Olpe. . Schock für die Betreiber des Goldenen Löwen in Olpe: Das Ordnungsamt will künftig auf der 1 Uhr-Sperrzeit bestehen, weil sich Nachbarn beschwert hatten.
Die eine Seite sieht das florierende Nachtleben der Olper Innenstadt in existenzieller Gefahr, die andere das Wohl der Nachbarn. Die eine Seite: Das sind die jungen Gastronomen Verena Rüsche und Antje Heising (Goldener Löwe) sowie Christos Batgidis, der seit März 2013 die Grotte führt. Auf der anderen Seite die Stadt Olpe, Bürgermeister Horst Müller und sein Ordnungsamt.
Die Vorgeschichte: Der Goldene Löwe wurde im Sommer des vergangenen Jahres von den langjährigen Inhabern Kalli Dicke und Tanja Obst an ihre Mitarbeiterinnen Verena Rüsche und Antje Heising übergeben. Von der Einhaltung einer 1 Uhr-Sperrstunde, so Verena Rüsche im Gespräch mit unserer Zeitung, „hat nie jemand etwas gesagt. Wir hatten immer solange auf, wie wir wollten.“ Am Wochenende gehe das schon mal im Gewölbekeller bis 4 oder 5 Uhr.
Zunehmend Nachtschwärmer
Nach dem ,Aus’ der ,Nachtschicht’ hätten sich zunehmend Nachtschwärmer auf die anderen Kneipen der City verteilt, und durch das Nichtraucherschutzgesetz komme es natürlich vor, dass sich Raucher auch noch spät vor der Gaststätte unterhielten.
Vergangenen Donnerstag dann das Schock-Erlebnis: Das Ordnungsamt habe mit vier Leuten angeklopft und gedroht, den Laden zuzumachen, falls man die 1-Uhr-Sperrstunde künftig nicht einhalte. Grund: Nachbar-Proteste. Verena Rüsche: „Meine Kollegin ist in Tränen ausgebrochen.“
Will die Stadt Olpe Zügel anziehen?
Von einer plötzlichen Kneipen-Feindlichkeit der städtischen Ordnungshüter berichtet auch Christos Batgidis: „Ich wollte vor der Grotte ein kleines Zelt aufstellen, um die Tradition des ,Stephanus steinigen’ am 2. Weihnachtstag zu feiern. Auch da hat die Stadt ,Nein’ gesagt.“ Was er als Indiz dafür sieht, dass die Stadt gegenüber der Gastro-Szene in der City die Zügel anziehen wolle.
Batgidis und Rüsche sehen sich jedenfalls in ihren Bemühungen, die City lebendig zu halten, behindert. „Da wollen gut ausgebildete junge Leute ‘was machen“, so Batgidis, der Tourismus- und Eventmanagement studiert hat, „und dann verhält sich die Stadt so.“
Hauptgeschäft zwischen Mitternacht und 3 Uhr
Sollte es bei der Sperrstunde von 1 Uhr für den Löwen bleiben, wäre das in wenigen Monaten das ,Aus’. Auch in der Grotte, so der 27-Jährige, „mache ich das Hauptgeschäft zwischen Mitternacht und 3 Uhr morgens.“ Nach dem Nichtraucher-Gesetz jetzt auch noch ein überstrenges Ordnungsamt - „dann ist der Tod der Innenstadt vorprogrammiert.“
Olpes Bürgermeister Horst Müller will die Argumentation nicht gelten lassen. Wer einen Gastronomiebetrieb in einem solchen Mischgebiet betreiben wolle, müsse sich an Auflagen halten. Dem früheren Betreiber sei seinerzeit die Genehmigung erteilt worden, „wo drin steht, ganz unabhängig von der Sperrzeit, dass das Restaurant ,Goldener Löwe’ bis 1 Uhr geöffnet sein darf.“ Die jetzigen Pächter müssten nichts anderes tun, und das wüssten sie auch, als beim Bauamt zu beantragen, „bis 3, 4 oder maximal 5 Uhr öffnen zu dürfen.“ Und genau dieser Vorgang, so Müller, laufe derzeit auch.
Diskotheken nicht zulässig
Auf die Frage, warum das Olper Ordnungsamt nach offensichtlich jahrelanger Duldung des ,Nachtlebens’ plötzlich so streng vorgehe, antwortete Müller: „Wegen der erheblich zugenommenen Nachbarschafts-Klagen. Es gibt rund um den Marktplatz Menschen, die da wohnen und ihre nächtliche Ruhe haben möchten.“ Und das Ordnungsamt habe die Pflicht, auf störende Lärmbelästigungen zu reagieren.
Grundsätzlich fügte Müller noch hinzu: „Es gibt Kneipiers, die offenbar nicht ganz den Unterschied kennen zwischen einem Gastronomiebetrieb und einer Vergnügungsstätte.“ Und dann der vielsagende Zusatz: „Diskotheken in Mischgebieten sind nicht zulässig.“