Attendorn. Es geht um Alles oder Nichts: Ob das neue Wohngebiet in Attendorn-Petersburg entsteht, hängt an dieser einen Bedingung der Volksbank.

Es geht um Alles oder Nichts. Es geht um die Frage, ob die Volksbank Sauerland als Investor im Attendorner Ortsteil Petersburg auf der grünen Wiese ein Wohnbaugebiet realisieren wird oder nicht. Die Liste der Interessenten ist laut Angaben der Bank bereits auf mehr als 30 gewachsen. Doch ob diese bauwilligen Familien die Chance bekommen, sich den Traum ihres Eigenheims in Petersburg zu erfüllen, steht auf Messers Schneide. Denn nur dann, wenn die Stadt, die Planungsrecht schafft, der Volksbank im städtebaulichen Vertrag eine sogenannte Öffnungsklausel für noch nicht absehbare Folge- und Zusatzkosten einräumt, wird die Bank ihr Projekt umsetzen. Falls nicht, worauf die Stadtverwaltung pocht, ist das Wohnbaugebiet in unmittelbarer Nähe zum geplanten Industriegebiet Fernholte im Eckenbachtal schon wieder Geschichte. Denn dann lässt sich das große Bauvorhaben für den Investor nicht mehr wirtschaftlich umsetzen. Die Entscheidung muss nun die Politik treffen.

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Die Situation ist prekär. Einig sind sich Stadt und Volksbank, die seit zwei Jahren an dem städtebaulichen Vertrag arbeiten (damals auf Antrag der CDU) und bislang keine Einigung erzielt haben, im Prinzip nur darüber, dass der Quadratmeter-Preis im Durchschnitt bei 165 Euro liegen soll. Auf diese Summe draufschlagen, darf die Volksbank die allgemeinen Baukostensteigerungen aus den vergangenen Monaten für den Straßen- und Kanalbau. Mehr will die Stadt allerdings nicht zulassen.

Eine Visualisierung des neuen Wohnbaugebietes in Petersburg. Diese Darstellung stammt von der Volksbank.
Eine Visualisierung des neuen Wohnbaugebietes in Petersburg. Diese Darstellung stammt von der Volksbank. © WP Olpe | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Sie treibt die Sorge um, dass ansonsten die Quadratmeter-Preise durch die Decke schießen könnten. „Es geht jetzt um die Frage, wie weit wir über den Bodenrichtwert noch gehen wollen und wann das Ganze zu teuer wird“, hatte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) im Gespräch mit dieser Redaktion vor einigen Wochen gesagt. Besagter Bodenrichtwert liegt in Petersburg bei 125 Euro pro Quadratmeter. Für die Verwaltung ist dieser Wert eine wesentliche Orientierung.

Wir hoffen, dass dies nicht erforderlich wird, weil wir die Grundstücke möglichst kostengünstig anbieten wollen.
Philipp Kalthoff, Bereichsleiter der „Voba Regio“

Für die Volksbank ist allerdings klar: Sie braucht zwingend eine vertraglich zugesicherte Option, zusätzliche Kosten etwa für weitere Gutachten oder für planerische Veränderungen im anvisierten Wohngebiet (z.B. breitere Straßen oder mehr Autostellplätze im öffentlichen Raum) an den Grundstückskäufer weiterzugeben. „Wir hoffen, dass dies nicht erforderlich wird, weil wir die Grundstücke möglichst kostengünstig anbieten wollen. Aufgrund unserer eher bodenständigen Kalkulation, die keine großen Spielräume und Puffer vorsieht, benötigen wir aber eine solche Option“, erklärt Phillipp Kalthoff, Bereichsleiter der „Voba Regio“, die alle regionalen Immobilien- und Beteiligungs-Projekte betreut. Mit den Kosten würde auch das Vermarktungsrisiko steigen, daran habe der Investor selbst kein Interesse. Aus Sicht der Verwaltung gehören mögliche Mehrkosten jedoch zum Investorenrisiko, deswegen will die Verwaltung eine solche Klausel nicht zulassen – auch aus Sorge, dass eine solche Entscheidung Auswirkungen auf andere zukünftige Wohngebiete in der Stadt nehmen könnte.

Neuartiges Wärmeversorgungskonzept

Der Stadtrat wird über diese Frage nun bei seiner nächsten Zusammenkunft am Mittwoch, 26. Juni, allerdings im nicht-öffentlichen Teil, entscheiden müssen. Zuvor beschäftigt sich damit auch der Planungsausschuss unter Ausschluss der Öffentlichkeit am kommenden Montag, 10. Juni. Sollte die Politik mehrheitlich dafür stimmen, dass die Volksbank noch nicht absehbare Folge- und Zusatzkosten weitergeben darf und alsbald der städtebauliche Vertrag unterschrieben wird, könnte die Bank ihre Planungen konkretisieren. Das wäre unter anderem im Interesse der CDU, die seinerzeit beantragt hatte, dass die beiden Parteien (Stadt und Volksbank) einen Vertrag ausarbeiten sollten. Rolf Schöpf, stellvertretender Fraktionschef, erhöht den Druck: „Wir wollen, dass dieses Wohnbauprojekt zeitnah umgesetzt wird.“ Und zwar mit der Volksbank.

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In dem neuen Wohngebiet würden vier Doppelhäuser, fünf Mehrfamilienhäuser, 17 Einfamilienhäuser, sieben Kettenhäuser und vier Reihenhäuser (insgesamt 75 Wohneinheiten) entstehen. „Diese architektonische Vielfalt wäre ein Novum in Attendorn“, betont Kalthoff, „und zudem würden wir mit dem Trend gehen, dass aufgrund der gestiegenen Baukosten immer weniger Einfamilienhäuser gebaut werden.“ Einen Teil der Grundstücke würde die Volksbank unter Entstehungskosten zu festgelegten Sonderkonditionen verkaufen, um dem sozialen Aspekt Rechnung zu tragen. Dafür werden andere Grundstücke entsprechend teurer. Das Wärmeversorgungskonzept sieht ein Nahwärmenetz mit zentral gesteuerter, regenerativer Wärmeerzeugung vor (Luft-Wasser-Großwärmepumpe). Jedes Wohngebäude würde daher „nur“ über eine kompakte Wärmeübergabestation verfügen. Die Volksbank arbeitet hierfür mit einem Energieversorger aus dem Rheinland zusammen. Eine Kita, viel Straßenbegleitgrün und eine große Aufenthaltsfläche in der Mitte des Gebietes runden die Planungen ab.