Elspe. . Am Ende gab es Blumen für die Hauptdarsteller, das Publikum erhob sich von den Plätzen, applaudierte den 60 Akteuren zu einer großen Leistung, zufriedene Gesichter überall, Premiere in Elspe.

Es war erfolgreicher Auftakt in die neue Spielzeit des Elspe Festivals, die von den Karl-May-Fans mit Spannung erwartet wurde. Denn die sonst üblichen Premieren-Routine in Deutschlands Wilden Westen griff diesmal nicht. Wie wird das Publikum auf die Inszenierung mit den gedoppelten Hauptdarstellern reagieren, wie kommt der inszenierte Abschied von Kult-Winnetou Benjamin Armbruster an, das alles im Rahmen des wohl emotionalsten Karl-May-Klassikers Winnetou I. Und wie wird sich das „ausgewachsene Greenhorn“ Oliver Bludau in seiner ersten Old Shatterhand-Saison schlagen.

Er tat es mit Bravour und war anschließend „total erleichtert“. Zigmal hat das Ensemble die gesamte zweistündige Inszenierung bei den Proben durchgespielt. „Aber, wenn du das erste Mal vor Publikum spielst, ist das was ganz anderes. Du weißt zum Beispiel nicht, wie das Pferd vor 4000 Zuschauern reagiert. Ich habe erst hinterher gemerkt, wie nervös ich war“, so Oliver Bludau. Das Publikum jedenfalls war mehr als zufrieden mit dem Newcomer, der in seiner ersten Saison gleich zwei der bekanntesten Schlüsselszenen der Karl-May-Literatur spielen durfte, die Besiegelung der Blutsbrüderschaft mit Winnetou Jean Marc Birkholz und die Sterbeszene mit Winnetous Schwester Nscho-tschi, gespielt von Radost Bokel, die bei den Reitszenen noch etwas gehemmt wirkte. Mucksmäuschenstill war es bei der Todesszene im Zuschauerraum, ein Beleg dafür, dass die Inszenierung den Nerv des Publikums getroffen hatte. So sah es auch Dauerbösewicht Rolf Schauerte, der den Gangster-Boss Santer mimte: „Als ich gesehen habe wie das Publikum reagiert, hatte ein gutes Gefühl.“

Die Inszenierung war nicht ganz so actionreich wie frühere Produktionen, Winnetou I, die Geschichte einer großen Freundschaft, beinhaltet mehr Emotion und große Szenen. Durch den Einbau vieler humorigen Szenen schaffte Regisseur Jochen Bludau einen gelungenen Gegenpol, vor allem zur Freude des jüngsten Publikums. Bestnoten verdienten sich hier Joachim „Hihihi“ Kaiser als Sam Hawkens und Markus Lürick als Sheriff Barker, der schon im Rahmenprogramm in der Stunt-Show „Fight an fire“ als launiger Moderator glänzt. Genial inszeniert ist der Übergang des Prologs, an dessen Ende Jochen Bludau und Benjamin Armbruster auf den Beginn ihrer Freundschaft zurückblicken – als Einleitung zum Hauptstück: Die beiden versinken auf einer absenkbaren Bühne aus dem Blickfeld, gleichzeitig rollt eine hölzerne Kirche nach hinten von der Bühne.

Natürlich gab es auch viel Bewährtes in Deutschlands Wilden Westen, sehenswerte Schlägereien, Stunts, galoppierende Pferde, jede Menge Explosionen und ein energieentladendes Finale, in dem der Bösewicht brennend mit 60000 Liter Wasser in die Tiefe rauscht. Technik, Ton und Dialoge waren ohne Tadel, beeindruckend wie immer die schauspielerische Leistung von Meinolf Pape als Häuptling Matto Schako, der seine actionreiche Rolle - wie immer – intensiv und überzeugend interpretierte.

Am Ende gab es Blumen und eine Hommage des Ensembles für die scheidenden Hauptdarsteller Benjamin Armbruster und Jochen Bludau: „Wir wollen die zwei nicht vergessen, weil die Bühne seit Jahren geprägt haben und prägen.“ Und da wurde es wieder sehr emotional beim Elspe Festival.