurde durch das Video, das als Beweismittel im Landgericht zugelassen wurde, und auch durch die Aussagen zu einem wichtigen Baustein der Anklage und Ermittlungen. Der Ehemann legte sich zumindest fest, dass seine Beschreibung des schnelleren fliehenden Radfahrers „in die Richtung“ des Angeklagten W. gehen könne. Die Beteiligung von W. an den Überfällen nachzuweisen, wird indes die große Herausforderung des noch auf weitere zwei Verhandlungstage angesetzten Prozesses.

Familienausflug mit Verspätung fortgesetzt

Der Familienausflug wurde an dem Sonntag im Herbst 2014 übrigens noch fortgesetzt, wenn auch mit Verspätung: Nachdem sich die Mendener zur Tankstelle begeben und sich als mögliche Zeugen gemeldet hatten, waren sie noch zur Polizeiwache gebeten worden, um ihre Aussage zu Protokoll zu geben. „Dann sind wir doch noch ins Fort Fun gefahren“, erzählte die Zeugin.