Arnsberg. .

Für Beate G. war die Welt eigentlich ganz in Ordnung. Nach über 20 Jahren hatte sie sich ein Herz genommen und suchte sich wieder eine Beschäftigung. Die 55-jährige Holzenerin nahm einen Job als Aushilfe an einer Tankstelle an. Die Arbeit machte ihr Spaß. Nun wurde sie Opfer eines Raubüberfalls. „Ich kannte bis dahin nicht wirklich Angst, jetzt kenne ich sie und fühle mich überhaupt nicht mehr wohl“, sagt sie.

Eigentlich, so sagt sie, sei sie eine starke Person. „Doch jetzt habe ich richtig Angst“, ist sie verzweifelt. Und sie fragt sich, ob sie überhaupt noch in der Lage sein wird, sich hinter eine Kasse zu stellen. Gerade erst hatte sie ein Gespräch mit einem Polizeipsychologen. Die Fachleute können sich hineindenken in die Seelenlage von Überfallopfern.

„Streifefahren statt Blitzen“

Sie ist froh, dass die Polizei dieses Angebot macht, zeigt sich ansonsten aber auch ein wenig irritiert über die Arbeit der Polizei. „Sollte die Polizei bei dieser akuten Einbruchsserie nicht besser auf Geschwindigkeitskontrollen verzichten und mehr Streife fahren!“, wünscht sie sich. Die Sicherheit müsse doch an erster Stelle stehen.

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Hinter Polizeimeldungen über Raub und Überfällen stehen stets persönliche Schicksale. Sie gehen in Berichterstattungen und Aufklärungsstatistiken oft unter. Wenn die Fälle geklärt sind, stehen die Opfer oft mit den Folgen noch alleine da. „Man geht seiner Arbeit nach, verdient sich ein paar Mücken auf ehrlicher Art und Weise und dann kommt so Einer daher, sahnt in kürzester Zeit ordentlich Kohle ab, verschwindet auf Nimmerwiedersehen und macht die Psyche eines Menschen kaputt“, sagt Beate G. frustriert.

Ihr subjektives Sicherheitsgefühl ist nach dem Überfallerlebnis, das sie in diesen Tagen mit mehreren Opfern im Großraum Neheim teilt, empfindlich gestört. „Sollte sich unsere Politik nicht langsam mal Gedanken um die Sicherheit des normalen Bürgers machen, der sich schon fast nicht mehr auf die Straße trauen kann“, beklagt sich die 55-jährige Frau, „und ebenso die vielen kleinen Geschäfte wie Tankstellen, Kioske, Imbissbuden, Bäckereien und deren Angestellte sind nicht mehr sicher!“

Statistiken beruhigen Opfer nicht

Das Gefühl eines Opfers, das weder durch Aufklärungsstatistiken noch Fahndungserfolgsmeldungen so einfach beruhigt werden kann. Da kommt er dann ganz schnell der Ruf nach zusätzlichen Sicherheits-Instrumenten. „Muss man wirklich eine Art Bürgerwehr einsetzen?“, fragt die Holzenerin.

Beate G. war direkt betroffen von einem Raubüberfall. Ihr Cousin leidet mit. Gerade erst war der 45-jährige an MS erkrankte Frührentner an der Tankstelle angelernt worden. Für ihn brachte der Job wieder ein wenig Tagesstruktur und wie er selbst sagte „100 Prozent mehr Lebensqualität“. Nach dem Überfall weiß auch er nicht, ob er weitermachen kann, und fürchtet, dass sich diese jetzt beschleichende Angst negativ auf seine Gesundheit auswirken könne.

„Das sind nur zwei von in letzter Zeit sehr vielen Schicksalen!“, sagt Beate G. auffordernd, „da muss doch dringend etwas passieren, oder?“.