Lennestadt. . Als Momo wurde Radost Bokel bekannt, später zog sie ins RTL-Dschungelcamp - und jetzt kommt sie als Schauspielerin ins Sauerland: Ab dem 23. Juni spielt Bokel bei den Karl-May-Festspielen in Elspe Winnetous schöne Schwester Nscho-tschi. Ein Interview über den großen Manitu und die Welt.

Vom Dschungelcamp ins Indianerzelt: Ex-„Momo“-Darstellerin Radost Bokel (37) spielt zwischen dem 23. Juni und dem 2. September bei den Karl-May-Festspielen in Elspe Winnetous schöne Schwester Nscho-tschi. Der erste offizielle Probentag mit Fotoaufnahmen fällt buchstäblich ins Wasser. Es gießt in Strömen über der Naturbühne im Sauerland. Doch eine Indianerin kennt keinen Schmerz - und hat Zeit für ein Interview über den großen Manitu und die Welt. Stilvoll im hellen Wildlederkostüm und mit schwarzer Indianer-Perücke unter den nach eigenen Angaben „güldenen Haaren“.
Hallo Frau Bokel. Sie sind seit ein paar Tagen im Sauerland. Nicht dass sie denken, dass es hier immer so kräftig regnet. Wie sehen Ihre ersten Eindrücke aus?

Radost Bokel: Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben im Sauerland. Gut, dass ich noch eine dicke Jacke eingepackt habe. Hier sind es drei bis vier Grad weniger als daheim in Frankfurt. Trotz des Regens bin ich als Naturmädchen ganz begeistert von der Gegend und schon mit meinen Hunden spazieren gegangen (während des Interviews im Aufenthaltsraum der Darsteller schwirren die schnee-weißen Labradore Candy und Tyson um den Schreibblock des Fragestellers).

Sie haben Ihre Familie mit nach ­Elspe gebracht?

Radost Bokel: Oh ja, mein Mann Tyler, mein dreijähriger Sohn Tyler junior und ich haben uns eine Wohnung in Oberelspe genommen – dort war bis gestern Schützenfest. Habe ich auch noch nicht erlebt.

Wie ist Ihr Engagement zustande gekommen?

Radost Bokel: Ich bin angefragt worden und habe mich ganz schnell, innerhalb eines Tages, entschieden. Winnetou , den H­äuptling der Apachen, habe ich immer sehr geliebt. Als kleines Kind sollte ich um viertel nach Acht, wenn die Filme im ­Fernsehen begannen, ins Bett. Dann habe ich mich unter einem Tisch neben der Kinderzimmertür versteckt und zugeschaut.

Elspe-Festival-Geschäftsführer Oliver Bludau kommt hinzu und lobt seine neue Darstellerin, die so unkompliziert und umgänglich sei.

Warum haben Sie Radost Bokel für die kommende Spielzeit verpflichtet?

Oliver Bludau: Wir haben lange Zeit auf Stars und Sternchen verzichtet. Aber wir haben gemerkt, dass die Karl-May-Festspiele zwar einen hohen Bekanntheitsgrad besitzen, aber wir sie wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen bekommen müssen. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre erreichen wir sehr gut, für die Altersgruppe danach sind die Geschichten von Karl May offenbar uncool. Erst ab Ende 20 ist wieder Interesse da. Die Zielgruppe zwischen 14 Jahren und Ende 20 hat Radost Bokel Anfang des Jahres im Dschungelcamp gesehen.

Frau Bokel, Sie sind Siebte beim Dschungelcamp geworden? Hat sich die Reise in den australischen Urwald für Sie gelohnt?

Radost Bokel: Auf jeden Fall. Es war hilfreich für meine Karriere, weil ich dadurch wieder bekannter geworden bin. Es gehörte Mut dazu, aber ich habe positive Erfahrungen gemacht, an die ich mich das ganze Leben ­erinnern werde – wie an „Momo“ und an Elspe. Das weiß ich jetzt schon.

Was haben Sie in den vergangenen Monaten nach dem Dschungelcamp so gemacht?

Radost Bokel: Ich war in verschiedenen Talkshows und habe beim Promi-Dinner bei VOX mitgemacht. Mit Hühnchen mit Erdnuss-Soße als Hauptgericht. Das machen wir sehr oft.

Sie haben noch nie Theater gespielt und werden ab 23. Juni bei Wind und Wetter 52 Vorstellungen spielen. Wie haben Sie sich vorbereitet?

Radost Bokel: Es ist richtig, ich war bislang immer nur in Spiel- und Fernsehfilmen im Einsatz, nie live auf einer Bühne. Ja, es ist eine Herausforderung. Zehn Wochen lang täglich aufzutreten, stelle ich mir schon hart vor. Zur Vorbereitung habe ich mir mein paar Winnetou-Folgen angeschaut, die übrigens wie „Momo“ von Horst Wendlandt produziert wurden. Die Nscho-tschi spielte Marie Versini - ich soll ihr ähneln, haben mir schon einige Leute gesagt. Und ich habe Unterricht im Westernreiten genommen, meine Reiterfahrungen der Kindheit aufgefrischt.

Was reizt Sie an der Figur Nscho-tschi?

Radost Bokel: Sie ist ein herzlicher, unschuldiger, lieber und temperamentvoller Mensch. Wir haben viele Gemeinsamkeiten, die Rolle passt zu mir.

Von 1976 bis 1980 sowie 1982 bis 1986 spielte Film-Held Pierre Brice den Winnetou bei den Elsper Karl-May-Festspielen? Haben Sie den Darsteller schon einmal persönlich getroffen?

Radost Bokel: Bislang noch nicht. Aber im Oktober treffe ich ihn bei der Verleihung des Tierschutzpreises „Goldene Pfote“. Ich bin die Schirmherrin, und er engagiert sich auch im Tierschutz. Ich frage mich nur, ob mein Schul-Französisch für ein Gespräch reicht.

Am Montag hatte die sympathische Schauspielerin aus gutem Grund probenfrei. Sie feierte ihren 37. Geburtstag. Den Tag wollte Radost Bokel mit Ehemann und tierliebem Sohn im Fort Fun Abenteuerland in Bestwig-Wasserfall verbringen. Großes Indianer­ehrenwort.