Erst in letzter Sekunde konnte der Dräulzer Umzug noch gerettet werden: Denn Altweiber-Präsidentin Jutta Nebeling, so war aus gut unterrichteter Quelle zu erfahren, war ihr etatmäßiger Treckerfahrer plötzlich abhanden gekommen. Und genügend männliche Sklaven, die den prächtigen Großwagen hätten ziehen können, waren auch nicht zur Stelle.
Glücklicherweise fand sich in letzter Sekunde Schlepper-Ersatz, und so konnte der närrische Lindwurm, zwar etwas verspätet, aber dann auch bei zeitweilig spärlich hervorlugender Sonne durch die Stadt rollen bzw. marschieren. Dabei hatte ein Schneesturm am Vormittag noch Schlimmes befürchten lassen, doch Petrus hatte ein Einsehen mit den Dräulzer Weibsleut’.
Neun Großwagen
Insgesamt präsentierten sich neun Großwagen, zehn Handwagen und 18 Fußgruppen, natürlich auch musikalisch untermalt durch die Kapellen aus Drolshagen, Reichshof, Olpe und Lieberhausen. Als Motto hatte sich das Narrenvolk in diesem Jahr die frisch fertig gestellte neue Festhalle auf der ,Lohmühle’ auserkoren: „Dräulzer Weiber feiern in jedem Fall in der neuen Vierjahres-Halle“.
Im Blickpunkt natürlich wie immer die Übergabe des Rathausschlüssels und damit der weltlichen Macht. In diesem Jahr durften die Lister-Sisters sich über diese Ehre freuen, denn ihr ,Haus-See’, die Listertalsperre, feierte ja vor wenigen Monaten erst das 100-Jährige.
Die Moderatoren des Umzuges, Axel Gosmann und Matthias „Winti“ Wintersohle, begrüßten die „Sisters“ denn auch vor dem Rathaus besonders herzlich. Ebenso natürlich Bürgermeister Theo Hilchenbach, der sichtlich erleichtert einmal seine schwere Bürde in andere Hände legen konnte. In seiner Abdankungsrede bewies er reichlich Galgen-Humor: „Hund, Haus und Gewerbe, alles wurde teuer, und selbstverständlich auch die Vergnügungssteuer. Trotzdem lassen wir uns den Spaß heut’ nicht nehmen, und feiern und schunkeln und lassen die Halle gleich beben.“
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Und mit Blick auf die neuen Machthaber der Stadt fügte er hinzu: „Die Lister-Sister, die sind schon am Beben, denn die wollen gleich in der Halle einen heben, Zuvor geb’ ich ihnen den Schlüssel der Stadt, für heut’ habe ich das Regieren mal satt.“
Fazit: Gute Laune, rechtzeitig erträgliches Wetter, bunt kostümierte Narren - und fantasievolle wie farbenfrohe Themen wie „Sister Act“, „Zauberwürfel“, „Erbsen“ oder „Gespenster“ sorgten für zahlreiche Hingucker. Das einzige, was ein wenig fehlte, außer dem Zugmotto und den Lister-Sisters mit „100 Jahre Listertalsperre“ waren Themen, die das heimische Geschehen aufs Korn genommen hätten. Vielleicht das nächste Mal.
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