Arnsberg. . Der Prozess vor dem Landgericht Arnsberg zu der Raubüberfallserie, die Arnsberg im Herbst vergangenen Jahres beschäftigte, wurde fortgesetzt. In den Fokus der Ermittlungen kommt nun möglicherweise auch ein dritter Täter. Die überfallenen Mitarbeiter der Tankstelle leiden unterdessen noch heute.

„Jetzt haben wir wohl auch neue Ermittlungsansätze für die Staatsanwaltschaft“, so der Vorsitzende Richter Klaus Peter Teipel vom Landgericht Arnsberg. Die Zeugenaussage des beim ersten von drei Tankstellen-Überfällen auf dem Holzener Weg bei Hüsten anwesenden Mitarbeiters entlastete den Angeklagten L. und brachte so zeitgleich eine weitere Person in den Fokus künftiger Ermittlungen.

Bei dem Unfall am 12. September 2014 waren zwei Täter beteiligt. Als anderen Räuber legte sich der Zeuge auf den Angeklagten W. fest. Er würde die „markanten Augen“ erkennen, sagte er. Der andere Täter sei aber sicher nicht der Angeklagte L. gewesen.

L. räumt nur ein, am 12. Oktober beim Überfall auf die Tankstelle dabei gewesen zu sein. Der Angeklagte W. hingegen war beim zweiten Überfall am 10. Oktober einer 24-jährigen Zeugin aufgefallen. Bei der Flucht mit dem Rad vom Tatort habe er ihr im Auto die Vorfahrt genommen und später an der Ampel neben ihr gestanden. „Er hatte einen bösen Gesichtsausdruck“, sagte die Zeugin vor Gericht. Es sei eindeutig der Angeklagte W. gewesen.

Auf der Anklagebank sitzen die vermeintlichen Täter. Vor dem Landgericht Arnsberg wird aktuell der Fall einer Serie von Raubüberfällen in Arnsberg aus dem vergangenen Herbst behandelt. Die Angeklagten L. (34) und W. (32) sahen sich am Dienstag mit Betroffenen der drei Überfälle auf eine Tankstelle am Holzener Weg konfrontiert. Sie konnten hören, welches Leid Opfer von Straftaten auch noch Monate später zu ertragen haben.

Viel Leid für geringe Beute

Rund 800 Euro wurden bei den drei Überfällen innerhalb eines Monats an der Tankstelle erbeutet. „Das war nicht viel“, sagt der 31-jährige Tankstellen-Betreiber vor Gericht, „der Schaden aber ist dennoch groß“. Die Überfälle haben etwas gemacht mit der Psyche der Opfer. „Wenn jetzt jemand mit Mütze ins Geschäft kommt, kriegst du Panik“, erzählt der Chef der überfallenen Tankstelle. Das könne man erst verstehen, wenn man es erlebt habe. Ihm sei beim Überfall am 12. Oktober - dem dritten Fall - ein Schraubenzieher vor das Gesicht gehalten worden. „Aber es muss ja weitergehen“, so der Geschäftsmann.

Seine Mitarbeiter waren vorher betroffen gewesen, und sie leiden noch deutlich mehr unter dem Erlebnis. Als erstes - am 12. September - hat es einen 40-jährigen Mitarbeiter erwischt. Mit dem Messer sei er bedroht worden. „Die erste Zeit war ganz furchtbar“, sagt er nun vor Gericht, wo er als Zeuge befragt wurde. Die Tankstelle - also seinen Arbeitsplatz - konnte er aus psychischen Gründen nicht mehr betreten, Menschenmengen mied er und befindet sich noch heute in einer Traumabehandlung. Jetzt vor Gericht komme vieles wieder hoch.

Seiner Kollegin (56) geht es nicht viel besser. Auch sie arbeitet nicht mehr an der Tankstelle, seit sie am 10. Oktober von nur einem Mann überfallen worden war. „Ich kann das nicht mehr“, sagte sie dem Gericht, „ich hatte nur noch Angst beim Arbeiten“. Ihr sei von dem Täter ein Schraubenzieher vor den Bauch gehalten worden.